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Immortal - War of blood

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Beitrag von Mister Ich Mi 24 Jun 2015, 00:04

Hafnarfjördür, Island.

„Ich bitte Sie! Sie braucht ein normales Umfeld und ich dachte Ihre Schule hätte Erfahrung mit hochbegabten Kindern?“ – „Tut mir leid, Frau Anarsdottir, aber die Entscheidung der Schule steht fest. Diese… Streiche müssen ein Ende haben.“
„Sie wissen schon, was ich Ihrer Schule bezahle?“ Der Mann der ihr gegenüber saß, nickte nur zur Antwort. – „Ich bitte Sie! Ihre Schule ist unsere letzte Hoffnung!“
„Es tut mir leid, aber… wie gesagt. Leben Sie wohl und alles Gute.“ Der Mann nahm seine Aktentasche und verließ das Haus. Am Weg nach draußen machte er einen großen Bogen um das kleine Mädchen, das im Gras des Gartens saß und mit ihrem Stoffhasen spielte. Er wagte es nicht, das Kind anzusehen, und beschleunigte seine Schritte.
Sophia stand am Fenster und beobachtete ihre Tochter beim Spiel. Es war, wie eigentlich immer in diesem Teil der Welt, spät am Abend oder früh am Morgen und die Sonne blieb hinter den sanften Hügeln stets verborgen. Sie waren erst drei Monate hier und das war bereits die neunte Schule, die ihnen den Laufpass gegeben haben.
Eva fühlte sich unbeobachtet und klappte das kleine Puppenhaus auf. Die Puppen begannen zu tanzen, ergriffen kleine Spielzeuginstrumente und formten ein Orchester, die Gartenzwerge hüpften im Takt und Eva dirigierte die Symphonie, die nur in ihrem Kopf Form und Ton annahm. Sophia stand hinter ihr im Garten und schlang besorgt die Arme um ihren Körper. Hatte sie als Mutter versagt? Sie hatte ihrer Tochter in den letzten zwei Jahren alles beigebracht, was sie wusste. Eva war so klug. Sie sprach nun 18 Sprachen fließend, konnte nahezu jedes Sicherheits-System knacken, verdammt, das Mädchen schoss mittlerweile sogar besser als sie selbst, obwohl es sich nicht sehr viel aus Schusswaffen machte. Sie hatte ihr alles an Menschlichkeit und Moral beigebracht, all die Dinge, die Sophia selbst von Lucas gelernt hatte. Eva langweilte sich, eben weil ihr alles so leicht fiel. Sie war jetzt zwölf Jahre alt und langsam begann sich die Frau abzuzeichnen, die sei einmal werden würde. Vielleicht hatte Sophia sie zu viel beschützt, aber was hätte sie auch anderes tun sollen. Eva war immer noch ein Kind. Das Konzil, Valerius, der Stille Eid, selbst eine Unsterbliche waren hinter ihr her und Sophia tat alles, um diese Mächte von ihrer Tochter fern zu halten. Doch selbst hier, am nördlichsten Punkt der Welt, würde man sie finden, wenn sie zu viel Aufsehen erregten.
„Eva…“
Das Mädchen erschrak etwas, die Puppen und die Gartenzwerge fielen um und verstummten. Sie drehte sich zu ihrer Mutter um und versuchte, möglichst unschuldig drein zu schauen. Es gelang ihr nur bedingt.
„…gerade war Herr Gunnarson von der Schule bei mir“, fuhr Sophia fort und Evas Miene wurde ernst. Sie wusste, was jetzt kommen würde und griff ihrer Mutter vor. „Wann ziehen wir um?“ – „So bald wie möglich…“ – „Und wohin diesmal?“
Sophia schüttelte den Kopf „Ich weiß es nicht.“ Sophia kam näher und hockte sich neben ihre Tochter ins Gras. „Du musst mit deinen Kräften haushalten, Eva. Diese Streiche in der Schule… das hier…“
„Aber, mir ist oft so langweilig, und Mr. Widdlesworth meinte, es ginge schon in Ordnung. Du hättest Mr. Gunnarsons Gesicht sehen sollen, als die Spinte alle am Kopf standen und...“ – „Es tötet dich, Eva.“ Sophia klang mehr besorgt als verärgert und strich ihrer Tochter durch das schwarze Haar. Die weiße Strähne, die sich in den letzten beiden Jahren gebildet hatte, sprach ein ganz deutliche Sprache und Sophia versetzte ihr Anblick immer wieder einen Stich ins Herz. War es bereits zu spät? Wie weit war Eva schon ausgebrannt, wie lange hatte sie noch? Ein paar Jahre, vielleicht weniger?
„Das ist so unfair!“ Eva wurde trotzig, immer öfter, je älter sie wurde. „Du weißt ja nicht, wie das ist. Es fühlt sich so toll an, wenn ich bin, was ich bin. Warum kann ich nicht einfach machen, es fehlt mir etwas wenn ich ‚normal‘ sein muss.“ – „Eva, warum gehe ich nicht in die Sonne?“ – „Das ist nicht dasselbe… ich meine… du bist gemein!“ Schluchzend suchte Eva das Weite und rannte ins Haus. Sophia lächelte mild. Eva würde in ihr Zimmer gehen und eine gute Stunde die Beleidigte spielen. Dann kam sie immer reuig daraus hervor und ihr Gelöbnis zur Besserung hielt für ein paar Tage.
Sie blieb noch eine Weile im Garten hocken und räumte die Puppen zurück in ihr Häuschen, während sie im Kopf mögliche Orte durchging, in die sie beide als nächstes ziehen könnten. Wie Zigeuner, nie lange am selben Fleck. Ein Nomadenleben, immer wachsam, immer vorsichtig.

„Sind sie Sophia Valerius?“
Sophia war wie versteinert, als sie die Stimme hinter ihr hörte. Langsam drehte sie sich um und erblickte den kleinen, mageren Mann, der an ihrer Gartentüre stand. Er wirkte etwas heruntergekommen, sein Bart war struppig, seine Kleidung schmuddelig, obwohl sie einmal sehr vornehm gewesen sein musste. Er sah sie mit eingefallenen müden Augen an.
„Diesen Namen trage ich schon lange nicht mehr“, antwortete sie ihm zögerlich. Der Mann lächelte entschuldigend. „Es tut mir leid, ich kenne nur diesen Namen… Könnten wir… drinnen weitersprechen, das wäre sicherer… und… hätten sie vielleicht einen Teller Suppe für mich, ich bin schon sehr lange unterwegs.“

Sophia stellte den Teller Buchstabensuppe vor dem Fremden ab und legte noch zwei Scheiben Weißbrot dazu. Eva liebte diese Suppe, sie formte immer die wildesten Wörter aus den Nudeln und bestand darauf, dass es sich bei Kreationen wie „afragolisiert“ um echte Wörter handle und konnte extrem geschickt argumentieren, warum dem so sei. Aus Gewohnheit hatte Sophia die Ränder des Brotes mit dem Messer weggeschnitten.
Sie setzte sich dem Unbekannten gegenüber und ihre Hand schloss sich um den Griff der Desert-Eagle, die sie unter dem Tisch versteckt hatte. Es war ein gutes Gefühl, eine schussbereite Waffe in der Hand zu halten. Seit zwei Jahren war sie quasi unsichtbar gewesen, hatte nicht einmal ein Anzeichen ihrer Verfolger bemerkt und plötzlich stand dieser magere Kerl vor ihr.
„Vielen Dank, Madame. Das Wetter in Island ist wirklich unerfreulich kühl, obwohl es hier gerade Sommer geworden ist. Ich war die letzten drei Wochen zu Fuß unter…“
„Wer zur Hölle sind Sie?“, unterbrach ihn Sophia.
„Mein Name ist Louis Chapois. Bitte entschuldigen Sie, das war sehr unhöflich von mir. Ich weiß, dass Sie und Eva verfolgt werden und ich weiß auch, dass Ihre Verfolger völlig im Dunklen tappen, was Ihren Aufenthaltsort angeht, zumindest noch.“ – „Wissen Sie auch, dass ich eine Waffe unter dem Tisch auf Sie gerichtet habe?“
Louis zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Die werden Sie nicht brauchen, Sophia. Ich bin hier, weil ich ihnen helfen möchte. Man nennt mich auch den ‚Propheten‘…“



Tagebuch von Sophia,

Während ich hier im Terminal des Flughafens ins Reykjavik auf meine Maschine warte, finde ich Zeit, diese Worte niederzuschreiben. Früher half es mir immer, ein Tagebuch zu führen, es war als würde man seine Sorgen auf Papier bannen und war kurz von ihnen erlöst. Ich habe nun seit zwei Jahren kein Tagebuch mehr geführt, vielleicht weil ich keine Sorgen hatte, die ich loswerden wollte.
Zwei Jahre… Ich habe tatsächlich gedacht, es würde länger dauern, bis ich wieder die Rüstung und die Waffen eines Todeshändlers anlegen muss. Ich hatte sogar gehofft, es niemals wieder tun zu müssen. Wie töricht von mir. Man entkommt dem, was man ist, nicht. Die Welt holt einen immer wieder ein. Mich hat sie in Form des Propheten eingeholt. Er kam zu mir, um mich zu warnen.
Ich dachte, Ottokar wäre tot, schließlich habe ich ihn sterben sehen. Ich habe mir das Hirn zermartert, wer ihn umgebracht haben könnte, doch die wichtigste Frage habe ich mir niemals gestellt. Warum habe ich es überhaupt gesehen? Warum wurde mir der Tod dieses Vampirs unter die Nase gerieben? Nun weiß ich es. Weil es eine Lüge war. Ein Schwindel, den die Welt glauben musste und die Welt hat es geglaubt. Ottokar von Corvinus war noch am Leben und er war hinter Evas Blut her. Der Prophet hat es mir gezeigt. Eine Zukunft, in der ich versagt hatte. Corvinus hatte die Welt mit Blut und Tot überzogen. Die Häuser waren zerschmettert, Laszlo war tot, Kendra zu einem Ding verdreht, willenlos und nur noch eine Waffe der Corvinus. Ich sah eine Stadt bis auf die Grundmauern niederbrennen. Es war unmöglich zu sagen, welche es war, aber ich sah den Tod in den Straßen, und das Ende von allen Dingen, die einst gut und richtig waren. Das schlimmste jedoch war, das ich wusste, woher Ottokar in dieser Zukunft seine Macht bezog. Er hatte sie getrunken, meine Eva, bis auf den letzten Tropfen. In diesem Moment wusste ich, was ich zu tun hatte.
Ich bin eine Waffe, ich war nie etwas anderes und werde es auch niemals sein. Egal was ich versucht habe, am Ende blieb immer die Waffe übrig. Alles endete in Gewalt und Tod. Ich muss meine Tochter schützen und davonlaufen würde dieses Mal nicht genügen, Louis ließ keinen Zweifel daran. Wenn Ottokar von Corvinus nicht aufgehalten wird, wird er Eva finden. Er kennt Mittel und Wege, die so alt und so finster waren wie seine eigene Vergangenheit.
Ich ließ Eva bei Louis. Er konnte gut mit Kindern umgehen und er konnte in die Zukunft blicken. Ein unvergleichlicher Vorteil, wenn man nicht gefunden werden wollte. Chapois war selbst auf der Flucht. Die Bruderschaft war ihm dicht auf den Fersen und er erzählte mir alles über sie, was er wusste. Es war nicht viel, aber genug, um sie zu fürchten. Sarian war lange an der Seite des Propheten gewesen. Er hatte sich geopfert, um seinem Schützling die Flucht zu ermöglichen. Selbst der Prophet weiß nicht, ob der weiße Wolf noch am Leben ist oder nicht. Die Welt scheint erneut an der Schwelle zu stehen und die Ereignisse der nächsten Zeit würden entscheiden, welche Zukunft sich als die Richtige offenbaren würde. Geflügelte Worte für einen alternden Menschen. Auszubaden werden es andere haben und es wird Blut vergossen und Knochen zermalmt werden an dieser Schwelle, soviel war gewiss.
Ich habe nicht mehr viele Freunde auf dem Europäischen Festland. Louis zeigte mir, was sich im Haus Eden abgespielt hatte. Ich habe meine Fäden zu Emilio vor zwei Jahren durchtrennt und bin ihm eben so wenig etwas schuldig wie er mir etwas schuldig war, doch das hätte ich ihm niemals vergönnt. Lucia, meine Freundin, meine Schwester, was hast du nur getan? Hast du denn nichts gelernt? Vielleicht war es meine Schuld, vielleicht hätte ich ihr eben so viel beibringen müssen, wie sie mir beigebracht hatte. Vielleicht war ihre Existenz auch vom ersten Tag an verdammt und es hätte niemals eine Rettung für sie gegeben.
Das Gate hat gerade geöffnet und ich muss mich auf den Weg machen. Einen Weg aus Blut, Zorn und Tränen. Todeshändler, das ist meine wahre Natur. Tod und Schatten, das ist mein natürlicher Lebensraum. Ich bin wieder auf der Jagd und mein Ziel ist Ottokar von Corvinus. Ich mache mir keine Illusionen, wie meine Chancen stehen gegen einen Vampir, der über 4000 Jahre alt ist, aber ich habe meiner Tochter ein Versprechen gegeben und man soll keine Mutter unterschätzen, die ihr eigenes Kind beschützt.
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