The Sheol Campaign Setting Project
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

Immortal VI - Wrath of a Titan

3 verfasser

Nach unten

Immortal VI - Wrath of a Titan Empty Immortal VI - Wrath of a Titan

Beitrag von Mister Ich Mi 20 Aug 2014, 23:00

Die Krieger des Kaisers

Qenij Nura war nervös. Auch wenn er sich das niemals eingestehen würde, fühlten sich seine Knie weich und seine Hände verschwitzt an, wenn an das dachte was in den nächsten Stunden passieren wird.
Die schwarzen Limousinen bahnten sich nur sehr langsam ihren Weg durch die belebten nächtlichen Straßen von Osaka und brachten die vierundzwanzig Ku´nan ihrer Bestimmung immer näher. Daisuke Raiko saß ihm mit strengen Blick gegenüber. Sein Erschaffer und Ausbilder schärfte ihm noch einmal ein wie er sich in der Nähe den Kaisers zu verhalten hatte. Es war unnötig. Qenij und seine Männer haben sich vierzig Jahre lang auf diesen Moment vorbereitet.
Am Palast angekommen war eine Tausendschaft an Dienern immer noch dabei die letzten Vorbereitungen zu treffen. Das Vorbereiten des Empfanges war ebenen so ein Ritual wie der Empfang selbst. Jedes einzelne Blütenblatt das auf den Weg bis ins Allerheiligste verstreut wurde, war makellos und handverlesen.
Es hatten sie beinahe alle Krieger versammelt als der Kaiser vortrat. Ein Meer aus knienden Kriegern umgab den Thron und niemand wage aufzusehen.
Der Kaiser fragte ob die vierundzwanzig Ku´nan denn würdig seien und forderte eine Kostprobe ihres Könnens. So zogen die Ku´nan ihre Schwerter gegeneinander. Zwölf Paare maßen ihre Kräfte, wie sie es in tausenden Trainings zuvor getan hatten. Qenij duellierte sich direkt mit seinem besten Freund Aijin Oda. Beide waren ebenbürtige Kämpfer und vom selben Rang. Ihre Klingen wirbelten umher, zu schnell für das menschliche Auge. Blut floss, tropfte auf die heiligen Hallen des Kaiserlichen Palastes. Am Ende war Qenij der Überlegene. Der Kaiser blickte hinab auf seine blutenden Ku´nan und war zufrieden. Qenij Nura sollte sie von nun an führen. Es hatte es geschafft. Er erwies sich in den Augen des Kaisers als würdig. Er würde ihn nicht enttäuschen.


im goldenen Käfig

Alexis hatte eine lange Schicht hinter sich gebracht. Raus aus dem Krankenhaus, hatte sie nur einen Gedanken während sie sich schminkte und eine Stunde lang die richtigen Kleidungsstücke für den Abend aussuchte. Sie wollte sich einfach nur amüsieren, nur für ein paar Stunden die Sorgen des Alltags vergessen machen.
Sie hat sich mit Flavio vor einer angesagten Konzil-bar verabredet. Das Gateway. Ihr Freund kam wieder einmal zu spät. Der Hexenmeister brauchte wahrscheinlich noch länger als Alexis um sich für den Abend zu Stylen. Drinnen bot er ihr eine Spritze „True-Blood“ an. Alexis kannte diese Droge Recht gut. Sie hatte fast täglich mit Jugendlichen zu tun die sich mit dem Zeug beinahe umbrachten. Sie gab es ihm dankend zurück. Flavio wurde von einem hübschen Kellner aufgerissen und Alexis entschied den Abend auf der Tanzfläche zu verbringen. Alexis tanzte wild und ausgelassen. Plötzlich glaubte sie jemanden an der Bar stehen gesehen zu haben den sie seit über dreißig Jahren nichtmehr zu Gesicht bekommen hatte. Sie drängten sich an die Theke durch, doch er war verschwunden. Alexis verließ die Bar, ging auf die Straße hinaus. Ließ ihren suchenden Blick schweifen. Die Straßen waren leer. Eine Stimme in ihrem Kopf meldete sich. Seine Stimme. arrogant und selbstherrlich wie immer, „Hallo liebes Kind.“ Es war die Stimme ihres Vaters, die Stimme von Vincent Straco. Er warnte sie, sie solle Zürich so schnell es geht verlassen. Straco hatte wieder irgendeine Teufelei geplant. Er vermieste Alexis endgültig den Abend und sie ging Nach hause.
Als Mündel von Kenneth Irons verfügte sie über denselben Luxus wie jeder der unter Irons Dach lebte. Ein ausschweifender, übertriebener Luxus der ihr manchmal etwas zu weit ging. Es ist nicht so das sie diesen Luxus nicht auch genoss, aber vor allem die selbstverständliche Hingabe welche die Dienerschaft an den Tag legte war ihr oft unangenehm. Wie Drohnen, dachte sie wären sie sich in die heiße Badewanne legte, nachdem sie sich, unter Protest des Personals, selbst endkleidet hatte. Willenlose Drohnen die nur zu dem Zweck existieren uns alles ab zunehmen. Kenneth kam zu ihr. Er erinnerte sie noch einmal an den Empfang nächsten Abend. Die Delegation aus Japan würde kommen und sie solle sich unauffällig benehmen und japanisch lernen. Als er sie wieder verlassen hatte, nahm Alexis das kleine Büchlein zur Hand das auf dem Stuh neben der Badewanne auf sie wartete. Japanisch für Fortgeschrittene, Band drei.  Alexis lächelte, sie hatte schon vor Monaten damit begonnen.


High Society

Das Anwesen in den schweizer Bergen glich von Außen mehr einer gewaltigen Bergfestung. Nach den modernsten militärischen Standards erbaut, und von einer Legion an Konzil Spezialeinheiten bewacht nahm sie drei Viertel der schwer zugänglichen Bergspitze ein. In seinem inneren erinnerte kaum etwas an die militärische Wehrhaftigkeit des Baus. Eingerichtet wie ein Feudales Schloss das selbst Ludwig den XIV vor Neid erblassen lassen würde, bot es Platz für über zweihundert Gäste.
Diese Gäste kamen auch. Viele der kleineren Häuser, Clans oder Rudel waren bereits angereist als die großen Ratsherren eintrafen. Alexis stand in der Reihe neben Kenneths Frauen und Kindern und begrüßte die Gäste höflich und Charmant. Haus Garres, mysteriös und undurchsichtig, wurde von ihrer neuen Herrin vertreten. Kendra Garres gab sich höflich und voll Interesse an der Jungen Straco. Gräfin Micella, Herrin des Loire Rudels, Charmant und aristokratisch wie immer.  Man konnte leicht vergessen welche Bestie unter der blassen, samtigen adligen Haut schlummerte. Piotre Valerius, der ohne Begleitung, dafür aber mit rüpelhaftem Benehmen glänzte und Großinquisitor Angelo Sodano der erneut nur Hohn und Verachtung für Alexis übrig hatte, egal wie höflich und Charmant sie auch war. Selbst die Unsterblichen wurden Still und ehrfürchtig empfangen, auch wenn erneut niemand erschien. Tradition war nun einmal Tradition.
Dann blickten alle gespannt Richtung Tür als von draußen bereits das Marschieren gepanzerter Stiefel zu hören war. Die vierundzwanzig Ku´nan betraten den Saal. Im perfekten Gleichschritt. Ihre Körper waren in zeremonielle Samurairüstungen gehüllt und auf den Bambusbannern an ihren Rücken prangte das Zeichen des Kaisers. Ihr stolzer Anführer, Qenij Nura trat hervor und wurde von allen herzlich willkommen geheißen. Alexis wartete ab bis die hohen Gäste die Neuankömmlinge begrüßt hatten und Qenij die Geschenke seines Kaisers überreicht hatte. Zur Überraschung aller hatte Kendra Garres ihrerseits ein Geschenk für den Kaiser.

Danach war sie an der Reihe den Besuch aus dem fernen Japan zu begrüßen und glänzte mit ihren Sprachkenntnissen. Sie war es auch, welche die Ku´nan herumführen sollte. Qenij bewies viel diplomatisches Geschick an diesem Abend und er konnte zumindest bei den hohen Damen des Konzils einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Vor allem bei Lady Mircella. Die französische Adlige würde den Vampir Samurai an diesem Abend noch ihrer Affairensammlung hinzufügen. Alexis führte Qenij durch das Haus und sie war froh dass der Gast keinen verbohrten, verschlossenen Eindruck machte.
Sie konnte den Krieger auf Anhieb leiden, und genoss die Aufmerksamkeit die er ihr zukommen ließ. Es hätte ein perfekter Abend sein können, wenn sich der Großinquisitor nicht genötigt Gefühlt hätte, lautstark über Alexis Abstammung herzuziehen. Er machte keinen Hehl aus der Tatsache das es ihm lieber wäre, man würde sie einfach auf einen Scheiterhaufen werfen und wäre die Straco Brut los.
 Kendra nahm die junge Seelenmagierin zu Seite und bot ihr an, für sie und das Haus Garres zu arbeiten. Ein Vorschlag den Alexis höflich aber bestimmt abgelehnt hatte. Als dann auch noch Qenij, auf eine Frage nach seiner Vergangenheit, eingeschnappt das Weite suchte, hatte Alexis das dringende Bedürfnis sich zu betrinken, zu tanzen und den Frust aus zu treiben.  Ein paar Drinks später hatte Alexis die glorreiche, Idee, Piotr Valerius zum Tanzen aufzufordern. Die schlechteste Idee des Abends überhaupt. Piotre wurde nur aus seiner Lethargie des „vor sich hin Brütens“ gerissen und nutzte diese Gelegenheit um wie aus dem Nichts gegen alle Anwesenden vom Leder zu ziehen. Piotre redet sich derart in Rage dass selbst Kenneth ihn nicht mehr beruhigen konnte. Aufgebacht und Stinksauer verließ der hohe Herr Valerius die Party frühzeitig. Piotre hatte die Stimmung in den Keller getragen und so löste sich die Gesellschaft rasch auf. Qenij verschwand mit Mircella in deren Gemächern.


der Fall beginnt

Am nächsten Morgen bat Kenneth sein Mündel um einen Gefallen. Sie sollte den vierundzwanzig Ku´nan die Stadt zeigen. Alexis seufzte, jetzt war sie auch noch zur Touristenführerin geworden. Sie war Ärztin verdammt, sie hatte Dienstpläne, Schichten, sie hatte eigentlich keine Zeit eine Horde ausländischer Vampire durch die Züricher Innenstadt zu führen. Aber wer war sie schon um Kenneth Irons einen Wunsch abzuschlagen.  Also erst die Innenstadt dann die Schweizer National Galerie. Alexis war erstaunt mit wie viel offenkundigem Interesse die Vampirkrieger die Kunst annahmen. Sie hat vermutet dass das Interesse dieser Männer aus nichts anderem als Kampf und dem Stählen des Körpers besteht, so hatte es Qenij zumindest am Vorabend beschrieben. Scheinbar hatte sie sich in den Ku´nan getäuscht. Auch Qenij war den alten Meisterwerken nicht abgetan. Er schien jedoch nur Augen für die aufgeregt erzählende Seelenmagierin zu haben, die immer wenn sie über eines der Bilder sprach, ein gewisses Leuchten in den Augen zu haben schien. Die nächste Station war das Haus der Bücher. Die Bibliothek des Seelenkults war in einer gewaltigen, alten Synagoge untergebracht wo sich Bücher und alte Schriftrollen in den Regalen bis unter das hohe Kuppeldach stapelten. Alexis kannte den alten Ahmet al Shazier sehr gut. Seit ihrer Kindheit zählte sie zu den häufigsten Besuchern der Bibliothek, und der Hüter der Schriften konnte die quirlige junge Frau sehr gut leiden.
Alexis wollte Quenij gerade alte Konzil Schriften zeigen als die Katastrophe über sie herein brach.

Die Vampire merkten als erster was los war. Schnell gingen sie in Stellung, Ihre Katana fest umklammert. Alexis konnte es nicht glauben. Niemand würde so wahnsinnig sein und einfach so das Haus der Bücher angreifen. Ungläubig schritt sie zur großen Tür. Plötzlich schwang diese auf und Männer in schwarz-beigen Kampfuniformen stürmten herein. Alexis wurde von einem Taser getroffen. Sie nutzte ihre telekinetischen Kräfte um sich von den Kabeln zu befreien und den närrischen Schützen auszuschalten.
Sie kamen durch die Tür, sie kamen durch die Decke. Männer in Kampfausrüstung stürmten durch das offene Tor, und seilten sich durch Löcher die sie in das uralte Kuppeldach gesprengt hatten, ab.  Ihre Gewehre feuerten auf alles was sich bewegte. Die vierundzwanzig Ku´nan stürzten sich augenblicklich auf die Angreifer. Schneller als das Auge es fassen konnte, fuhren sie mit ihren scharfen Klingen zwischen sie. Trennten behelmte Kopfe von den Schultern, schnitten durch Rüstungen, Fleisch und Knochen. Nach wenigen Augenblicken hatte sie alle Angreifer getötet. Während Alexis noch versuchte zu begreifen was eben geschehen war, befahl Qenij seinen Kriegern sich am Blut der Besiegten zu laben, um neue Kräfte für den nächsten Angriff zu sammeln.  Hubschrauber kreisen um die alte Synagoge. Sie waren hier eingesperrt.
Ein Mönch betrat das Schlachtfeld. Ein Unterhändler. Er verkündete, dass die Kirche hier mit aller Härte vorgehen würde, wenn Alexis sich nicht ergeben und mitkommen würde. Ihr Name wurde ihr also wieder einmal zum Verhängnis.  Er schwor ihr freies Geleit wenn sie mit ihnen mitkommen und ein paar Fragen beantworten würde. Vielleicht war es naiv von ihr, dem Priester zu glauben. Doch sie wollte nicht mit ansehen wie dieser Ort litt. Zu viele der alten Schriften wurden durch den ersten Angriff für immer ausgelöscht. Sie gab auch wegen der vierundzwanzig Ku´nan nach. Sie wollte nicht verantwortlich sein für auch nur einen weiteren Toten. Die Ku´nan ergaben sich ebenfalls und Alexis wurde gemeinsam mit den Vampiren abgeführt.
Die Katakomben der Inquisition befanden sich unter der Vatikanbank in Zürich. In Käfigen wurden sie in die dunklen feuchten verließe gebracht. Der  Schwur des Priesters hielt nur bis zu den Toren der Inquisition. Auf alle hohen Ratsmitglieder wurde ein Anschlag verübt. Großinquisitor Angelo Sodano war tot. Alles wies auf die Taten eines Mannes hin. Vincent Straco.  Sie würden Alexis foltern wenn sie ihnen nicht die Antworten gabe die sie hören wollten. Sie hatte nicht einmal Antworten für sie, die sie nicht hören wollten.
Eine der Legendären eisernen Jungfrauen holte Alexis zum ersten Verhör aus ihrem Käfig. Doch die vierundzwanzig Ku´nan waren nicht untätig. Kaum öffnete die Elite Kriegerin der Inquisition die Käfigtür, öffneten sie ihre Zellen und gingen mit bloßen Händen auf die Eiserne und deren Wachen los. Der geweihte Boden raubte ihnen zwar ihre übermenschlichen Fähigkeiten, doch auch ohne ihnen waren die Ku´nan schreckliche Kämpfer. Dennoch hauchten drei der Ku´nan ihr unheiliges Leben in den Katakomben aus. Ein schrecklicher Verlust.
Alexis floh, sie wollte nur weg von diesem Ort, machte sich Sorgen um Kenneth und seine Familie. Ihr Vater musste etwas Entsetzliches getan haben. Mehr durch Glück überwand sie die letzten Wachen und fand sich in der belebten Haupthalle der Bank wieder. Mit Hilfe ihrer Kräfte tauchte sie in der Menge unter und informierte Katrina, Kenneths Stellvertreterin, über ihre missliche Lage. Gerade als die Ku´nan sich den Weg in die Bank frei gekämpft haben, wurde Alexis von einer weiteren Eisernen Jungfrau enttarnt. In ihrer Panik, entfesselte Alexis ihre Telekinese gegen die heilige Kriegerin und schleuderte sie durch die Eingangstür auf die Straße.
Gemeinsam  mit Qenij und den Ku´nan flohen sie. Katrina war da und holte Alexis und Quenij zu sich in ihren Waagen. Dort erfuhren sie genaueres. Kenneth war verschwunden ebenso wie Pijotre Valerius, Angelo ist ermordet worden und das Konzil und die Kirche sind im Aufruhr. Straco ist unauffindbar, also musste seine Tochter herhalten, egal ob sie etwas weis oder nicht. Alexis schluckte schwer. Sie schlug Katrinas Angebot aus, sich irgendwo zu verstecken. Wo sollte sie schon hin, wenn die ganze Welt hinter ihr her ist. Sie musste ihn aufhalten, sie musste Vincent finden und ihn vor das Konzil bringen. Nur so konnte sie ihren Namen wieder reinwaschen. Qenij bot seine Hilfe an. Alexis war froh so einen starken Krieger als Beistand zu haben.
Das Konzil hörte sei an. Tomas Krüger, der Chef der Konzil Truppen in Zürich war ein vernünftiger Mensch. Er nahm Alexis Hilfe an. Alexis hatte vor ihren Vater auszupendeln. Ein Anstrengendes, Kräfte zehrendes Ritual das jedoch nur sie bewerkstelligen konnte. Es war gefährlich die alten Rituale zu benutzen aber es musste sein. Ihr Blut war der Schlüssel, ihr Willen und das Band zwischen Vater und Tochter, so dünn es auch sein mochte, leiteten das Pendel.
„…Rom….“, Alexis blutete aus den Ohren und der Nase. Ihre Augenlieder flatterten, sie hatte das glühend heiße Pendel fallen gelassen welches rauchend ein Loch in die Landkarte vor ihr brannte. “der Vatican…“ keuchte sie völlig entkräftet, während blutige Tränen über ihre Wangen flossen. Sie hatte ihn gefunden.
Und die Kirche hatte sie gefunden. Trotz anfänglichem Wiederstad ließ Krüger die Inquisition letzten Endes doch ins Konzil Hauptquartier eindringen. Qenij wies seine Krieger an, ihm und Alexis Zeit zu verschaffen, und dann auf seine Rückkehr zu warten. Aijin soll die Ku´nan während seiner Abwesenheit führen. Qenij floh mit der schwachen Alexis im Arm. Die Ku´nan lieferten sich einen blutigen Kampf mit den Truppen der Kirche. Fünf zu eins unterlegen, sollten sie alle töten und am Ende weitere Drei der Ihren betrauern.


Schuld

Ein Zug brachte Qenij und Alexis nach Rom, ein Taxi weiter bis zum Vatikan. Die Tore standen weit offen und je tiefer das Duo ins Allerheiligste vordrangen umso mehr Leichen und Verwüstung fanden sie vor. Es war Vincent Straco. Er hatte den Vatikan frontal angegriffen und schlachtete sich jetzt, in diesem Moment, durch seine heiligen Hallen. Das Blut der Leichen war noch Frisch. Weiter unten in der Halle Bemerkten sie eine Gruppe Wachmänner die sich verschanzt hatten und auf einen unsichtbaren Gegner feuerten. Als plötzlich einer der Männer zerfetzt wurde und sein umherspritzendes Blut die Siluette der Bestie sichtbar machte, wurde beiden erst klar dass dieser Feind tatsächlich unsichtbar war. Alexis machte sich bewusst das Blut nur aus Wasser, Nährstoffen, Eiweiß und Enzymen bestand als sie den Leichen um sie herum den roten Saft entzog und gleichmäßig auf die Halle vor sich verteilte. Da waren sie über zwanzig, grässliche Kreaturen. Geisterhunde… das war Ihr erster Gedanke als sie versuchte dem Gesehenen einen Namen zu geben. Geisterhunde, und sie griffen an. Qenij zog eine blutige Schneise durch die Monster doch es waren einfach zu viele um sie alle umzubringen und langsam gewannen die Geisterhunde die Oberhand. Sie schienen Alexis zu ignorieren und stattdessen auf den Vampir los zu gehen. Alexis schritt langsam durch die Bestien. Vielleicht war das Stracos Werk. Vielleicht griffen sie sie, ihres Blutes wegen nicht an. Vielleicht hatte sie sogar Macht über sie. „Schluss jetzt!“ es war reine Intuition. „Ähh Aus!... geht Platz!“ die Bestien brachen ihren Angriff tatsächlich ab, legten sie auf den kalten Mamorboden und verschwanden ebenso plötzlich wie sie gekommen waren.
Einer der Wachen lebte noch, war jedoch schwer Verwundet. Alexis Kräfte retteten ihm das Leben. Sie war erstaunt ihre Kräfte hier überhaupt nutzen zu können. Hat Vincent diesen Ort bereits so sehr besudelt das er entweiht wurde? Die Überwachungs Kameras enthüllten es. Vincent war nicht hinter dem Papst her. Auch nicht hinter irgendwelchen Artefakten. Er befand sich bereits tief unter dem Vatikan in der Nähe der Weinkeller. Qenij stürmte Voraus. Alexis schloss den Mann in dem Sicherheitsbunker ein, allerding nicht ohne ihn wissen zu lassen wer sein Leben gerettet hatte.
Qenij erreichte ein großes Tor. Er konnte sein Ziel bereits sehen. Dieser Mann, er musste dieser Vincent Straco sein. Das Tor schloss sich bereits. Er musste sich beeilen. Vincent drehte sich um. „Ohhh nein, ihr nicht.“ sagte er gelassen. Seine Telekinese verschloss die breiten Torbögen für immer. Außer Atem brüllte ich Qenij seine Herausforderung gegen die versiegelte Tür. Alexis hatte ihn fast erreicht als ein stechender Schmerz im Nacken sie taumeln ließ und in die Knie zwang. Ihre Nase blutete, ihr Körper fühlte sich eigenartig taub an, und durch den Nebel begann sie zu verstehen was Ihr Vater soeben getan hatte.
Gewaltige Kräfte tobten jenseits der verschlossenen Tür. Qenij konnte das vibrieren von Macht und Gewalt beinahe körperlich spüren. Ein Krieger lernt wo sein Platz ist. Diese Sache war viel zu groß für sie Beide. Es lag keine Schande darin sein Leben nicht sinnlos zu vergeuden. Die Decke bildete Risse aus. Jahrhunderte alter Stuck und Staub der Deckenfresken regneten herab. Qenij wandte sich zu Fluch. Er hob im Vorbeilaufen die benommene Alexis auf die Beine. Die Decke stürzte herab. Alexis blinzelte durch den herabregnenden Staub. Es fühlte sich alles so schmerzlich surreal an. Wie ein Traum. Als ob sie sich selbst dabei zusieht, wie der Vatikan über ihr zusammenbricht. Qenij wurde von einem herabfallenden Holzbalken durchbohrt und stürzte neben ihr in den Staub. Sie hob die Arme gegen den Trümmerregen, wie in Trance. Vielleicht konnten ihre Kräfte ihr das Leben retten wenn sie ihnen einfach freihen Lauf lässt.
Mister Ich
Mister Ich
Goddog der Lentschgott

Anzahl der Beiträge : 326
Anmeldedatum : 28.01.09
Alter : 39
Ort : Salzburg

Nach oben Nach unten

Immortal VI - Wrath of a Titan Empty Re: Immortal VI - Wrath of a Titan

Beitrag von Pangaea Do 21 Aug 2014, 23:31

Drowned in unreal sorrow

Als würde eine ganze Welt über Ihnen einbrechen, flohen Qenji und Alexis in nur eine Richtung, sie mussten Zeit gewinnen. Doch das über 1500 Jahre alte, erhabene Mauerwerk an der Decke, die Kuppeln, alles brach ein, als hätte sich ein versteinerter Muskel einer überlegenen Kraft beugen müssen. Und begrub sie beide. Alexis dachte einen Moment, ihre Kräfte würden nicht ausreichen, doch kurz darauf sah sie sich bereits, als der Staub der Trümmer sich langsam senkte, dass sie es überlebte. Ihr Blick schweifte über die Scherben des Vatikans, schwaches Licht fiel auf den Körper von Qenji ein. Nicht nur er war tot, alle, die ihr lieb waren: Kenneth, Flavio, Katrina, Rachel. Erschlagen, zerquetscht, begraben. Ein Lachen von einem Thron aus Schädeln, erbaut auf Leichen von Bischöfen, Kardinälen und Sekretären, das Blut ihrer Leiber floss in einem Schwall auf Alexis zu. Als das Lachen ihres Vaters, das selbst für ihn unmenschlich und übertrieben klang, bis in ihren Kopf dröhnte, wurde sie von Qenji geweckt, es war das Lachen des telefonierenden italienischen Fahrers. Alexis hatte Schweiß auf der Stirn und wusste scheinbar nicht mehr, dass es ihr Wunsch war, diesen Ort sofort zu verlassen.
Qenji veranlasste eine Rückkehr in die Stadt, Alexis wollte ihren Vater finden. Qenji sah dieses Vorhaben als edel an. Wenngleich wunderte er sich aufgrund des Eindrucks der Beziehung zwischen Alexis und Vincent, und erst recht nach dem objektiven Urteil seiner Schandtaten, die er beging, dass diese junge Frau tatsächlich besaß, ihm noch einmal nahe sein zu wollen. Das Unterfangen war ein Ding der Unmöglichkeit, zwei Stunden nach dem Vorfall war bereits alles abgeriegelt, Touristen und Ortsansässige scharten sich zuhauf vor der Staubwolke hinter den Absperrbändern. Und wo sollten sie suchen? Alexis versuchte die Bande zu ihrem Vater in ihrem Geiste zu manifestieren, sie erhielt keine Antwort, nichts. Sie vermutete bereits, dass er tot war und schluckte. Doch eine Träne für ihn zu vergießen, nein. Sie war keine Heuchlerin. Davon gab es schon genug in dieser Welt. Qenji glaubte nicht daran, dass dieser Mann tot sei. Er glaubte im Allgemeinen überhaupt lieber dem, was er mit eigenen Augen sah und mit eigenen Händen tat. Doch seine Zweifel würden von den künftigen Ereignissen und übereinstimmenden unabhängigen Quellen im Konzil schnell weggewaschen.

Garres und sein Schein

Ihr gemeinsamer Weg führte sie nach Triest. Das Sichtbare Äußere sowie auch das Innere des HAuses Garres war genau das, was Mircella Qenji sagte: ein Schatten seiner selbst. Anhänger wie etwa des Hauses Valerius würden ein müdes Lächeln für den Zustand dieser Mauern haben. Kaum etwas erinnerte an ein Haus von Macht, es war alles so menschlich. Spielhallen im Keller, schwitzende, schimmelnde Wände, dicke Luft, Staub überall. Das Haus Garres hatte zwar wahrlich bessere Zeiten gesehen, doch diese Behausung war ein schlechter Witz. Vieles deutete darauf hin, dass dies entweder nur ein temporärer Unterschlupf sein musste, alles roch nach Aufbruch.
Kandra wirkte so freudig erregt, wie man mit einer Maske, die das Gesicht fast vollständig verdeckt, nur wirken kann, als sie Alexis und Qenji erblickte. Jedoch behielt sie ihre gewohnte kalte Art, insbesondere gegenüber Qenji, von ihm hatte sie vielleicht bereits das, was sie von ihm wollte - ihr Geschenk an seinen Kaiser zu übergeben. Und Kandra wusste gleich, dass Alexis nicht ohne Grund erschien. Sie bot ihr einen Pakt an. Er besagte, Alexis sollte das Konzil ausspionieren. Qenji erkannte darin nichts Ehrenhaftes, sich mit dieser Vampirherrin einzulassen, und das auf Kosten des Konzils. Seine rationale Ader veranlasste ihn dazu, sofort das Weite zu suchen. Er war enttäuscht von Alexis. Wie konnte sie nur. Und er hatte Sorgen um sie. Kandra war eine skrupellose Vampirin der allerreinsten Sorte, so viel Menschenkenntnis hatte selbst er. Er fürchtete um Alexis sonniges Gemüt, er fasste sogar den Mut, ihr das mitzuteilen, als sie einen kurzen Moment für sich hatte, um über Kandras Angebot nachzudenken. Alexis hatte nach den Worten Qenjis ihr zauberhaftestes Lächeln auf dem Gesicht, doch sie zeigte es ihm nicht. Als Antwort bekam er zu hören, dass sie den Pakt mit Kandra eingehen würde. Doch sie würde ihr nur unvollständige Informationen zukommen lassen wollen, versuchte sie die Situation zu retten. Für Qenji war es Zeit, zu gehen. Verbissen und konzentriert geradeaus blickend, teilte er ihr noch mit, er hätte zwei Karten für den nächsten Flug in die Schweiz. Er würde aber allein aufbrechen.
Daisuke war von den Neuigkeiten, die Qenji für ihn bereit hielt alles andere als angetan. Die Tatsache, dass sechs der vierundzwanzig Ku’nan fielen, ist eine große Schande. Wie er es gelernt hatte, nahm er gleich alle Schuld auf seine Schultern, auch wenn er im Sinne des Konzils gehandelt hatte. Daisuke entschied, den Kaiser vorerst damit nicht zu behelligen.

Aufgabe

Seine Ankunft in der Schweiz überraschte ihn. Friedrich Schwarzenberg, Nachfolger von Angelo Sodano richtete eine offizielle Entschuldigung im Namen der Kirche an den Anführer der Ku’nan. Qenji sah sich nicht als der richtige Empfänger der Nachricht und tat die Entschuldigung vonseiten des Kardinals mit einem höflichen, tiefen Kopfnicken ab. Kaiser Yunota würde nun also früher als es ihm lieb war von den Geschehnissen erfahren. Es sind nur leere Worte, aber eine offizielle Entschuldigung an den Kaiser sei ein Anfang. Ein guter, dachte sich Qenji. Er durfte seine in Gewahrsam genommenen nunmehr achtzehn Ku’nan wieder empfangen. Er trat zu ihnen, um ihnen mitzuteilen, dass er sie nun allein in den Dienst des Konzils stellte. Sie waren zu kostbar, sie sollten nur im äußersten Notfall auf einstimmigen Beschluss des Konzils wieder zum Einsatz kommen - Aijin war der richtige, sie bis dahin zu führen, Qenji vertraute ihm blind. Ryuku wählte er aus, um Kandras Geschenk an den Kaiser zu übergeben, er entsandte ihn unverzüglich ins Land der untergehenden Sonne. Daisuke wurde von Qenji informiert über das Geschenk von Kandra, er rief seinem Erschaffer ins Gewissen, die Übergabe und das Öffnen unter den höchsten Sicherheitsvorkehrungen stattfinden müsste. Ein Affront gegenüber seinem Vorgesetzten, doch es erleichterte Qenjis Gewissen. Zu große Angst hatte er um seinen Kaiser. Doch nur vollends frei von Sorge konnte sein Geist sein, wenn er erfahren hätte, was sich in der kleinen Truhe, die das Geschenk von Kandra an seinen Kaiser enthielt, befand. Doch das war verboten, und er wollte sich nicht anmaßen, noch vor dem Kaiser zu erfahren, worum es sich handelte.
Die Bergfestung von Kenneth Irons glich einem Wespennest. Scheinwerfer der zwei Dutzend kreisenden Helikopter erhellten die Nacht über der windverhangenen Bergspitze, und auch innerhalb des Hauses schien alles in größtem Aufruhr. Knightcommander Jefferson begleitete Qenji bis zu Kenneth Irons, den der Krieger aufsuchen wollte.

Ein Pakt, der keiner ist

Ihr gemeinsamer Pakt sah vor, dass Kandra für Alexis ein gutes Wort beim Konzil einlegen würde. Alexis schenkte ihr Glauben, nein, sie musste ihr Glauben schenken, sie hatte ja doch keine andere Wahl. Kandra erinnerte sie an ihren Platz und an Kenneth Irons, kratzte an der braven Vaterfigur, die er gegenüber der schönen Hexenmeisterin gab. Denn Kenneth Irons hatte sich in der Vergangenheit bereits an ihr vergangen, in ihrer Erinnerung herumgebohrt, sie ließ kaum ein gutes Haar an ihm. Alexis war stark genug, diesen Worten keinerlei Bedeutung beizumessen. Sie hoffte nur durch Kandra dem schier Unausweichlichem doch irgendwie zu entkommen: Eine öffentliche Folterung, durchgeführt von der Kirche, unter den Augen des gesamten Konzils. Und das alles, weil sie einen Namen trug, den sie sich nie aussuchte. Qenji hatte vor seiner Abreise ihr bereits gesagt, dass sie es ertragen solle, auf keinen Fall vor diesem Unrecht flüchten solle. Gerechtigkeit würde ihr noch früh genug zu Teil, aber dieses Unrecht ist für das Allgemeinwohl, die Stimmung im Konzil enorm wichtig. Die Kirche musste besänftigt werden. Kein Krieg, nicht in dieser Zeit. Das war Qenjis und Alexis oberstes Ziel. Alexis würde es ertragen, mit Würde, in Qenjis Augen war sie eine Samurai in einer stählernen Nervenrüstung, sie könne das körperliche Leid ohne Probleme mittragen. 24 Stunden Folter. Für die Wahrheit? Mitnichten. Jedes Wort, mag es auch die größte Lüge sein, würde zur Wahrheit verkommen, wenn sie aus dem Mund eines jenen kommen, der die unerreichte Folter der Kirche überlebt.

Aufruhr bis ins Mark

Qenjis Vermutungen waren wahr, Kenneth war verwirrt, er war nur knapp dem Angriff von Straco entkommen, nun war er dabei, sein Haus zu räumen. Nach seinen Informationen verstand der junge Vampir, Pjotre war auch Opfer eines Anschlags und war seither noch nicht wieder aufgetaucht, in Folge dessen wurde Mircella, für die Qenji sehr viel übrig hatte, und viele ihres Rudels verhaftet. Chaos. Ja, was Vincent Straco in diesem Kontinent hinterließ, war bemerkenswert, wert- und weltverändernd. Und es war nur ein Mann. Ruhe zu behalten war die oberste Maxime. Eine wütende Bestie muss man füttern. Die heilige Folter der Inquisition wurde das erste Mal in diesem Jahrtausend zur Pflicht gerufen.

Die heilige Folter

“Ein starker Wille dringt durch Eisen” sah man Qenji immer wieder bei sich sagen. Er schloss seine Augen kein einziges Mal, er konnte es nicht zulassen, dass Alexis, in Ketten gelegt, seinen Blick suchte und nicht finden würde. Das Ritual der heiligen Folter war eine alte Institution, es machte Sinn, es hielt alle zusammen. Alle waren gekommen, um sich an dem Spiel zu ergötzen, wie sich die Kirche voller Genuss an Alexis Straco auslebte und dabei keine Grenzen kannte. Blutleer und kalt war die Hand des Peitschers geworden. “Wer ist deine Mutter?” Diese Frage brachte die ungeteilte Aufmerksamkeit des gesamten hohen Konzils nach den ersten beiden Stunden des Auspeitschens. Sie wusste es nicht. Ihre Antwort war ungenügend für Schwarzenberg. Doch alles weiter brachte keine neuen Ergebnisse. Wie ein Fels in der Brandung hielt sie allem, was auf sie einprasste, stand. Und doch war das die unangenehmste Frage, die man ihr stellen konnte. Wahrheit ist alles, was bestand hat. Und somit war die einzig wahre Wahrheit die, dass Alexis Straco nichts mit den Taten von ihrem Vater zu tun hat, und hat dabei auf die einzig gültige Frage dieses Verfahrens geantwortet. Einen Schuldigen würden sie in ihr sowieso nicht finden, und sie war zu stark um auch nur eine Information an die Kirche dringen zu lassen. Ihre Augen tränten, die Kirche ging an das Äußerste. Haben Sie True Blood genom Wollen Sie das Konzil stür...Haben Sie Verbündete innerhalb des Konzils. Die junge Alexis hatte die Qualen bald überstanden, alles verschwamm über ihr. Gleich.

"Ich habe nichts mit den Taten meines Vaters zu tun..."

Ein Wimpernschlag reichte aus und sie wachte auf einem langen Gang auf, ein Licht am Ende des Ganges… das Schreien eines Babys. Sie ging dem Licht entgegen, hörte einige Stimmen. Anklagend auf der einen, verteidigend auf der anderen. Zeitpunkt des Todes…. Zeitpunkt der Geburt…. “Sie hat sie umgebracht...” Alexis sah ihren Vater, wie er die Hebamme entschieden ablehnte, die ihm seine gerade geborene Tochter geben wollte. Keines Blickes würdigte ihr, sie hatte seine Liebe umgebracht.
So erklärte sie sich, warum Vincent nie ihre Nähe suchte. Doch ihre Mutter lebt. Alexis weiß es.

Die andere Seite

Das Krankenhaus kannte sie meist aus einer anderen Position. In diesem Bett zu liegen war ihr unangenehm. Qenji wachte neben ihr. Sie war schon viel früher wach, und stellte sich schlafend. Sie wollte sich überlegen, was sie sagte, aber sie genoss es viel zu sehr, von Qenji berittert zu werden. Sie öffnete dann schließlich doch die Augen, und Qenji fühlte sich dazu verpflichtet etwas Romantisches zu sagen. Für Alexis war es relativ egal , was er sagte (zum Glück für Qenji), es tat ihr einfach gut, seine Stimme zu hören. Sie bat ihn, er möge für sie ein Buch für ihren Aufenthalt im Krankenbett suchen…

Eine Insel entsteht

Qenji wusste, welches Buch er wählen würde, doch noch konnte er sich nicht von ihr entfernen, vom Gang aus beobachtete er, wie Kenneth und Alexis sich unterhielten. Er war tatsächlich wie der Vater, den sie brauchte. Wer sonst hätte ihr natürliches, positives Inneres so konservieren können wie dieser Mann. Er brachte ihr Blumen, streichte ihr sanft und doch mit Distanz über den Kopf, Kenneth Irons stieg hoch in Qenjis Achtung. Innerhalb des Zimmers fand Kenneth wenig Gelegenheit, beruhigende Worte an Alexis zu richten. Zu groß waren seine Sorgen geworden, zu unsicher die Lage in Europa. Noch bevor er sein Wort erheben konnte, berichtete die geschwächte Alexis von dem scheinbaren Pakt mit Kandra, doch sie würde keine konzilschädigenden Informationen an sie weitergeben. Kenneth war einverstanden mit Alexis Vorgehensweise, sie solle ihm Neuigkeiten von Kandra sofort berichten. Doch auch etwas Beruhigendes ist passiert in diesen Stunden. Pjotre und Emilio Valerius legten ihren Erbschaftsstreit um die Vormachtstellung im Hause Valerius beiseite, da Emilio keinen Anspruch mehr an das Haus Valerius stellte und sein eigenes Haus gründete. Die Welt war um eine Fraktion reicher geworden. Das Haus Eden erblickte die Dunkelheit der Welt.

Ein Auftrag mit Weitblick und das "MiWa38"

Während auf der einen Seite etwas Neues entstand, bewegte sich auf der anderen ein Land am Abgrund. Auf Antwerpen, eine der wichtigsten Handelsstädte Westeuropas, erbrach der Hexenmeister Jaden seinen Drang nach Chaos, doch er war schon längst nicht mehr allein, viele hatte er um sich geschart, keiner davon loyal, doch im selben Maße durstig nach Missordnung. Ordnung. Das sollte Alexis nach Antwerpen bringen. Und wenn es bedeutet, Mitglieder des Seelenkultes auszulöschen. Zu denen sie seit diesem Tag selbst gehörte. Der Ring des Seelenkultes nahm sie mit stolzem Blick entgegen. Kenneth verließ den Raum, Qenji wartete noch auf ihn. Den Kopf zerbrach er sich tagelang darüber, ob es rechtens sei, doch es musste sein. Er unterrichtete Irons von einer Droge, die die Hexenmeister Japans in Zaum hielt. Ganz ohne Grund war Kaiser Yunota nicht der unangefochtene Herrscher über die Japanischen Inseln. Vor dem Zweiten Weltkrieg von der Japanischen Regierung gemeinsam mit den Deutschen entwickelt, um ursprünglich Extrem-Soldaten wie Gebirgsjägern und Kamikaze-Fliegern die Angst vor Einsätzen zu rauben, entdeckten Yunotas Offiziere die Wirkung bei Hexenmeistern. Der Kaiser setzte alles daran, diese Droge unter größtem Aufwand weiterzuentwickeln und unter das Volk zu mischen. Die Früchte dieser Entscheidung trägt er heute selbst. “MiWa38”, hatte die Fähigkeit, die Impulsivzone von Hexenmeistern kurzfristig zu lähmen und dabei auch einen Langzeiteffekt zu entfalten: Die Zersetzung des Limbischen Systems. Kenneth verlangte von Qenji, MiWa38 zu besorgen.

Das Gatway oder die Herausforderung der Entspannung

“Das Buch der Fünf Ringe” - schnell hatte sie es gelesen, zwanzig Mal um genau zu sein, sie rezitierte Qenji zwischendurch daraus, für ihn war es als würde sie ihm ein lyrisches Liebesgedicht vortragen. Es war auch das, was für ihn diesen Laden erträglich machte. Nein, nicht ganz. Die Art, wie sich Alexis zu kleiden pflegte, gefiel ihm. Ein Lady Lazarus Kleid - tja - er wusste wohl, wer das bezahlt hatte. Viel war auch von dem amerikanischen Hype nach Japan übergeschwappt. Kopiert, umbenannt, um den doppelten Preis angeboten, war er aber schneller vorbei als die Kirschblüte im Frühling. Flavio war ein entsetzlicher Zeitgenosse, er redete zu viel. Und so viel zusammenhangsloses Gewäsch. Alexis schien trotzdem an seinen Lippen zu hängen, und ihre Haltung sagt ihm ständig, sie wär jeden Moment so weit laut loszulachen. Für wie witzig sich dieser homosexuelle Hexer hielt und wie witzig er tatsächlich war, klaffte weiter auseinander als alle Verwerfungen auf dem Meeresgrund Japans zusammen. Gott sei Dank kickte er sich selbst ins Aus als er True Blood auf den Tisch legte, dafür wusste Qenji zu sorgen. Alexis wollte tanzen. Qenji hatte davon gelesen. Kriegstanz, exerzieren, das beherrschte er, er versuchte wohlüberlegt keine dieser offensichtlich martialischen Gesten in seinem Tanz einfließen zu lassen. Alexis hingegen war so ausgelassen, dass er kaum wusste, wie er darauf reagieren sollte, und wünschte, sie würde sich doch noch etwas entfernen von ihm. Vernunft, das war es, das er gelernt hatte. Und Gehorsam. So sehr er in ihren gelockerten, verrutschten Ausschnitt gesehen hätte, er tat es nicht. Seine Operation war gefährdet. “Ich bin dir wohl nicht Wolf genug” bekam er zu hören, er staunte nicht schlecht. “Ah, hier, jetzt hast du deinen Stock im Arsch verloren, schnell wieder rein damit, Qenji!” Qenji war baff. Nun hatte sie reinen Tisch gemacht und konnte sich wieder ohne Rücksicht auf einen japanischen Zinnsoldaten ausgelassen amüsieren, für Qenji war der Abend vorbei. Er hätte sie zwar lieber mit sich genommen, aber sie war in bester Gesellschaft von 4 sehr ordentlich gekleideten Deutschen. Seine Wertschätzung gegenüber den alten Verbündeten war ungebrochen.

"Konzilbegräbnis zu Banholz Zürich"

Es war an der Zeit, zu trauern. Wie es die Tradition verlangt, hatten alle Mitglieder des Konzil, der Beisetzung des Verstorbenen Kardinals Angelo Sodano anwesend zu sein. Zürcher Banholz, hier sollte er beigesetzt werden, eine offener Rasen, Fahnen aller Konzilshäuser säumten den Trauerzug. Alle waren gekommen, Emilio Eden, Kenneth Irons, Mircella, in der zweiten Reihe neben Kenneths vier Frauen waren Qenji in seiner festlichen Rüstung und Alexis in schwarz gehüllt, letztere leicht verkatert. Kandra Garres und Pjotre Valerius glänzten durch Abwesenheit. Ein schrecklicher Affront, doch wunderte sich in Wahrheit niemand darüber. Die Nacht war so dunkel und die Wolken über der Zeremonie hangen so tief, die Himmel schien sich zu senken. Kardinal Antonio Varela hatte es sich nicht nehmen lassen, laut aufzuweinen und Halt bei seinen Nachbarn Kardinal Schwarzenberg zu suchen. Eine Zeremonie, fest durchorganisiert, jede Träne an Varelas Wangen abgezählt, jede Rose für sich ein Kunstwerk. Alexis sah im Augenwinkel, dass Qenji ihren Blick immer wieder suchte, es war ihr egal, sie konnte sich nicht die Blöße geben und nicht tief konzentriert trauernd nach außen hin zu wirken. Ein Zischen ließ die Gemeinde zucken. “Tod allem Unnatürlichen. Gott wird euch strafen und richten!” Die Kinder der Offenbarung waren über diese Veranstaltung informiert gewesen. Sie stürmten den Banholz, gingen mit allem, was sie hatten auf das Konzil los. Ein geschichtsträchtiger und unglaublch mutiger, wenn auch legendär dummer Angriff. Viel Schaden konnten sie nicht anrichten. Die Anwesenden gingen schnell zum Gegenangriff über, das Treffen der mächtigsten der mächtigsten wurde zu einem Gemetzel, das seinesgleichen suchte. Zu sehen, wie sie mit vereinten Kräften gegen die Angreifer vorgingen, ist ein wichtiger Anker für die nächsten Wochen und Monate. Mit Leichtigkeit erdolchte Emilio Eden ein halbes Dutzend von Angreifern, seine Leibwächterin Sileena schoss sich durch die angreifende Horde, jede Kugel ein Toter, Mircella fiel mit ihrer Leibwache wie eine Krankheit über die ersten Flüchtenden herüber, Alexis hatte mehrere Granatenangriffe vereitelt, in dem sie ihre überragenden Telekinetischen Kräfte anwandte und entschärfte, danach versuchte sie, verletzten zu helfen, ihr Eid verlangte es von ihr. Qenji legte angesichts des unüberlegten Frontalangriffs der Kinder der Offenbarung seine Rüstung ab, zog sein Schwert, und bekämpfte Feuer mit Feuer. In einen Angreifer verbiss sich der Vampir, seine Augen schwärzten sich, wie ein zappelnder Fisch versuchte sich sein Opfer von ihm zu lösen. Vergeblich. Ein letzter Verzweiflungsangriff eines Metatrons ging auf Rachel los, sie war leicht benommen, von etwas getroffen, umhergewankt. Die letzte Tat des Metatrons. Seine Einzelteile wurden von Alexis meterweit weggeschleudert. Rachel war tödlich verletzt. Kenneth musste sie aus den Augen verloren haben, Luna India und Theresa hatte er schon in Sicherheit gewusst. Er schaute auf, inmitten des Durcheinanders sah er seine Tochter, die nie seine war, über den Körper seiner geliebten Frau Rachel gebeugt, wie sie am liebsten ihr eigenes für Rachels Leben gegeben hätte. Verzweifelt, schreiend, kämpfte sie um die Frau, die wie eine Mutter für sie geworden war. Doch es gab keine Hoffnung. Qenji, entkräftet von dem Blutkuss und mit blutverschmiertem Kinn betrachtete Alexis, wie sie sich liebevoll von ihrer Mutter im Geiste verabschiedete. Diese Gelegenheit hatte er nie. Kenneth Irons nahm ihren toten Körper in den Arm und presste seinen Kopf an ihren Hals und ihre Brust.


Zuletzt von Pangaea am Mi 28 Jan 2015, 17:27 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Pangaea
Pangaea
Eragon

Anzahl der Beiträge : 34
Anmeldedatum : 07.09.11
Ort : Vieden

Nach oben Nach unten

Immortal VI - Wrath of a Titan Empty Re: Immortal VI - Wrath of a Titan

Beitrag von Mister Ich Mo 03 Nov 2014, 22:59

Die Stimmung im Haus Irons war der eines Gruft recht ähnlich. Kenneth selbst hatte sich in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen und sprach mit niemandem. Die gesamte Familie saß am Esstisch beisammen, unter ihnen auch Alexis. Rachel war tot. Von allen Frauen die Kenneth Irons geheiratet hatte mochte Alexis die Amerikanerin am meisten. Ein Gefühl das auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie waren beide Gefährtinnen in einem Goldenen Käfig gewesen. Sie machte sich Vorwürfe. Sie hätte schneller sein können, hätte Rachel retten können wenn sie nur schneller gewesen wäre.
Jeder am Tisch schien einen eigenen Punkt auf der alten Tischplatte anzustarren und niemand sah auf als Luna das Arbeitszimmer verließ und sich zu ihnen gesellte. „ Er spricht nicht. Er sieht mich nicht mal an. Er hat mir nur eine Nachricht zukommen lassen.“ Sagte sie, während sie sich mit dem Finger an die Schläfe tippte, „Alexis! Er will dich sehen.“

Alexis betrat das Arbeitszimmer mit einem mulmigen Gefühl. Sie hätte es Kenneth nicht übel genommen wenn er ihr die Schuld an Rachels Tod geben würde. Sie tat es ja ohnehin selbst. Schweigend setzte sie sich Ihrem Vormund gegenüber. Kenneth starrte ins Leere. Er sah geschwächt und gebeugt aus. Ein alter, gebrochener Mann. Alexis hätte sich niemals gedacht den Herrn des Seelenkults einmal in einem solchen Zustand zu sehen.
„Es ist nicht deine Schuld, Alexis.“ Kenneths Worte hallten nur in ihrem Kopf wieder. Sie hatte nicht einmal gemerkt dass er in ihren Gedanken war. „Ich brauche dich mehr als jemals zu vor. Deine Loyalität, deine Liebe. Unsere Feinde warten nur darauf, dass wir einen Fehler begehen. Nur ein kleiner Fehler und sie werden einen Krieg beginnen um uns alle auszulöschen. Wir dürfen uns keine Blöße geben. Keinen Fehler machen.“ Alexis ließ die Worte in ihrem Kopf, auf sich wirken. Sie verstand sehr gut.
„Ich möchte, dass du nach Antwerpen gehst.“ fuhr Irons Stimme in Alexis Kopf fort, „Der dortige Kultführer ist ein solcher Fehler. Sein Name ist Jaden. Nimm Qenji Nura mit dir. Bringe Jaden hir her,…. oder Töte ihn wenn du musst.“  Alexis schauderte: „ Ich bin kein Mörder…..“  
Kenneth hob den Blick, schaute seinem Mündel direkt in die Augen während seine Stimme erneut durch ihren Geist hallte. „ Und genau darum, schicke ich dich.“


Der Flug nach Antwerpen verlief ruhig. Alexis hatte beschlossen sich am Champagner in der Minibar zu vergreifen und noch ein wenig in dem Buch zu schmökern das ihr Qenji geschenkt hatte. „die Fünf Ringe“, ein Buch das ausschließlich von Krieg, Kampf und dem Sieg über einen Gegner handelte. Es war ein Handbuch für einen Krieger, und es war trockener Stoff. Alexis verstand die Allegorien recht gut. In vielen Dingen schien der Autor zu raten, Weisheit und Intelligenz  zu nutzen, auch wenn er von Schwertern und Armeen schrieb. Doch unterm Strich blieb alles ein Kampf, eine Schlacht die es zu gewinnen galt. Das Büchlein war sehr kompakt und beinhielt eine Lebensphilosophie welche ebenfalls sehr kompakt ausviel. Alexis spähte über den Buchrand zu Qenji hinüber. War er das. Bestand der geheimnisvolle Vampirkrieger der ihr gegenüber saß, tatsächlich nur aus diesen nicht ganz zweihundert Seiten überschaubarer Philosophie. Sie schüttelte sachte den Kopf. Man konnte so etwas leicht annehmen wenn man ihn nicht näher kannte, wenn man nicht genau genug hin sah. Hinter den tiefen, braunen Augen des Vampirs konnte man einen Schleier erkennen. Ein Schleier aus fünf Ringen, doch dieser Schleier war durchsichtiger als es Qenji vielleicht lieb gewesen wäre. Dahinter konnte man einen Ozean erahnen. Ein Ozean aus unterdrückten Gefühlen, Wünschen und Hoffnung. Alexis begann zu langsam zu verstehen, dass diese vampirischen Killermaschinen und das waren die Kunan nun einmal, nur zu dem gemacht wurden was sie nun sind. Sie alle haben eine Geschichte, alle hatten ein Leben, waren jemand.

Das summen ihres Handys riss sie aus ihrer Grübelei. Es war nur noch eine Stunde nach Antwerpen. Sie erinnerte sich daran wie sie mit Luna über diesen Jaden sprach. Luna war nicht nur Kenneth Irons Ehefrau, sie war auch die Geheimdienst Chefin des Seelenkults, wenn jemand etwas wusste, dann war sie es. Sie riet ihr vorsichtig zu sein. Einem Crowly ist nicht zu trauen. Jaden war Theresas Bruder. Die Arme Theresa, sie litt unter einer seltenen Anomalie die als Seelenhunger bekannt war. Ohne Unterbrechung saugte sie alles und jedem in ihrer Nähe, unwillkürlich die Lebenskraft aus. Sie litt sozusagen ständig an Übersättigung oder, wenn man sie zu lange von Allem fern hielt, an einem schweren Entzug. Allister Crowly hatte die Zweckheirat mit Kenneth genützt um eine Unbequeme Tochter los zu werden. Doch Kenneth war auch der einzige, der ihr Leiden zumindest kurzzeitig lindern konnte. Jaden ist also ein Crowly, die Sache wurde zunehmend komplizierter.

Sie teilte ihre Bedenken mit Qenji, er erwähnte noch beiläufig, dass sein Stellvertreter der Kunan, Aijin Oda, nun dem Haus Eden zum Geschenk gemacht wurde. Sein Schwert gehöre nun Emilio von Eden. Er schien stolz auf seinen Freund zu sein. Alexis wunderte sich, wie diese Krieger noch Stolz empfinden könnten wenn sie von ihrem Herrn wie Gegenstände an den Höchstbietenden verhökert werden. Doch so war es nicht. Diese Krieger gehorchten zu aller erst nur einem Herrn, ihrem Kaiser. Das machte sie zu Spione. Sehr effektive Spione, weil sie sehr überzeugend und sehr gehorsam wirken. Doch sollte der Kaiser seinen Kunan befehlen sich gegen Kenneth und den Seelenkult zu stellen, sie würden ohne zu zögern zuschlagen. Alexis wusste dass Kenneth genauso darüber dachte. Sie hatte tatsächlich die Order von Ihm erhalten, diesen Vampir auf ihre Seite zu ziehen. Grundsätzlich wäre sie gegen eine solche Heuchelei gewesen. Doch in diesem Fall geht es um mehr als simple Politik. Sie mochte diesen Qenji. Sie mochte ihn sogar sehr. Sie wollte ihn auf keinen Fall zu Feind, ganz im Gegenteil. Also war der Versuch ihn „umzupolen“ für Alexis keine Heuchelei sondern aus tiefstem Herzen gut gemeint. Das also war der Grund warum Ihr Kenneth dauerhaft den Anführer dieser Kunan zur Seite gestellt hatte. Selbst er konnte dieses Band erkennen dass Alexis und Qenji miteinander verband.

Kenneth. Mit Grausen erinnerten sie sich an das Verhör, dass er an dem, von Qenji verwandelten, Krieger der Kinder der Offenbarung vornahm. Alle wollten ihn Verhören, allen voran Schwarzenberg und seine Inquisition. Doch Kenneth Irons ignorierte sie alle. Nicht ein Funken Gnade war in seinem Gesicht abzulesen. Alexis spürte was da kommen würde und wandte sich ab. Selten zuvor hatte sie miterlebt, wenn Kenneth seine ganze Macht auf ein Individuum entfesselte ohne sich zurück zu halten. Keine Training, keine Barriere vermochte diese Macht aus dem Geist zu verbannen. Kenneth schwang seine gewaltigen telepathischen Kräfte wie einen Vorschlaghammer und ließ sie einfach auf den Gefangenen niederschmettern. Es dauerte nur wenige Augenblicke. Der junge Vampir hatte nicht den Hauch einer Chance. Sein Geist wurde aufgerissen, offengelegt, gelesen und zerrissen. Sein Kopf explodierte förmlich und bemalte das Innere des Verhörraums mit Blut und Gehirnmasse. Alexis wollte nicht hinsehen doch die Welle der Macht ließ sie schaudern und würgen. Es war nichts mehr übrig das man verhören konnte und Kenneth behielt was er herausgefunden hatte, für sich.

Alexis blinzelte. Die Erinnerung an diese Demonstration der Macht jagte ihr immer noch einen kalten Schauer über den Rücken. Sie beschloss die dunklen Gedanken zu verdrängen und flirtete etwas mit Qenji. Anscheinend hatte er etwas Tanzen gelernt. Alexis stellte den Krieger auf die Probe. Da waren die Beiden, In dreitausend Metern über den Boden, unterwegs auf einer heiklen und gefährlichen Mission, tanzten ein Vampirkrieger und eine Seelenkulthexe einen langsamen engen Walzer und vergaßen zumindest kurz ihre Sorgen und ihre Pflichten. Qenji hatte nicht gelogen, er hatte tatsächlich geübt.


Das Flugzeug landete kurz vor Mitternacht in Antwerpen. Der Mann mit der Schwarzen Rose wartete bereits auf sie. Luna hatte also alles in die Wege geleitet. Der Unbekannte stellte sich mit dem Namen Elias vor. Er war einer von Lunas fähigsten Spionen. Elias hatte bereits Nachforschungen angestellt. An Jaden Crowly war schwer ranzukommen. Er umgab sich derzeit mit seinen treuesten Anhängern und war nur selten allein anzutreffen.  Doch manchmal schien er sich in einer „Upper-Class“ Lounge zu entspannen. Qenji und Alexis entschlossen sich, ihn dort aufzusuchen. Während Alexis sich nur als Seelenmagierin zu erkennen gab, dann aber unauffällig die Bar besuchte um Jaden neugierig zu machen, konfrontierte Qenji diesen Jaden ganz direkt mit einem Ultimatum. Jaden jedoch war stur und trotzig, er fühlte sich überlegen und im Recht. Kenneth Irons oder das Konzil jagten ihm keine Angst ein. Nachdem Qenji abgeblitzt war, gesellte Jaden sich zu Alexis an die Bar. Sie hatte das Gespräch mit Qenji belauscht, ihr Bild über diesen Jaden Crowly war fast komplett. Sie brauchte nur mehr ein paar Details. Ihr Gespräch wurde in die richtige Richtung gelenkt. Jaden wurde immer betrunkener, er muss zuvor schon einiges getankt haben. Als es um Freiheit und offene Rebellion ging, versuchte Alexis an die Vernunft zu appellieren und scheiterte. Jaden verließ die Bar, doch Alexis hatte das Gefühl am richtigen Weg zu sein. Sie folgte Jaden nach draußen und offenbarte ihm wer sie war. Die Tochter von Vincent Straco übte einen ungeahnten Einfluss auf Jaden aus. Jaden schien zu verstehen. Er wollte die Revolution, aber er wollte an keinem Krieg die Schuld tragen. Er willigte ein die Beiden nach Zürich zu begleiten und Kenneths Angebot zu einem klärenden Gespräch anzunehmen.


Jaden schlief seinen Rausch im Flugzeug aus. Qenji erwähnte eine Art endgültige Lösung die das Problem mit außer Kontrolle geratenen Seelenmagier ein für alle Mal lösen würde. Als Alexis nachhackte bemerkte er, bereits zu viel gesagt zu haben und schwieg. Alexis war nicht dumm, aber sie hatte das Gefühl für dumm verkauft zu werden. Ein Umstand der sie, gelinde gesagt, stink sauer machte. Qenji hatte auf stur geschalten, und Alexis beschloss ihn den restlichen Flug mit Schweigen zu strafen.

Als das Schweigen unerträglich wurde, bemerkten sie, dass Ihr Flugzeug plötzlich vom Kurs abwich. Die Piloten waren tot. Wie es aussah wurden über den Lüftungskreislauf des Cockpits vergiftet. Qenji übernahm das Steuer und versuchte die Kontrolle über die Boeing wieder zu erlangen. Alexis spürte etwas, und folgte diesem Gefühl bis in den Bauch des Flugzeugs. Jemand war dort und brachte, vergnügt vor sich her pfeifend, Sprengsätze an. Er war nicht überrascht als Alexis ihn fand. Seelenruhig sprang er mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug und machte die Bomben scharf. Im letzten Moment gelang es Alexis dank ihrer telekinetischen Kräfte die Sprengsätze aus dem Flieger zu buxieren doch die Druckwelle schüttelte das Flugzeug ordentlich durch. Die Explosion löste im Cockpit etwas ganz anderes aus.


Die Amerikaner kämpften wie Besessene. Die Luft war voller Flakfeuer. Einem von Qenjis Flügelmännern wurde eine Tragfläche abgerissen. Er nickte seinem Staffelführer durch das angelaufene Cockpitfenster zu, Die Augen voller Stolz und Entschlossenheit. Dann senkte sich der Jagdbomber nach unten und Prallte mit voller Wucht auf das Deck eines amerikanischen Zerstörers. Ein Feuerball schraubte sich nach oben als die geladenen Bomben hochgingen. Kamikaze, die größte aller Ehrenhaften Tode. Ein Teil von Qenji beneidete seinen Kollegen um diese Ehre, ein anderer mächtiger Teil wollte aber auf keinen Fall diese Ehre selbst erringen.  Qenji  riss und zerrte am Steuerhebel seiner Yokosuka, Sein Jagdbomber begann einen steilen Sturzflug. Der Flugzeugträger unter ihm wurde immer größer. Die Trägheitskräfte drückten ihn in den Sitz,  raubten ihm die Luft, brachten ihn an den Rand der Bewusstlosigkeit. Das Gegenfeuer wurde heftiger. Im Augenwinkel sah er ein weiteres Mitglied seiner Staffel während des Sturzfluges in einem Feuerball verglühen. Mit Sternen vor den Augen löste er die Halterung seiner Bombe und riss die Nase der Yokosuka wieder nach oben. Die Bombe traf die Brücke des Trägers, punktgenau. Da sah er sie. Die Siluetten der Mustang hoben sich glitzernd vom blauen Himmel des Pazifiks ab. Es waren drei und sie stürzten sich mit blitzenden Geschützen auf Qenji und sein Geschwader. Eine seiner Tragflächen wurde durchlöchert. Die Kanzel seines Cockpits bekam einen Sprung. Qenji drückte den Feuerknopf durch und seine Maschine spuckte den Angreifern bleiernen Tod entgegen. Eine Explosion hinter ihm ließ seine Maschine erzittern.

Qenji blinzelte, er war wieder in dem Flugzeug. Irgendetwas hatte das Heckruder beschädigt. Der Treibstofftank hatte ein Leck. Sie mussten irgendwo landen. Er funkte Katrina an. Sie kannte ein verlassenes Flugfeld ganz in der Nähe. Qenji setzte zu Landung an. Das alte Flugfeld war in der Nacht kaum zu erkennen, selbst für jemanden mit Qenjis Augen. Das Heckruder war tot, das Fahrwerk klemmte, der Treibstoff war nun völlig versiegt. Es würde eine Unsanfte Landung werden. Die kleine Boeing titschte auf der Landebahn auf, sein Rumpf zog eine tiefe Furche in den Boden. Die Nase des Flugzeugs grub sich förmlich in die Erde. Die Maschine wurde zusammengedrückt wie ein Akkordeon, überschlug sich einmal und blieb auf dem Rücken liegen wie ein totes Insekt.
Qenji und Alexis nutzten ihr Kräfte um dem Tod in der Maschine zu entkommen. Doch der schlafende Jaden Crowly hatte nicht den Hauch einer Chance.

Es dauerte nicht lange, bis eine Abteilung des Seelenkults die Absturzstelle fand. Katrina machte eine hervorragende Arbeit.
Sie begleiteten Jadens Leichnam nach Zürich. Alexis war wahnsinnig frustriert. Sie hatte erneut versagt. Auch wenn Kenneth anderer Meinung war, ein lebendiger, reuiger Jaden Crowly wäre von unschätzbaren Wert für die Sache des Seelenkultes gewesen. Kenneth versuchte dennoch etwas von dem Toten Geist des Crowly Sprösslings zu erfahren, seine Ergebnisse verschwieg er ebenso wie die Dinge die er dem gefangenen Kind der Offenbarung entrissen hatte. Theresa spürte, dass etwas nicht mit rechten Dingen vor sich ging. Als sie ihren toten Bruder sah, drehte sie völlig durch. Sie wurde weggebracht. Allister Crowly durfte niemals erfahren, was mit seinem Sohn geschehen war.
Alexis machte sich erneut Vorwürfe. Sie hatte das Gefühl versagt zu haben. Kenneth machte ihr klar was sie für ihn bedeutete. Sein 13tes Kind war sie für ihn. Das bedeutete Alexis sehr viel. Sie fragte ihn wegen der Sache in Berlin. Warum wollte der dortige Kult mit ihr Sprechen. Kenneth gab an es nicht zu wissen, doch sollte sie vorerst dieser Einladung nicht folgen. Es gab wichtigeres zu tun, sie soll als nächstes nach Madrid. Alexis mied diese Stadt seit Jahrzehnten. Zu viele Erinnerungen. Sie hoffte Miguel nie wieder zu sehen. Nur so konnte sie diesen Mann so in Erinnerung halten wie er war.

Sie suchte noch Luna auf um ihr eine Beschreibung des Bombenlegers zu liefern. Dank ihres fotografischen Gedächtnisses konnte sie ein genaues Phantombild zeichnen. Kein noch so kleines Detail ging ihr Verloren. Luna erkannte die halbmondförmige Tätowierung unter dem linken Auge sofort. Es war das Zeichen einer Konzil Spezialeinheit. Nur Luna, Kenneth und wenige auserwählte wussten von der Operation in Antwerpen. Sie hatten einen Verräter unter sich, soviel stand fest.

Qenji suchte seine Männer auf. Die Kunan waren in einem Hotel nahe der Innenstadt untergebracht. Mittlerweile hatten sie das Innere des Hotels ihren Bedürfnissen angepasst. Türen waren entfernt worden, ein Trainingsraum sowie ein Raum zu Meditation war eingerichtet worden. Qenji war zufrieden. Seine Krieger hatten sich fit und rein gehalten. Keine Anzeichen von Schwäche. Aijin hatte sie in seiner Abwesenheit gut geführt. Er war etwas traurig darüber seinen treusten Freund nun an Haus Eden zu verlieren doch der Entschluss seines Kaisers machte ihn zugleich stolz.
Als es den Besprechungsraum betrat, standen sich dort Aijin und Sileena gegenüber. Emilio von Eden lungerte auf Qenji Stuhl und befahl den beiden zu kämpfen. Qenji beobachtete die Kontrahenten sehr genau. Beide waren hervorragende Kämpfer. An der verhältnismäßig langsamen Bewegung der beiden erkannte er, dass sie auf den Einsatz ihrer vampirischen Kräfte verzichteten. Ein reines Messen des Geschicks. Nach langem hin und her, unterlag Selina dem geschickten Aijin. Emilio beendete den Kampf bevor er Eskalieren konnte. Emilio von Eden. Qenji war klug genug um zu verstehen warum der Vampir das Geschenk des Kaisers nur allzu wörtlich nahm. Denn Emilio ließ sich Aijins Schwert schenken, nicht den Mann der es führte. Qenji erwog beleidigt zu sein, doch als Emilio auch noch Selinas europäische Klinge dem verdutzten Aijin als Geschenk für den Kaiser in die Hände drückte, gebot der Anstand davon abzusehen. Natürlich war es kein Missverständnis. Emilio konnte keinen Spion aus Japan in seinem neuen Haus brauchen, oder er wollte keinen. Doch hier hatte er die Kunan mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Kurz vor seinem Abschied gab Emilio dem Anführer der Kunan noch einen Hinweis. Kujio, eine junge Kämpferin des schwarzen Lotus würde sich in Prag aufhalten. Was Qenji mit dieser Information anfing blieb ihm überlassen, doch er schien Emilio dankbar für diese Nachricht zu sein.
Die Nachricht des Kaisers ließ Qenji keine Zeit sich noch mehr mit dem Besuch von Emilio von Eden aufzuhalten. Ein eigenes Zimmer Wurde umgestalten um die Multimedialeinwand installieren zu können über welche der Kaiser mit seinen Kunan zu kommunizieren gedachte. Die Nachricht bezog sich auf die Entschuldigung des Papstes, der bedauerte, dass so viele Krieger des Vampirkaisers einem, wie er es nannte, schrecklichem Missverständnis zum Opfer gefallen waren. Doch das Wort des Papstes hatte in Japan nur wenig Gewicht. Der Kaiser machte das Konzil dafür verantwortlich und verlangte Satisfaktion. Das Konzil sollte nun ihrerseits drei ihrer besten Kämpfer als Geschenk nach Japan schicken, und Qenji wurde die fragwürdige ehre zu teil diese Schuld im Konzil einzutreiben.


Der Rat war zusammengekommen um eben diese Angelegenheit mit Qenji zu Besprechen. Alexis war ebenfalls eingeladen. Sie ließ ihren Blick nervös durch die Reihen gleiten, immer darauf bedacht dem bohrenden Blick von Kendra Garres auszuweichen. Die Herrin des Hauses Garres hatte sie kurz vor dem Konziltreffen zu Seite genommen. Alexis konnte nicht glauben das Kendra tatsächlich so naiv war zu glauben, Alexis würde ihr alle Geheimnisse verraten die sie wusste. Ihr Packt bezog sich auf das Konzil und nur das Konzil. Dahin gehend war Kendra besser informiert als Alexis. Die Dinge die Alexis wusste, und die Kendra vermutlich interessierten waren Angelegenheiten des Seelenkultes. Alexis Pakt verpflichtete sie zu Garnichts und Kendra beendete ein wenig frustriert, den Pakt beiläufig. Alexis war sich nicht sicher ob diese ganze Geschichte tatsächlich auf Naivität zurückzuführen war …. Oder ob Kendra mit dieser Charade irgendeinen tieferen, verborgenen Zweck verfolgte. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass es sich um Zweiteres handelte, konnte sich aber beim besten Willen nicht ausmalen was das für ein Zweck sein sollte. Sie musste Vorsichtig sein was Kendra Garres anging. Ihr Blick schweifte durch die Versammlung. Da war Großinquisitor Kardinal Schwarzenberg, Simon Magnus der Scholar des Papstes, Baronesse Mircella vom Loire Rudel, Kandra Garres und natürlich Kenneth Irons persönlich in Begleitung seiner Stellvertreterin Katrina.  
Qenji trat vor und überbrachte die Botschaft seines Kaisers. Das Unverständnis das ihm Seiten des Konzils entgegen gebracht wurde machte ihn Rasend. Unbedacht kritisierte er das Konzil und bezeichnete diese Institution als traurige Komödie die längst ihren Glanz verloren und von zahnlosen alten Männern nur noch der Erinnerung wegen am Leben gehalten wurde. Augenblicklich beendeten die Vertreter des Konzils ihre Debatte und verstummten. Ungläubige Blickte trafen den Vampir, hatte er das tatsächlich gerade gewagt auszusprechen. Auch Alexis starrte mit offenem Mund ihren Gefährten an, hin und her gerissen zwischen Zorn, Erstaunen und dem Bedürfnis ihm da wieder raus zu reden. Sie hielt den Mund. Kenneth Irons fing sich als erster wieder. Der mächtige Irons machte einen Schritt auf Qenji zu und machte den stolzen Vampirkrieger vor dem versammelten Konzil zu Schnecke.  Qenji hatte wohl einen wunden Punkt getroffen, doch es wurde ihm bewusst dass er zu weit gegangen war. Es war Simon Magnus der die Wogen wieder glättete. Alex war erstaunt mit welcher Vernunft und Ruhe dieser Mensch, dieser Mann der Kirche es verstand diese Situation wieder in die richtige Richtung zu lenken. Alexis hatte großen Respekt vor diesem Mann. Im Fall von Simon Magnus war das Wort tatsächlich mächtiger als das Schwert. Kaum einer verstand es wie er mit diesen Wörtern umzugehen. Er war ein Mann des Friedens und der Vernunft. Für Alexis war er von unschätzbarem Wert. Qenji entschuldigte sich für seine Entgleisung. Kenneth und das Konzil akzeptierten und willigten ein, der Forderung des Vampirkaisers nachzukommen.


Nach dem Treffen suchte Kendra Garres den immer noch gereizten Qenji auf. Qenji kam nicht umhin auf die Schmeicheleien der Vampirin mit einem Angriff zu reagieren. Er war in Streitlaune. Hauptsächlich weil er sich ärgerte sich vor dem Konzil zu solch einer unbedachten Wortwahl hinreißen zu lassen.
Er kritisierte den Zustand des Hauses Garres und gab an nicht zu verstehen was solch ein heruntergekommenes Haus im Konzil verloren hätte. Kendra erklärte es ihm. Das Haus Garres verfügte über eine Finstere und grausame Geschichte. Experimente und arkanes Wissen aus dem Reich der Schwarzen Magie. Ein dunkles Ritual das Menschen in rasende blutdürstende Killermaschinen verwandelte. Wesen denen die Sonne nichts ausmachte, für die Schmerz und Tod jeden Schrecken verloren hatten. Kreaturen die nur dem Ruf ihrer Erschaffer folgten. Bloodsucker. Dies alles waren die Gründe die dem Haus Garres einen Sitz im Konzil verschafften. Kannst du sie nicht besiegen mach sie zu verbündeten. Das war zumindest Kendras Ansicht der Dinge.


Alexis und Ihr Vampirischer Freund beschlossen im Midnight etwas Zerstreuung zu suchen. Es war nicht die Erfüllung doch der Rhythmus der Musik und ein paar Drinks ließen den Knoten der sich in Alexis Magengrube gebildet hatte etwas lockerer werden. Man kam mit Simon Magnus ins Gespräch. Alexis war sich nicht recht sicher ob der ältere Herr tatsächlich öfter diese Bar aufsuchte oder ob er in Wahrheit nur wegen ihnen, heute dort erschien. Er stellte viele Fragen, wenn auch sehr geschickt. Ein ungeübter oder unvorsichtiger Charakter würde nur das Gefühl haben zu plaudern. Doch Alexis hatte mittlerweile ein Gefühl für Politik entwickelt und ahnte bereits welchen Zweck dieses zufällige Treffen hatte. Simon Magnus war auf sie Beide aufmerksam geworden. Er wollte wissen was das für zwei neue Gesichter waren die immer wieder im Rat auftauchten und auf welcher Seite sie stehen. Alexis sah keinen Grund darin, aus ihrer Einstellung ein Geheimnis zu machen. Ihre Loyalität gehörte dem Seelenkult und Kenneths Zielen von Frieden und Freiheit. Sie wollte keinen Krieg und plädierte an die Vernunft. Es schien als hatte sie in Simon Magnus einen Verbündeten gefunden. Einen sehr einflussreichen Verbündeten, denn das Wort von Simon Magnus zählte in Kirchenkreisen eine ganze Menge. Alexis mochte den älteren Mann auf Anhieb. Weisheit, Intelligenz und Erfahrung lagen auf ihm wie eine, fast greifbare, Aura und man hatte das Gefühl als würde man etwas davon abbekommen wenn man nur in seiner Nähe war und ihm beim Reden zuhöhrte. Magnus fand die richtigen Worte, löste den Knoten in Alexis völlig auf, gab ihr wieder den Hoffnungsschimmer zurück den sie verloren geglaubt hatte.
Freundlich verabschiedete sich Simon Magnus von den Beiden und Alexis glaubte ebenfalls einen  neuen Hoffnungsschimmer in den Augen des weisen Mannes zu erkennen. Er stand auf, schüttelte den Beiden die Hände und verließ das Midnight.
Dann starb Simon Magnus.

Durch den Seitenspiegel eines schwarzen Vans, beobachtete Er wie die Zielperson das Etablissement verließ. Er pfiff dieses eine Lied, wie er es immer bei solchen Gelegenheiten Tat und wartete. Bei solchen Gelegenheiten musste er nur mehr warten. Seine Arbeit war bereits getan. Es war alles vorbereitet. Nervös kratzte er sich an der linken Wange, direkt unterhalb der kleinen Halbmond Tätowierung. Die Zielperson setzte sich in dessen Waagen. Er pfiff lauter, fühlte das erregte Kribbeln auf der Haut, sein Blick klebte förmlich auf dem kleinen Ausschnitt, den ihm der Seitenspiegel seines schwarzen Vans bot.  Die Zielperson betätigte das Zündschloss. Die Lichter des Wagens erwachten kurz zum Leben, dann ging der Sprengsatz hoch. Ein Feuerball schraubte sich aus dem Inneren des Fahrzeugs durch die Scheiben nach draußen, hüllte den Waagen ein und hob ihn kurz ein, zwei Meter in die Luft. Der Krach war ohrenbetäubend. Ein befriedigender Schauer lief ihm über den Rücken. Es war getan. Er startete seinen Van, lenkte ihn auf die Straße und fuhr davon, immer noch dasselbe Lied pfeifend.
Mister Ich
Mister Ich
Goddog der Lentschgott

Anzahl der Beiträge : 326
Anmeldedatum : 28.01.09
Alter : 39
Ort : Salzburg

Nach oben Nach unten

Immortal VI - Wrath of a Titan Empty Der Sturm unter den Augen

Beitrag von Pangaea Fr 26 Dez 2014, 21:58

Der Raum war heiß, die Luft dick. Qenji erprobte dar seine Sinne, seine Balance, seine Mitte, sein Schwert. Uralte, strikte Riten vollführte er tagtäglich, und seit seiner Neugeburt erfand er die Lehren von Miayamoto Musashi immer wieder aufs Neue. Wie in allen Schriften großer Bedeutsamkeit gibt es nie nur eine geltende Auslegung, jeder musste für sich selbst den Weg finden. In Qenjis Augen erboten sich mittlerweile dutzende verästelter Wege, über Haine, frisches Wasser und Berge. An der Spitze des Berges, den er in seinem inneren Auge vor sich sah, gab es dennoch etwas, das er noch nicht kannte, doch sein fahles Herz drängte ihn dorthin. In diesem Moment erkannte er erst, dass Alexis Blicke ihm ruhten, er hatte es lange nicht bemerkt, zu vertraut und warm war ihm ihre Nähe geworden. Sie unterhielten sich kurz in diesem Moment des Rückzugs, in diesen Zeiten mehr als sonst mit Bedacht und Rücksicht in ihrer beider Sinne zu handeln. Alexis spürte, dass die Worte in denen der Samurai seine Gefühle packte einen eisernen Panzer trugen, der aber brüchig geworden war – es bestand keine Notwendigkeit mehr, einander wie zwei Diplomaten zu begegnen.

Alexis suchte den Tatort von Simon Magus Attentat auf, ein Mann, den sie zu schnell und zu tief in ihr Herz schloss,  alles im Umkreis von 100 Metern war abgeriegelt, die junge Seelenmagierin fassungslos, fragte sie Luna um Rat. Doch selbst sie wusste im ersten Moment kein vor und zurück. Leidlich fühlte sie sich erinnert, was ihrem Vater, Salah Sar in Kairo zugestoßen war. Auch er war Opfer eines Bombenanschlags, an dessen Folgen er kurz darauf starb. Dieses Ereignis hatte eine tiefe Wunde im Clan der Sars hinterlassen, von dem sie sich noch Jahrzehnte erholen werden müssen. Sie beschäftigte sich lange mit dem Attentäter, konnte aber selbst kaum etwas herausfinden, hatte aber endlich einen Namen: Steininger, ranghoher Offizier der Deadhunters. Einer seiner Leute musste sich dafür verantwortlich zeigen. In Berlin würde Alexis ihn finden. Was sie wusste war sein Halbmondtattoo unter dem Auge. Schwarzenberg eilte an, um sich ein Bild von der Szenerie zu machen und beschuldigte Alexis offen für den Tod von Magus verantwortlich zu sein. Wutentbrannt schwor er ihr und dem Seelenkult kalte Rache. Alexis spürte aber, dass diesen harten Worten die nötige Überzeugung fehlte, ihre Vermutung bestätigte sich später, als Flavio ihr die Nachricht überbringt, dass Schwarzenberg ein Treffen mit ihr und Kenneth Irons möchte. So war es also nur eine Farce, zu hoch war seine Sorge, seine wahre Absicht eines Gesprächs ohne ungewünschte Zuhörer, könnte entlarvt werden. Das Treffen musste so schnell wie möglich stattfinden!

Am selben Abend als Qenji beschloss, zu ruhen, vernahm er ein Klopfen an der Decke, ein Hilferuf. Skeptisch legte Qenji seine nötigsten Gewänder an und nahm zwei seiner Mannen und begab sich einen Stock höher, wo das Klopfen herrühren musste. Ein besetzter Überwachungsraum trennte sie von dem Zimmer. Es waren Kenneths Leute, die das, was auch immer hinter der Tür sein mochte bewachten. Sie schalteten die Wachen mit größter Vorsicht aus, und Qenji begab sich in den Raum, das Klopfen wurde leiser. Er bewegte sich einen Schritt auf sie zu, und doch schien sie sich immer weiter von ihm zu entfernen. Da hockte sie, an ein stählernes Bett gefesselt, eine blonde, halbnackte Frau mit tiefgefurchten, dürstenden Augen. Sie verlangte von Qenji, sie zu befreien, sie werde zu  Unrecht von ihrem Vater hier festgehalten. Mit jeder Sekunde, schien er kraftloser zu sein, er konnte förmlich sehen, wie etwas aus ihm herausströmte und die Frau in sich aufsog. Qenjis Neugierde und Willen, dieser Frau ihren Wunsch zu erfüllen, erschöpfte sich, als sie den Namen ihres Vaters preisgab – Allister Crowley. Nein, diese Frau war zu wichtig, und er ließ sie angefesselt, flehend zurück. Qenji war erbost. Warum hatte ihn niemand davon in Kenntnis gesetzt?

Alexis empfing die Nachricht von Flavios Tod, eine Überdosis von True Blood hatte ihm das Leben gekostet. Regungslos nahm sie die Worte von Luna auf, sie durfte sich nicht auch noch diesen Verlust zu Herzen gehen lassen, zumal Luna als seine Mutter schon mehr Nüchternheit und Stärke als Betroffenheit und Schwäche nach außen trug. Für Stunden der Trauer war in diesem Moment ohnehin kein Platz gewesen. Alexis lud Qenji zu Kenneth ein, um mit ihm das weiter Vorgehen und das Treffen mit Schwarzenberg vorzubereiten. Als sie sein beeindruckendes, nurmehr spärlich bewachtes Zuhause erreichten, war dies bereits Schauplatz einer blutigen Auseinandersetzung, Mircella griff in wilder Raserei Kandra an – Bloodsuckers sollen ihr Rudel in Frankreich angegriffen haben und wer sollte anders dafür verantwortlich sein als Kandra. Alexis griff schlichtend ein und hielt Mircella zurück, Qenji ergriff die Initiative und erhob sein Schwert gegen Kandra. Lange aber sollte der Kampf nicht andauern, Kenneth sprach abermals ein Machtwort. Tiefe Sorgenfalten zierten sein altes Gesicht. Alexis durchbohrte den Körper des Vampirsamurais mit ihren Augen fragend und wütend, Qenji wandte seinen Blick von ihr ab. Was sollte diese Kriegshandlung gegen Kandra, gerade jetzt? Der Vampir erblickte seine Hände als wäre es nicht er gewesen, der sein Schwert erhob. Kenneths Stimme erfüllte jede Ecke seines Domizils und er wies die Anwesenden an, nicht untereinander den Feind zu erkennen glauben, sondern seinen Blick nach Westen, nach Manhattan zu richten, wo ein Unsterblicher, die Pest, ein „Reiter der Apokalypse“ wie er ihn nannte, das Leben und die Erde verdirbt. Sein Ton war erfüllt von Zorn, nur Alexis erkannte dass nicht Zorn sondern Angst in seiner Stimme war. Kenneth bat, fast aus Erschöpfung heraus, India zu Wort. India Smythe gab bekannt, dass die Bloodsuckers, die Mircellas Rudel angriffen, tatsächlich nicht von Kandra geschickt wurden. Qenji reagierte sofort auf diese Neuigkeiten und fechtete die Berechtigung des Hauses Garres, einen Sitz im Konzil zu halten, auf das Schärfste an, da sie offenbar nicht mehr das einzige Haus waren, das Bloodsuckers erschaffen konnte. Kenneth legte auch hierüber vorerst den Mantel des Schweigens – dies würde an einem anderen Tag ausgehandelt werden. Bei Kandra hatte Qenji nun jedenfalls endgültig verspielt.

Qenji vereinbarte mit Kenneth, dass die Ku’Nan in alle wichtigsten Häuser des Konzils und Unterstützern des Konzils gesandt werden, um dort als Ehrenleibwächter zu dienen, Kenneth nahm Qenji auf dessen Bitte aus dieser Regelung heraus und dieser ernannte Koru und Yasuo zu seinen persönlichen Leibwächtern. Aijin, seinen besten Mann und Freund sandte er als höchstes Geschenk zu Mircella ins Schloss Chenonceau an die Loire. Naoki wurde zu Piotre Valerius gesandt, Shinji zu Schwarzenberg, Mamoru blieb im Seelenkult, Takeru ging zu Kandra Garres.

Von all dem Tumult war Alexis erschöpft, sie versuchte jemanden für sich zu gewinnen, an dem sie sich aufbauen konnte. Kenneth war selbst von zu vielen Problemen umgeben, Luna hatte einen Sohn zu betrauern und Qenji,… naja. Er war für so etwas einfach nicht der richtige. India Smythe war jemand, der Alexis immer mit überlegener und herablassender Haltung entgegnete, doch sie erlag in dieser schweren Stunde der von Verlust und Leid geplagten Seelenmagierin. In all den Jahren in denen Alexis India kannte, hatte sie keine einzige echte Unterhaltung mit ihr führen können. Und nun unterhielten sich und näherten sich etwas an angesichts der schweren Wochen und Monate, die auf sie beide zukommen würden. India warnte Alexis vor etwas Schrecklichem, was sich zutragen wird und eine neue Ordnung bringen würde, Alexis sah wie sehr konzentriert sie an die Wand starrte und als diese Worte ihren Mund verließen, sie immer ängstlicher wurde. Kenneth Irons hatte sich India Smythe wegen ihrer sehenden Fähigkeiten zur Frau genommen, denn sie war als eine der sieben Orakelschwestern von Kathmandu geboren. Ihre Kraft erlaubte ihr zuweilen über einen gewissen Zeithorizont das Schicksal ihres unmittelbaren Umfelds zu erspüren. Aus diesem Grund hielt Kenneth India immer besonders nahe bei sich.

Es war ein nach außen hin beruhigter, spätwinterlicher Tag in Zürich, das Alpenglühen in der Ferne ringsum der Stadt war besonders stark und man konnte es leicht mit der Morgenröte verwechseln. Es tauchte alles Leben in eine Melancholie, die Alexis Gefühlszustand widerspiegelte, sie sah nicht das Glühen der Berge, sie sah darin blutgetränkte Gletscher, aus Richtung Südwesten auf sich immer weiter hinzukommen. Doch waren sie hier am Bahnhof von Zürich, um das was sich nähern sollte abhalten zu können. Hier, an einem der Bahnsteige, sollte das Gespräch zwischen Schwarzenberg, Irons und Straco stattfinden, unauffällig gekleidet, auf einer der Wartebänke sitzend sahen sie Schwarzenberg herannahen, einigen Metern hinter ihm stand Heinrich, sein Leibwächter. Sie begrüßten sich, als wären sie alte Freunde. Qenji wachte über das Gespräch auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig und überblickte das Umfeld und warf ein wachsames Auge auf Heinrich.

Schwarzenberg machte bis auf Höflichkeitsgesten nach außen hin keinerlei Anstalten, und wollte keine weitere Zeit verlieren und begann mit besorgter Mine über die aktuellen Geschehnisse zu berichten: Varella, seines Zeichens neuer Anführer der Kinder der Offenbarung hatte alle Eisernen Jungfrauen zusammengerufen, eine Art „Notfallplan“, war es doch ein bisher unübertroffener Rüstakt gewesen. Dem nicht genug, hebt er in einem Ritus von mehreren Tagen gerade die prächtigste, ehrwürdigste Eiserne Jungfrau aus der Taufe und wird ihr den Namen „Magdalena“ geben. Der Krieg hatte also schon begonnen, die Maschinerie müsse sich nur noch in Bewegung setzen. Schwarzenberg hatte mit allen Mitteln versucht, das Geschehene abzuwenden, doch sein Einfluss auf die Kinder der Offenbarung hatte in diesen Tagen nur noch Symbolcharakter. Er hatte versagt, war zu stolz, rechtzeitig Hilfe zu beordern und kommt als gebeugter Bittsteller zu Irons. Der Heilige Krieg der Offenbarung stand bevor, nur einen Lichtblick gewährte er ihnen – um zu voller Stärke wachsen zu können, benötigt Varella für Magdalena die Heilige Lanze aus Wien, es muss eines der obersten Ziele nun sein, dies zu verhindern. Heinrich machte einige Schritte auf die drei zu und zog seine Waffe aus seinem Mantel, Qenji hatte ihn aber auf seiner Rechnung und konnte einen Schuss verhindern, die beiden lieferten sich einen erbitterten Kampf, den sie zwischenzeitlich auf den Bahngleisen austrugen. Weitere Männer, griffen plötzlich Irons und Schwarzenberg an, Alexis wusste allerdings, wie sie dies verhindern konnte und vereitelte jegliche Angriffe auf ihren Ziehvater und Schwarzenberg. Zusätzlich fuhr ein mit Sprengstoff beladener Zug in die Bahnhofshalle ein, direkt auf sie zu, Alexis blickte auf und lenkte die Weichen um, die Explosion fand dadurch in nicht tödlicher Entfernung der drei statt. Alexis errichtete einen Schutzkreis um Schwarzenberg vor den ihnen entgegenfliegenden Teilen zu schützen. Qenji errung in seinem Kampf ebenfalls die Oberhand, und hielt Heinrich an einer Hand über das Bahngleis, einen durchfahrender Zug im Augenwinkel. Dieser wehrte sich lange gegen die Forderungen von Qenji, ihm zu verraten, wer ihn geschickt hätte. Der Zug kam immer näher und Qenjis Geduld am Ende, er fuhr seine Vampirzähne aus, schrie ihn an - Heinrich konnte nur noch aufschreien, gab ein „Baba Yaga“ von sich, ehe der Zug ihn rammte.

Bei diesem Namen fiel Irons alles aus dem Gesicht. Baba Yaga habe also Heinrich angeheuert, ihnen diese Falle zu stellen. Es war dies eine uralte slawische Sagengestalt, und eine der Yagas, Irena ward ihr Name, war niemand geringerer als Alexis Mutter. Irons gab ihr das nun preis, er hatte nun auch keine andere Wahl. Alexis hing ihm an den Lippen, als glaube sie kein Wort, das seinen Mund verließ, schüttelte immer wieder den Kopf. Sie wusste nun nicht, was sie fühlen sollte. Verschwiegen hatte er es ihr immer wieder, geleugnet, ihre Mutter wäre noch am Leben. Eine Hülle nach der anderen fiel um Kenneth Irons. Alexis verspürte also diese Enttäuschung gegenüber ihrer einzigen echten Vatergestalt und musste zusehen wie er über die Existenz ihrer Mutter redete, als wäre es eine Nebensächlichkeit. Dabei sah er ihr nicht einmal in die Augen. Alexis verkniff sich die Tränen mit großer Tapferkeit, doch war sie im Moment noch nicht in der Lage, die ganze Situation zu begreifen. Qenji bat ihr eine helfende Schulter, die Alexis nicht annahm, um gegenüber Irons weiterhin Stärke zu zeigen.

Für Alexis wurde in den folgenden Stunden, als sie nach Berlin reisten eins klar: sie musste zu ihr, Irena Yaga, sie würde kommen, schon sehr bald, sie musste zu ihr, ihrer Mutter, sie musste zu ihr, nach Slowenien und musste zu ihr, um sie in ihr Herz zu lassen. Der Zug verließ gerade die Schweiz als Qenji einen Anruf von Daisuke erhielt. Er führte die Unterhaltung leise am Gang, Alexis wurde neugierig und versucht etwas davon aufzuschnappen. Daisuke forderte einen Lagebericht, Qenji gab ihm was er verlangte. Er wollte bereits auflegen, als Daisuke ihn erstmals nach seinem persönlichem Befinden fragte, so einsam in der Ferne. Qenji sah durch das Fenster und konnte in der Dunkelheit hinter den Lichtern des Zuges einen Bergsee erhaschen und verglich sein Befinden in dieser Zeit in Europa wie das drohende Treiben an einer Küste auf die offene See hinaus. Jeder brauche in so einer Situation einen Anker. Und den hatte er gefunden, versicherte er Daisuke. Alexis biss sich zaghaft auf die Zunge, als sie diesen Worten lauschte.

Was sich in Berlin abspielte, war etwas, das Alexis schmeicheln sollte, doch umso weniger konnte sie damit anfangen. Der Klub Kult war etwas derartig heruntergekommenes, das seinesgleichen suchte, so etwas konnte es nur in Ost-Berlin geben – es war diese eine Stimmung wie sie nur von Seelenmagiern gepflegt werden konnte. Straco wurde dort wie ein Gott verehrt, meterhohe Graffiti seines Konterfeis zierten die schwarzen Wände in diesem Moloch, das nach Schweiß, Rauch und Desinfektionsmittel roch. Viele Seelenmagier hielten sich auch an diesem Abend hier auf und einigen stockte der Atem, als sich Alexis auf den Thron, bestimmt für Straco, setzte und sie gleich in ihren ersten Sätzen als schwach bezeichnete. Niemand fühlte sich brüskiert, als Seelenmagier wusste man häufig, dass man auch genau das war. Dass sie nicht Straco das alles zu verdanken haben, es nur bedingt so etwas wie den „Erlöser Vincent Straco“ gäbe, sie alle hätten es in ihrer Hand, welchen Weg sie gehen würden. Wege, die sich nicht ausschließen und doch jeder individuell begangen werden kann. So mancher sah vielleicht etwas aus Vincent in ihr, ein anderer vielleicht das genaue Gegenteil, aber die Menge hielt zu ihr und schwang sich immer mehr in eine Art Trance-Zustand. Alexis beobachtete einen großen Mann, der etwas abseits am Aufgang der Bühne stand und so die Menge überblickte. Qenji misstraute dieser Gestalt, glaubte es wäre ein weiterer Attentäter und näherte sich ihm, um ihn wenn es nötig war unauffällig aus dem Verkehr zu ziehen. Er kam ihm näher und da fiel auch er dieser verbreiteten Trance zum Opfer.

1941. Vorstadt Osaka. Der Duft des Frühstücks drang in seine Nase und mischte sich mit dem unverkennbaren Duft seiner Frau, der an seinem Hemdkragen ruhte. Seine Frau hielt sich in der Küche auf. Er schaltete den Radio ein. Kriegsverlauf in Europa. Deutschland verzeichnet einen Sieg um Sieg. Stunde Japans ist gekommen. Der Kaiser ruft zu den Waffen. Qenji greift zum Hörer. Sein Offizier. Es war ein Befehl. Zwei Stunden blieben ihm. Versteinerter Mine näherte er sich seiner Frau. In seinem Blick sah sie es. Sie schob ihn vor sich her, drängte ihn auf die Couch, setzte sich auf ihn und beugte sich über ihn, mit Tränen in den Augen.

Alexis wurde bejubelt, ihre Rede hatte sie alle begeistert und überzeugt, unterstützt von dem großen Mann. Alexis ging zu Qenji, der noch etwas benommen war und sorgte sich um ihn, doch musste sie diesem Mann noch danken, sie spürte die ganze Zeit, dass er ihr half. Sie drehte sich nach ihm um, und er sah ihr mit freundlichem Blick in ihre beiden Augen,
und stellte fest: „Du bist absolut nicht wie dein Vater.“ Sarien hatte es sich als Aufgabe gemacht, ihr zu helfen, und er verließ als Freund den Klub Kult.

Ein Meer von Tränen in das er eintauchte, über ihm hunderte jaulende Motoren der Hayabusa und Zero-Sen gegen Corsairs, Thunderbolts und amerikanische Schlachtkreuzer. Blutüberströmt. Daisuke gegenüber ihm. Ließ ihm keine Wahl. Nur das Schicksal der Neugeburt.

Qenji konnte immer mehr von seinem alten Leben sehen. Es war dies an sich eigentlich nicht möglich. Er wurde darauf gedrillt, selbst nie danach zu suchen, aber es kam zu ihm. Daisuke musste Antwort darauf haben! Alexis blieb nicht verborgen, was er sah, sie konnte sie sehen, seine Frau, wusste sogar ihren Namen, ließ es Qenji über, ihn auszusprechen: Miyuki. Der junge Vampir richtete sich abermals auf und versuchte, sich seine Maske wieder aufzusetzen, Alexis aber hatte es gerade sehr zu schätzen gewusst, dass ihr Samurai sich endlich ein wenig, wenn auch nur für einen Moment öffnen konnte. Sie konnte deshalb darüber hinwegsehen, dass er wieder den Offizier geben musste und alles Weiche, Herzliche, Menschliche in seinem Wesen wieder verschwand. Alexis hatte ihm angeboten, ihm jederzeit weitere Einblicke in seine Vergangenheit geben zu können, wenn er das wünscht. Qenji lehnte entschieden ab. Für den Moment.

Die Zielperson aus Steiningers Dead Hunters Einheit begab sich in einer Kaserne in Ost-Berlin, Alexis und Qenji hatten seinen Kopf im Visier. Unerkannt kamen sie durch die Eingangskontrolle und hatten nicht vor, ihm viel Zeit zu gönnen. Als sie gerade in Steiningers Büro unterwegs waren, haben sie Fotos eines gewissen Fabian Cortez, einer Freiheitsarmee gefunden. Er trug das Halbmondtattoo wie Alexis es sich verbildlicht hatte. Doch war nicht er es, das konnte sie sehen, nicht dieser Mann auf dem Foto hatte sie im Flugzeug vor wenigen Wochen aus dem Laderaum springen sehen, es war Steininger selbst!  Doch Sie hörten ein Kratzen und ein gählendes Kreischen über ihnen und am Gang auf sie zukommen. Sie waren abermals in eine Falle geraten. Bloodsuckers griffen sie an. Mehrere Dutzend, ausgehungert und wild. Während Alexis einen Ausweg suchte, hielt Qenji die Bloodsuckers an der Türschwelle mit seiner Klinge auf – dort, wo ihre Überzahl bedeutungslos ist. Alexis sprengte den Boden, um über die tieferliegende Etage flüchten zu können. Es gelang ihnen mit Steininger und einem Bloodsuckerzed die Flucht zu ergreifen und führten diese Kenneth Irons unter großen Sicherheitsvorkehrungen vor.

Wieder bekam Irons von Alexis und Qenji einen Kopf am Silbertablett, er hatte vor, sich diesen Bastardsohn Steininger einzuverleiben, doch dieser war mit allen Wassern gewaschen. Katrina und Luna waren ebenfalls anwesend. Alexis sah, dass selbst Kenneth Probleme hatte, Steiningers Gedankenwelt einzusaugen und half ihm. Was entbrannte war ein erbitterter Kampf auf der Psi-Ebene, in der sich  langsam Steininger, Irons und Alexis verfestigten. In diesem Moment gab sich Katrina als Verräterin zu erkennen, sie wurde zu einem Vielfraß, um Kenneth Irons zu töten. Qenji, als einziger nicht in den Psi-Kampf verwickelt, hielt Katrina alles entgegen. In einem Energiewirbel taten sich Szenen, Gebilde auf, undurchsichtig und unverständlich, doch tiefgründig zeugen sie von dem geistigen Schlagabtausch. Vincent Straco war hier, griff Irons an. Kenneth verlor seinen Schatten, nein, löste sich von ihm, nahm Alexis kleine Hand, sie kam von der Straße, Kenneth wusste warum er sie zu sich nahm, er verkaufte ihre Seele, sein innerer Hass war unbändiger denn je. Stand da, benötigte einen Moment der Besinnung, da kam jemand von hinten an ihn heran und griff ihn an, Alexis kam dazwischen. Wahrheit trat ans Tageslicht. Kandra erschuf Bloodsuckers. Doch nicht ohne Agent Walker , der Gedanke des Unsterblichen, Lucia Svetlova. Irons. Straco. Schwarzenberg. Magdalena. Baba Yaga. Dann endet der Kampf, die Energiewellen versiegten und der Raum war langsam wieder normal beleuchtet. Steininger war tot, er überlebte den mentalen Kampf nicht, der Bloodsucker hingegen war noch am Leben, Alexis lag erschöpft am Boden. Qenji konnte nur zusehen und half Alexis auf. Doch wo war Kenneth Irons?

Magdalena wurde aus ihrem Becken flüssigen Eisens gehoben, ihr eisern glänzender, nackter Körper glimmte im Rituskreis, Varella schritt auf sie zu, in freudiger Erregung, brannte er ihr das heilige Kreuz ins Gesicht. Weißer, kalter Stahl auf der einen und manifestiertes, ewiges Blut auf der anderen Seite soll ihr Gesicht zieren. Die Eiserne Magdalena war geboren und bereit, zu tilgen das Böse. Als Göttin wurde sie verehrt, unter keiner anderen Anführerin hatten die Kinder der Offenbarung ein solche unbändige Stärke entfesseln können. „Reinigt es!“ erklang ihre tiefe Stimme und hob ihre Hand in Richtung des Hauses Valerius in Madrid, welches sogleich fiel. Piotre Valerius war bereit, alleine ihr die Stirn zu bieten, doch kann er noch nicht ahnen, was ihm gegenübersteht.


Zuletzt von Pangaea am Sa 27 Dez 2014, 18:53 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
Pangaea
Pangaea
Eragon

Anzahl der Beiträge : 34
Anmeldedatum : 07.09.11
Ort : Vieden

Nach oben Nach unten

Immortal VI - Wrath of a Titan Empty Re: Immortal VI - Wrath of a Titan

Beitrag von Mister Ich Sa 27 Dez 2014, 00:37

Das Puzzle

Alexis fand keinen Schlaf. Aufgewühlt von den Dingen, die hinter ihr lagen, durchforstete sie ihren Geist nach einem Hinweis. Jedes Detail erschien in ihrem fotografischen Gedächtnis, während sie aufrecht in ihrem Bett saß. Der Kampf im Geist des Bombenlegers. Kenneth war in eine Falle getappt. Die riesenhafte Gestalt von Vincent war nur eine Barriere, erbaut von jemanden, der sie gekannt haben musste. Der wusste, was für Alexis die Schwerste aller Hürden sein würde. Wer könnte es gewesen sein? - Der Kopf der alten Frau, der Kenneth angriff. Es war fast so als würde er es nicht bemerken. Nur Schemen, Alexis konnte nicht ein einziges Mal einen klaren Blick auf die Angreiferin erhaschen. Katrinas Verrat, das Scheusal, in das es sich verwandelt hatte. Alexis tötete die Verräterin mit deren eigenem Schwert. Luna stand nur wimmernd daneben. Kenneth war verschwunden. Einfach so. Als wäre er nie da gewesen. Wo konnte er sein?

Kendra Garres wurde ihre neue Gastgeberin. Alexis und Qenji brachten ihr einen Bloodsucker, der wie si behauptete, nicht der ihre war. Wer sollte ihr nun das Gegenteil beweisen, jetzt wo Kenneth verschwunden war.
Ein Komplott der Baba Jaga mit einem Menschen namens Walker, nur um Irons zu Fall zu bringen. Nichts ergab einen Sinn. Warum hatte Kenneth ihr erzählt, wer ihre Mutter war, nach über hundert Jahren und kurz bevor er einfach verschwand? Gut, sie hatte ihn gefragt. Etwas, dass sie zuvor nie gewagt hatte. Aber der Zeitpunkt kam ihr schrecklich unpassend vor. Jaga, war das die Antwort auf all die Fragen, die sich ihr ganzes Leben lang aufgedrängt hatte? War Jaga der Schlüssel? War es die mythische Hexe, die Kenneth entführt hatte? So viele Fragen, die einer Antwort bedurften. Alexis fühlte, wie die Wände ihres Zimmers immer näher an sie heranrückten. Das Haus Garres in Zürich fühlte sich wie ein Gefängnis an. Wie eine Kaninchenfalle. Würde sie hier bleiben, würde alles noch schlimmer werden. Es wurde bereits Tag, als Alexis ihre Sachen packte und dieses Haus verließ. Die Wache vor ihrem Zimmer begleitete sie schweigend bis zur Eingangstüre, ließ sie jedoch unbehelligt gehen.

Ihr Weg führte sie in das Haus des Wissens. Al´Shazar, der Hüter der Schriften, war ein alter Freund von ihr. Er erzählte Alexis alles, was er über die Baba Jaga wusste. Geschichten, Mythen, Gerüchte, die so alt waren, um sie wieder ins Reich der Märchen zu rücken. Der Hüter des Wissens wurde schon sehr lange von den Dingen, die in der Welt passierten, fern gehalten. Die Geschichte wurde niedergeschrieben und jene die sie niederschreiben, haben die Macht darüber. Eine einfache Lektion. Wichtig war nicht, was Al´Shazar wusste, wichtig waren die Dinge, die dem Hüter vorenthalten wurden. Die Dinge, die niemals niedergeschrieben wurden. Ihr alter Freund meinte, es gäbe zwei Möglichkeiten etwas herauszufinden. Zum einen die Kirche, zum anderen Aleister Crowley. Schwarzenberg war ihr einiges schuldig, aber sie wollte nicht, dass die Kirche die Nase in ihre Angelegenheiten steckte. Der Stachel der Folter saß noch zu tief. Crowley war Kenneths ältester Verbündeter. Aber er hatte seinen Ruf nicht umsonst. Er war der sprichwörtliche Teufel und Jaden, sein einziger Sohn, war tot. Alexis hatte mit Jadens Tod zu tun und Kenneth meinte, Crowley dürfte niemals davon erfahren. Jetzt brauchte sie seine Hilfe und es war das Einzige, womit sie handeln konnte.

Sie verließ das Haus und besuchte das Quartier der Kunan. Diesmal nicht, um Qenji zu sehen, sondern um mit dem speziellen Gast zu sprechen, den Katrina im selben Haus einquartiert hatte. Teresa Crowley saß zusammengesunken inmitten des Raumes. Sie wusste, dass sie hier wie eine Gefangene gehalten wurde. Alexis mochte Teresa auf eine gewisse Weise schon immer. Sie war einzigartig, und auf ihre Art mächtiger, als sie glaubte. Doch sie war auch verwirrt und zum Teil konnte man sie fast für verrückt halten. Alexis wollte von ihr mehr über Aleister erfahren, doch alles was sie erfuhr, war Teresas unbedingter Wunsch frei gelassen zu werden. Sie wollte ihren Vater unbedingt vom Tod ihres Bruders berichten. Teresa gab ihr eine Nachricht für ihren Vater mit. Ein kleiner zerknüllter Zettel mit Schriftzeichen darauf, die Alexis nicht kannte. Sie verließ das Quartier der Kunan wieder. Qenji war nicht anwesend, also hinterließ sie ihm eine Nachricht.

Im Haus der Irons, das lange Zeit ihr zu Hause gewesen war, packte sie ihre Sachen zusammen. Sie würde eine Zeit lang fort sein und sie wusste nicht, für wie lange. Dennoch beschloss sie, mit leichtem Gepäck zu reisen.
India suchte sie in ihrem Zimmer auf. Sie hatte die ganze Zeit über gewusst, wer Alexis Mutter war. Indias Hass auf die Jaga saß tief, er war auch der Grund für die Ablehnung, die sie Alexis all die Jahre entgegen gebracht hatte. Kenneth hatte ihr verboten, darüber zu sprechen und India hielt sich daran. Sie erwähnte Verhandlungen mit den Jaga, die für ihre Familie schlecht verliefen. Alexis konnte damit nicht viel anfangen. Es war ungerecht, wie India sie ihr ganzes Leben lang behandelt hatte. Verurteilt für etwas, von dem sie selbst nichts wusste. Doch India betonte auch, dass sich das nun geändert hatte. Nun war Alexis eine von ihnen, ein Mitglied des Seelenkults. Ein schwacher Trost.
Die Kirche hatte begonnen, ihre Lebende Heilige auf das Haus Valerius zu hetzen, das war der Grund warum India sie aufgesucht hatte. Alexis schnürte sich der Magen zusammen. Der Krieg hatte also begonnen und alles war umsonst gewesen. Doch ergab es keinen Sinn. Warum das Haus Valerius, wenn es die Hexenmeister waren, vor denen sie Angst hatten, seit Vincent die Gegenstücke vernichtet und der Kirche so die Kontrolle über die Seelenmagier entzogen hatte. Es war unglaublich, dass allen Anschein nach niemand sonst ihren Blick für Details besaß. Schwarzenberg hätte jemanden nach Wien geschickt. Alexis meinte, Luna sollte ebenfalls jemanden dorthin schicken, nur um sicher zu gehen.
Sie würde es nicht sein, Alexis hatte andere Pläne. Sie machte keinen Hehl daraus, wohin sie unterwegs war. Sie würde die Baba Jaga finden und mit ihr vielleicht auch Kenneth Irons. Sie hatte nur eine Bitte an India, sie sollte die Familie aus dem Haus bringen. Die Zeiten wären zu gefährlich. Mit Familie meinte sie alle, auch Teresa sollte sie begleiten. India willigte ein und wünschte ihr Glück. Das war das erste Mal, dass sie freundlich zu Alexis war. Ein Teil von Alexis verfluchte sie dafür, dass sie damit so lange gewartet hatte.



Ein Pakt mit dem Teufel

Crowley war leicht zu finden. Das alte Haus im viktorianischen Stil lag mitten im Londoner Bankenviertel. Der Mann hinter dem Schreibtisch war ausgesprochen höflich. Alexis hatte sich den berüchtigten Aleister Crowly anders vorgestellt, sie wusste nicht genau wie, irgendwie brutaler, oder finsterer. Nicht sonderlich groß gewachsen, nicht sonderlich schlank, mit lichtem Haar und einem gepflegtem Vollbart, wirkte Aleister Crowley mehr wie ein Mann, der das Leben in vollen Zügen genoss und sich einen Scheiß darum scherte, was andere über ihn dachten. Crowley gab sich freundlich und zuvorkommend. Der Scotch, den er kredenzte, war älter als Alexis selbst. Trotz des Plaudertons, den er anschlug, konnte sie jedoch eine gefährliche Aura der Macht spüren, die diesen Mann umgab.
Sie fragte ganz offen und direkt nach der Baba Jaga und nach ihrer Mutter, aber sie musste feilschen, um auch die Antworten zu bekommen, die sie benötigte. Crowley wusste, dass sein Sohn verschwunden war und ließ überall nach ihm suchen. Alexis bot ihm an, alles über Jadens Verbleib zu erzählen. Ein Handel wurde geschlossen. Beide spuckten ihn ihre Handfläche und besiegelten den Pakt.
Alexis wusste, dass es ein Fehler sein würde, doch sie brauchte die Informationen. Crowly sagte noch, er wüsste etwas über ihre Mutter, sie musste es einfach erfahren. Also erzählte sie ihm alles. Kenneths Auftrag, der Flug zurück nach Zürich, der Absturz, der Bombenleger, die Bloodsucker, Katrinas Verrat und deren Pakt mit Baba Jaga und diesem Menschen namens Walker. Er war nicht sehr glücklich darüber. Alexis konnte den Zorn hinter seinen Augen erkennen. Es war unklug und töricht, ihm all diese Dinge zu erzählen, das war ihr durchaus bewusst, doch der Preis, den es zu gewinnen gab, war zu groß.
Crowley erzählte ihr von Ihrer Mutter, Irena Jaga. Er sprach über den großen Verrat, den Kenneth an der Baba Jaga begangen hatte. Damals nach dem großen Krieg stand die Entscheidung, mit der Kirche Frieden zu schließen, auf Messers Schneide, Kenneth befürwortete den Frieden, Crowley ebenfalls. Die Jaga jedoch wollten den Krieg fortführen und ihre Anhänger waren zahlreich. Crowly wusste nicht, wie, aber Kenneth gelang es, Vincent Straco bei den Jagas einzuschleusen.
Vincent machte Irena, Babas Tochter, schöne Augen. Er brachte Irena soweit, mit ihm einen mächtigen Pakt zu schließen der Baba Jaga für alle Zeit in ihrem Haus in den Wäldern einsperren würde. Dummerweise verliebten sich Straco und Irena tatsächlich. Als Irena schwanger wurde, sah Kenneth seine Chance. Straco sollte in Unwissenheit gelassen werden. Er sollte glauben, Irena wäre bei Alexis Geburt gestorben. Irena jedoch war am Leben und befände sich in einem Irrenhaus in Dublin. Crowley meinte, Alexis würde nicht gefallen, was sie dort vorfände, aber er organisiere ihr gerne die Reise dorthin.
Ein Pakt des Verrats, Alexis konnte es nicht glauben. Zum Einen verstand sie nicht, wie Kenneth diese Scharade aufrechterhalten konnte, zum Anderen fragte sie sich, wovor der mächtige Irons sich so sehr fürchtete, dass es solche Mühe wert war. Crowley erwiderte, dass der ach so saubere Kenneth Irons bereits so manche Leichen im Keller hätte, sie sollte sich vor allem fragen, warum Kendra Garres nicht nur noch am Leben war, sondern obendrein noch im Konzil säße und das als neues Oberhaupt des Hauses Garres. Crowly meinte, dort die Handschrift seines alten „Freundes“ zu erkennen, dem mächtigsten Telepathen seiner Zeit.
Alexis dankte dem Teufel für seine Hilfe. Crowly war mächtig, und er wusste eine ganze Menge. Alexis hatte noch einen Trumpf im Ärmel. Ein kleiner Gefallen, den sie irgendwann einlösen würde, gegen die Nachricht von Teresa. Der Teufel willigte ein, und sie gab ihm die Notiz. Sie wusste nicht, welche Auswirkungen das haben würde und in diesem Fall war ihr es auch egal, es würde ihr nützen, irgendwann.


Der Zorn der Jaga
Das Irrenhaus entpuppte sich als moderne Nervenheilanstalt, die wohl über die Jahrzehnte immer wieder modernisiert und umgebaut worden war. Irena Jaga war ein Dauergast und immer wieder unter falschem Namen in verschiedenen Zimmern untergebracht. Alexis stand vor der Tür, hinter der sich das Zimmer ihrer Mutter befand. Sie hatte sie seit ihrer Geburt nicht mehr gesehen und wusste nicht, was sie erwarten würde. Alexis fasste allen Mut zusammen, den sie aufbringen konnte, und betrat das Krankenzimmer. Der Fernseher lief unbeachtet. Auf einem Sofa saß eine Frau, sie blickte nicht auf, sondern war in ein Kreuzworträtsel vertieft. Langsam schritt Alexis zu ihr hinüber und setzte sich schweigend neben sie. War ihre Mutter tatsächlich über die Jahre verrückt geworden? Das Kreuzworträtsel wurde mit Routine und ohne nachzudenken ausgefüllt. Alexis presste ein „Hallo…“ hervor. Die Frau legte das Rätsel zur Seite. „Ich dachte nicht, dich jemals wieder zu sehen“, kam als Antwort. Dann fielen sich Mutter und Tochter das erste Mal in die Arme. Das erste Mal seit 114 Jahren und sie weinten süße Tränen der Freude.
Irena hatte Straco tatsächlich geliebt. Nach Alexis Geburt war es Irons, der sie vor die Wahl gestellt hatte. Entweder Irena würde sich ins „Exil“ begeben oder Alexis würde den Tod finden. Irena entschied sich gegen ihren geliebten Vincent und für das Leben ihrer Tochter. Sie meinte, sie hätte ihre Kräfte verloren, man habe ihr etwas in ihr Essen gemischt. Es war Zeit für sie zu gehen. Alexis würde ihre Mutter in Freiheit wissen. Das erste Mal in ihrem Leben tat Alexis etwas um ihrer Selbst willen.

Konzilwachen versperrten ihr den Weg, Männer in schwarzen Kampfuniformen und mit Gewehren bewaffnet. Deadhunters, ein zwölf Mann starkes Team, und sie eröffneten das Feuer, ohne Fragen zu stellen. Diese Männer waren da, um zu töten, nicht um zu bewachen. Alexis ließ ihrer Macht freien Lauf. Dies war das erste Mal, dass jemand den gesamten Umfang ihrer Kräfte zu spüren bekam. Alexis hielt sich nicht zurück, danach wusste nicht mehr, wie viele dieser Männer sie dabei getötet hatte. Wahrscheinlich nicht alle, aber ein paar mit Sicherheit. Den Mann zum Beispiel, den sie nur mit der Kraft ihrer Gedanken durch eine Wand getrieben hatte wie ein Hammer, der einen Nagel einschlägt, oder der Anführer, den sie durch das geschlossene Panzerglasfenster im fünften Stock gezogen hatte. Es war ihr gleichgültig. Diese Männer hatten sich für einen Kampf entschieden und sie hatte ihnen einen geliefert. Die Flucht gelang. Sie hatte ihre Mutter wieder und niemand würde ihr das wieder wegnehmen, das allein zählte.
Irena wusste wo ihre Mutter, die Baba Jaga, eingesperrt war. Das war das Geheimnis, dass sie ihr ganzes Leben lang bewahrt hatte. Sie bestätigte Crowleys Geschichte. Meinte noch, die Baba Jaga würde vermutlich bereits auf Alexis warten. Irena gab ihr noch eine Warnung mit auf den Weg, sie solle vorsichtig sein und kein Wort glauben. Baba war eine Meisterin der alten Künste, und sie wäre unglaublich mächtig. Doch schien sie keine Angst vor ihr zu haben. Irena schien keine Angst vor Irgendjemanden zu haben. Der unbändige Wille der Jaga. Sie meinte, sie würde untertauchen und niemand würde sie finden, wenn sie das nicht wolle. Es gab noch so vieles zu besprechen, so vieles zu erzählen, doch die Zeit drängte. Alexis würde warten müssen, bis ihre Mutter wieder Kontakt mir ihr aufnahm. Bis dahin genügte es ihr zu wissen, dass Irena frei war und es ihr gut ging.


Das Haus der Baba Jaga
Serbien, der Tara Nationalpark. Die undurchdringliche Wildnis war seit Jahrhunderten das Versteck oder besser das Gefängnis der Baba Jaga. Seit drei Tagen irrte Alexis durch die herbstlichen, urzeitlichen Wälder. Immer wieder sendete sie telepathische Rufe in die Dunkelheit des Waldes hinaus. Es war unmöglich, das Haus von allein zu finden. Die Hexe der Wälder musste gefunden werden wollen.

Am Abend des dritten Tages war es so weit. Alexis betrat eine kleine Lichtung und plötzlich, wie aus dem nichts, stand sie davor, vor dem Haus der Baba Jaga. Es war ein Baumhaus, zwei alte Weiden hatten das Häuschen mittlerweile umwachsen und ihre Stämme, die in seltsamen Wurzeln endeten, wirkten beinahe wie die Füße einer Krähe. Aus einem kleinen Fenster schien Licht und Alexis begann ihren Aufstieg. Wie eine Motte, immer schneller auf das Licht zu. Erneut fasste sie all ihren Mut, um die Hütte ihrer Großmutter zu betreten.
Das Innere war altmodisch, aber gemütlich eingerichtet. Eine uralte Frau füllte gerade duftenden Kräutertee in die beiden Tassen. welche auf dem kleinen Tisch bereit standen. Schweigend deutete die Alte mit ihrer knöchernen Hand auf den freien Stuhl. Alexis setzte sich zögerlich. Die Alte hockte sich ihr gegenüber. Ihre Arme, ihr Gesicht, jeder Zentimeter Haut war bedeckt mit den Brandzeichen der Inquisition. Sie war über und über mit einem geometrischen Muster aus kleinen, punktförmigen Narben bedeckt. Das war die Baba Jaga. Die Hexe der Wälder. Sie sah einfach nur aus wie eine sehr alte Frau, im Winter eines Lebens, das ihr viel Schmerz und Leid gebracht hatte. Das war nicht das Gesicht des Frauenkopfes, der Kenneth im Geist des Bombenlegers angegriffen hatte.
Baba starrte sie an und schwieg. Alexis konnte immer noch das Feuer eines unbeugsamen Willens fühlen, dass hinter den alten gebrochenen Augen loderte. Sie war so gebannt von diesem Anblick, dass sie erst sehr spät bemerkte, wie die alte Frau ihren Arm ausgestreckt und auf den Tisch gelegt hatte. Die Handfläche nach oben wartete sie auf ihren Gast. Zögerlich legte Alexis ihre Hand in die der Alten.
Plötzlich stand Alexis in einem Haus das viel neuer wirkte. Immer noch altmodisch, aber neu und frisch. Ihr gegenüber stand eine junge Frau mit demselben weißblonden Haar wie dem ihren, und lächelte sie an. „Ich fühle mein Blut in dir. Was ist es, was du suchst Kind?“. Ihre Stimme war sanft und fürsorglich. Alexis verstand. Baba Jaga war so alt, dass sie selbst die Fähigkeit zu sprechen eingebüßt hatte. Also kommunizierte sie auf diese Weise. „Ich suche Antworten….“, sagte sie zögerlich. Die junge Frau nickte freundlich, „Um die Wahrheit zu erkennen, musst du die ganze Geschichte hören. Wir alle sind die Summe aus den Dingen, die wir erlebt haben, den Dingen, die wir gelernt haben und den Dingen, die wir geerbt haben.“ Die Baba Jaga zeigte es ihr. Ihr gesamtes Leben. Lange vor dem Konzil, lange vor dem Krieg.

Eine junge Frau, die allein in den Wäldern lebte. Die Menschen mochten und respektierten sie. Sie brachten ihre Kranken zu ihr und sie heilte sie. Sie suchten Rat und den gab sie ihnen auch. Doch dann kam die Kirche und aus der weisen Frau in den Wäldern wurde eine böse Hure des Teufels gemacht. Sie kamen mit Mistgabeln und Fackeln. Manche waren in Rüstungen gehüllt, mit scharfen Schwertern und dem Symbol des Kreuzes auf der Brust. Frauen mit einer Haut aus Eisen und Fanatismus in den Augen. Sie holten sich die Hexe und brandmarkten sie, folterten sie, steckten sie in einen Kasten voller stählerner Dornen. Die junge Frau ertrug den Schmerz und blieb standhaft. Niemals hat sie widerrufen, niemals das Geständnis erbracht, das sie ihr abzuringen versuchten. Sie kam frei und floh. Sie bat um Hilfe bei einer Fremden, doch die wandte sich von ihr ab. Sie war allein. Im Laufe der nächsten Jahre folgte dennoch ihre Rache und sie vergolt einem jeden ihrer scheinheiligen Ankläger Schmerz und Pein tausendfach zurück. Sie führte ihren eigenen Krieg gegen die Kirche und gegen die Menschen, die sie verraten hatten. Doch bald wurde sie der Gewalt überdrüssig. Der Hass verbrauchte sich, und es war an der Zeit, den Wahnsinn zu beenden. Alexis sah Kenneth Irons, er sah viel jünger aus als heute, wie er mit der Baba stritt. Wie er dafür eintrat, den Krieg voran zu treiben. Wie er Verhandlungen und Frieden mit Schwäche gleichsetzte. Es kam zu einer Abstimmung, doch die Baba Jaga konnte nicht für ihren Frieden stimmen. Sie war verraten und eingesperrt worden, in ihrem eigenen Heim. Viele Jahrhunderte konnte sie sich nur wenige Schritte von ihrem Haus entfernen. Einsam wurde es in den Wäldern und aus der weisen Baba Jaga wurde ein Märchen, um kleine Kinder zu erschrecken.

Alexis konnte nicht glauben, was sie da sah. Sie fragte, wie sie sich sicher sein könne, dass dies alles die Wahrheit war und kein Trick. Die jugendliche Jaga lächelte mild, „ Sieh in meinen Geist, ich bin keine Telepathin.“ Und Alexis sah hinein. Die Baba Jaga war zu alt um lügen zu müssen, sie hatte alles überwunden und was blieb, war eine alte Frau, die in ihrem Besuch einen Hoffnungsschimmer sah. Die Familie war doch nicht ausgelöscht und geschlagen. Da war noch eine Jaga übrig, und sie war jung und voller Kraft.
„Warum? Was fürchten sie so sehr an dir?“, Alexis fragte unverblümt. Sie hatte nun keine Angst mehr, sie war zu Hause angekommen. „Meine Kräfte, Alexis. Denn ich gebiete über das Leben. Selbst den Tod kann ich besiegen. Darum hat Kenneth mich wegsperren lassen, ich weiß, dass er dahinter steckte. Er hat der Welt die Geschichten über mich erzählt und irgendwann glaubte die Welt auch daran. Nun weißt du die Wahrheit und darum bist du hier, Alexis. Um die Wahrheit zu erfahren und sie in deinem Herzen aus diesen vier Wänden nach draußen zu tragen. Ich bin alt und selbst ich kann der Zeit nicht entkommen. Ich werde bald tot sein, Alexis. Aber das Blut der Jaga wird weiterleben.“
Alexis blinzelte und fand sich wieder zurück in der modrigen alten Hütte. Wieder blickte sie in das geschundene Gesicht der alten Frau.
Alexis besaß einen analytischen Geist und sie war nicht leicht zu täuschen. Kenneth Irons, der Mann, der das Konzil gegründet hatte, der Mann, der Alexis ihr ganzes Leben lang den Wert des Friedens und der Ordnung gelehrt hatte, der Mann, der an der vordersten Front für den Erhalt des Friedens gekämpft hatte, sollte der schlimmste Kriegstreiber von allen gewesen sein? Er soll Baba Jaga weggesperrt haben, um dann die Pläne seiner ärgsten Feindin alleine umzusetzen? Und selbst wenn es stimmen sollte, selbst wenn Kenneth tatsächlich zwei Gesichter haben sollte, warum war Alexis immer noch am Leben? Wenn er danach trachtete, alle Jaga aus der Geschichte zu tilgen, wozu zog er sich eine von ihnen heran wie eine Tochter? All das fragte sie die stumme alte Frau. Doch war es nicht die Baba Jaga, die ihr die Antwort gab.
„Damit du mich hierher führst. Du hast deinen Zweck gut erfüllt, Alexis. Endlich kann ich zu Ende bringen, worauf ich so lange gewartet habe.“ Es war Kenneth Irons Stimme, die in ihrem Kopf wiederhallte. Das war völlig unmöglich. Baba Jaga sprang förmlich von ihrem Stuhl auf. Ihre knochige Hand ergriff ein Stückchen Kreide. Mühsam zeichnete sie eine kleine Tür an die Wand. Alexis konnte es nicht fassen. Alles ging sehr schnell. Das Haus brannte bereits, als sie durch die kleine magische Pforte schlüpfte.

Alexis fand sich auf einer kleinen Lichtung wieder. Sie erkannte das kleine ausgebrannte Lagerfeuer wieder, welches sie in ihrer ersten, kalten Nacht entzündet hatte, um sich zu wärmen. Sie wusste wo sie war und begann, ihren Weg nach Hause anzutreten. Während sie den Hügel, über den sie diese Wälder erreicht hatte, erneut bestieg, arbeitete es in ihrem Kopf weiter. Es war schwierig, Wahrheit und Lüge voneinander zu trennen. Ihre Mutter hatte sie gewarnt. Sie solle der Baba Jaga kein Wort glauben. In Wirklichkeit glaubte Alexis ihrer Großmutter so einiges. Auch wenn die Behauptung, keine Telepathin zu sein, eine äußerst dreiste Lüge war. Doch als Alexis sie gefragt hatte, wie sie all das ertragen konnte, woher sie ihre Stärke nahm, bekam sie die Antwort „Gleichgültigkeit“. Wahre Worte, und zugleich auch die wichtigsten. Gleichgültigkeit, man konnte so viel Leid und Ungerechtigkeit nur mit Gleichgültigkeit überstehen. Hass zerfrisst, Rache wird zum Wahn, nur Gleichmut birgt die Kraft in sich, alles zu überstehen.
Etwas war faul, soviel war klar. Irgendjemand arbeitet daran, der Welt, die Alexis kannte, etwas Schreckliches an zu tun. Doch es war nicht die Baba Jaga, die dahintersteckte. Kenneth hatte zwei Gesichter, doch die Stimme die sie gehört hatte, war nicht er. Da war sie ganz sicher. Es ergab einfach keinen Sinn. Das letzte Attentat galt seinem Leben, nur durch Alexis Eingreifen hatte es keinen Erfolg. Kenneth selbst sagte, der wahre Feind säße in New York. Die Kirche hatte mit ihrem Krieg begonnen und stürzte die alte Welt ins Chaos. Kenneth hatte Feinde an jeder Ecke und plötzlich sollte er all das ignorieren, nur um eine Rechnung zu begleichen, die seit Jahrhunderten vorüber war. Alles, um einen Gegner zu bezwingen, den er bereits vor langer Zeit bezwungen hatte. Nein. Das wäre pure Idiotie, und eines war Kenneth Irons mit Sicherheit nicht, ein Idiot. Es begann sich langsam ein Bild abzuzeichnen. Wie ein Puzzle. Ein paar Teile fehlten noch um den Blick auf das große Ganze frei zu geben.
Auf der Kuppe des Hügels blickte sie noch einmal zurück. Weit in der Ferne stieg Rauch aus dem dichten Wald auf. Heute hatte jemand die Baba Jaga getötet. Alexis fühlte nichts. Gleichgültigkeit, das half, einen kühlen Kopf zu behalten. Alexis würde nun ihr eigenes Spiel spielen, um die fehlenden Teile in das Puzzle einzufügen.
Diese Art Spiel lag ihr im Blut und damit war nicht das Blut der Jaga gemeint.
Mister Ich
Mister Ich
Goddog der Lentschgott

Anzahl der Beiträge : 326
Anmeldedatum : 28.01.09
Alter : 39
Ort : Salzburg

Nach oben Nach unten

Immortal VI - Wrath of a Titan Empty Re: Immortal VI - Wrath of a Titan

Beitrag von Pangaea So 28 Dez 2014, 23:15

Qenji öffnete seine Augen, der Geruch, der seine Nase erfüllte, war schwer. Er richtete sich auf und sah an die Wand, von der Wasser tropfte, die Wände schwitzten in dieser dunklen  Kammern. Ein Haus der Garres, wie es alle anderen waren. Nach dem Verschwinden von Kenneth Irons hatte Qenji eines noch fester im Sinn: Kandra darauf vorzubereiten, ihren Sitz im Rat aufzugeben. Er wusste bereits, wer diesen Platz einnehmen könnte. Durch dunkle Gänge schritt er nach oben, wo sich Kandra zuweilen aufhielt, doch sie war verschwunden, abgereist vor Stunden schon, wie auch Alexis. Er wurde zurückgelassen in einer lächerlichen Garres-Behausung. Er hatte sich ja schon daran gewöhnt, regelmäßig unvollständige Informationen zu bekommen, nicht in alles eingeweiht zu sein – und er konnte aufgrund seiner Position kaum mehr einfordern. Von Alexis im Stich gelassen zu werden enttäuschte ihn, gerade in diesen Stunden. Was sich in den letzten Stunden und Tagen abspielte, war nichts anderes als ein Retten des wichtigsten Hab und Gutes und sich in Sicherheit zu begeben, und das nicht einmal mit einem Ziel, wobei man den Feind und dessen Größe noch nicht einmal genau kannte. Das Haus Garres schien davor gefeit zu sein. Mit einer verdächtigen Apathie entgegneten ihm die Wachen Kandras und beantworteten keine seiner Fragen zufriedenstellend. Hatten sie sich etwa mit ihrem Schicksal arrangiert? Für Qenji war es ohnehin vorbei mit diesem lächerlichen Haufen Garres, entweder es fiel der Heiligen Magdalena anheim, und wenn nicht, hatte es ohnehin keine Daseinsberechtigung mehr – zumindest im Konzil.

Kuro musste sich auf Anweisung Qenjis eine gefährliche Dosis toten Blutes einverleiben, um eine unbekannte Krankheit zu simulieren, um einen Grund dafür zu haben, dass eine Abordnung aus Osaka in die Schweiz zu schicken. Kuro befolgte seiner Anweisung, das Haus Irons hatte kaum noch Männer, um sich um einen kranken Ku’Nan zu kümmern. Als Qenji zu Kuro stieß, war nur Commander Jefferson und einige seiner Männer bei ihm. Sie waren ratlos, und willigten der Forderung nach dem kaiserlichen Leibarzt ein. Jeffersons Gleichgültigkeit gegenüber dem kranken Ku’nan stieß ihm sauer auf, erst recht als dieser den Raum verlassen wollte. Qenji verlangte als repräsentativer Diener von Kenneth Irons darüber unterrichtet zu werden, was im Hause Irons vor sich ging, wohin seine Frauen flüchteten. Jefferson verweigerte es, ihm Informationen über deren Aufenthaltsort oder deren Ziel preiszugeben und verwies auf seinen Vorgesetzen Toliver. Sei es so. Er würde es ohnehin bald herausfinden. Qenji sah bei Teresa nach dem Rechten. Yasuo hatte sie bewacht. Über die Kamera im Überwachungsraum schien sie bei weitem keine so wütende Aura mehr auszustrahlen wie bei Qenjis ersten Anblick Qenji versuchte misstrauisch den Raum zu betreten, als Yasuo ihm davon berichtete, dass Alexis bereits hier war. Es war ihm und Kuro nicht geglückt, sie aufzuhalten. Qenjis Augen weiteten sich, viel konnte er von Yasuo auch nicht  mehr herausbekommen, er sah nur völlig erbost durch die Kamera, wie eine handzahme, zahnlose, eine ganz normale Frau am Fußende ihres Bettes stand und mit ihren Fingern ein imaginäres Bild zeichnete. Qenji trat die Tür auf, packte Teresa am Hals und sah ihr tief in die Augen, schrie sie an, was habe Alexis mit ihr gemacht. „Mein Vater wird mich holen, er ist bereits unterwegs“, entgegnete ihr Teresa trocken, mit einem Funken Hoffnung in ihren Augen, der ihre Aura betäubte. Qenji gab ihr eine Ohrfeige, er musste sich vergewissern, dass Teresa immer noch den potentiellen Wert besaß, den er ab der ersten Sekunde in ihr vermutete. Der verzehrende Hunger nach Energie kam nach Qenjis Tätlichkeit wieder, stärker als er das vermutete. Er war benommen geworden, und verwirrt, bald würde er Aleister Crowley hier in Zürich haben. Er brauchte Verstärkung. Doch Hilfe aus Osaka würde vielleicht zu lange brauchen. Also wandte er sich an eine Verbündete.

Ihre Stimme zu hören beruhigte ihn. Die Baronesse Loire hatte ihn keine Sekunde vergessen, auch sie freute sich ihn zu hören. Qenji erkundigte sich, ob Aijin sie bereits in Chenonceau beehrte. In aller Form bedankte sie sich bei ihm, hätte sie aber viel jemand anderes als Aijin empfangen. Qenji kannte das, was sie tat, das Flirten hatte er schon einige Male bei anderen beobachtet und fand erstmals in einer solchen Situation den richtigen Ton. Er verlangte nach einer schnellen Unterstützung in Zürich. Er würde es ihr später erklären, wozu. Er würde schnellstmöglich zu ihr kommen. Qenji sah nach seinen Männern. Unruhe brach aus, als Qenji ihnen davon unterrichtete, dass Aleister Crowley hier jeden Moment eintreffen könnte. Kuro richtete sein Wort an Qenji und bezweifelte die Vorgehensweise, hinterfragte die gesamte Operation in Europa, ungefragt. Der Anführer der Ku’Nan erinnerte ihn, dass es die höchste Ehre sei, im Zeichen ihres Kaisers dessen Befehle so auszuführen, wie sie von ihm ausgesprochen waren. Ein rebellischer Blick reichte aus, Qenji tat es nicht gern, doch das Buch der fünf Ringe, eine Auslegung von Daisuke, die er vor mehr als 50 Jahren verfasste, schrieb es vor, dass ein Ku’Nan der Befehle offen hinterfragt bestraft werden müsse. Unter größter Agonie eines Holzpflocks, den Qenji bis an sein Herz trieb, musste Kuro seinen Eid erneuern, den er vor 70 Jahren seinen Brüdern im Kampf geleistet hatte. Qenji tat erneut seine Pflicht, seine Männer konnte er nur so zusammenhalten.

Aleister Crowley traf nach wenigen Stunden ein. Es war immer noch Tag. Selbstverständlich wäre er nicht so töricht, am Abend aufzukreuzen. Das Hotel war längst völlig leer, bis auf Teresa Crowley, fünf ehrenwerte Ku’Nan und ihren Anführer. Die Fenster großteils verbarrikadiert. Es klopfte an der Tür. Natürlich wusste Qenji, wer klopfte, und er hatte nicht vor, ihm schnell Tür und Tor zu öffnen und wartet ab. Qenjis Hinhaltetaktik war durchschaubar, aber Aleister Crowley genoss es ein wenig, seine Beute zappeln zu sehen. Er verlangte nach Teresa Crowley, ansonsten würden alle bis auf einen sterben. Qenji hatte keine Angst, im Kampf kannte er so etwas nicht, doch angesichts der Meute von 50 Seelenmagier vom Clan der Crowleys war ihm erst der Wert von Teresa richtig bewusst. Es gelang ihm eine Stunde Zeit auszuhandeln. Er wartete eine viertel Stunde zu, um eine Flucht zu planen, in diesem abgeschotteten Hotel, ohne Kanalisation. Sisake wurde von Qenji zur Türe geschickt, um Crowley davon zu unterrichten, dass der Kaiser von Japan persönlich mit ihm reden wolle. Sisake und Inada bereiteten eine Videowall für die Übertragung aus Osaka vor. Weitere fünfzehn Minuten vergingen und Crowley sah bereits einen opulent bereiteten Thron, der für das zeremonielle Gespräch vorbereitet wurde. Ein Meer aus Kirschblüten, und Lilien, Rosen wurden in perfektem Abstand von Bediensteten in Stellung gebracht. Der hochkaiserliche Bogen wurde enthüllt und an die linke Seite des Thrones positioniert. Ein Offizier präsentierte im Thronsaal das reich geschmückte Schwert, welches das des Kaisers sein musste, in einer Geschwindigkeit, die Crowley die Adern aus Stirn und Hals trieb. Er sah sich dieses Zeremoniell seit zwanzig Minuten zuerst amüsiert, dann nervös, dann skeptisch an, als er sich ein „Was soll dieser ganze Scheiß????!!!!!“ nicht mehr verkneifen konnte und seinen Männern befahl, eines der parkenden Autos in das Hotel zu schleudern. Sisake, der neben der Videowall als Ehrenwache die vorgetäuschte Übertragung bewachte, nahm sich ein Herz und griff Crowley mit seinem Schwert an. Es traf Crowley leicht, aber zu leicht um gefährlich zu werden, dieser zerfetzte mit seinen biomantischen Fähigkeiten Gliedmaßen von Sisake, der ins Sonnenlicht stürzte und verbrannte. Kein Schrei trat über Sisakes Lippen. Es war der Moment indem Qenji flüchten konnte, er sein Ziel war eine Tiefgarage, die sich unter einem Einkaufszentrum hinter dem Hotel befand. Sie flüchteten mit der gefesselten Teresa mit zwei Autos, auf ihrem Weg zurück zerstörten sie eines der Autos von Crowleys Männern und fuhren in Richtung Flughafen. Eine Verfolgungsjagd am hellichten Tage – Qenji konnte sich eine bessere Lage vorstellen, doch das Glück war auf seiner Seite. Nach einiger Zeit war nur noch ein Auto von Crowleys Männern direkt hinter ihnen her, dessen Fahrer Qenji selbst mit seinem Schwert durch einen Sprung aus dem Kofferraum ausschaltete. Er zog den Schlüssel und ließ das Auto gegen die Lärmschutzwand der Autobahn krachen, sprang zurück auf das Auto, wo Teresa die ganze Szene beobachten konnte und sah hinter sich nur noch eine Explosion hinter sich.

In einer Lagerhalle trafen sich schließlich Kinedas und Qenjis Männer, Teresa wurde gefesselt an einen Betonpfeiler gefesselt, ehe Kineda seine Untersuchungen mit ihr begann. Dessen Einschätzungen nach dem Wert Teresas waren mehr als vielversprechend. Sie einigten sich, sie mit dem nächsten Flugzeug nach Osaka zu nehmen. Vier Ku’Nan waren ihm geblieben, Qenji richtete seine Worte an sie. Er erinnerte sie an die Tat von Sisake, der ohne Befehl Crowley angriff und damit mit seinem Leben bezahlte. Pflichtgefühl und uneingeschränkter Gehorsam war aus ihm gewichen. Sie verrieten ihm, dass er nachdem er das Geschenk von Kandra Garres an den Kaiser übergab, ein anderer war, Rebellion, Zügellosikeit und Sucht habe ihn in seinen letzten Tagen geprägt. Qenji verstand es nicht, aber er wusste nun endgültig was zu tun war. Ihre Niedergeschlagenheit versuchte Qenji zu zerstreuen, indem er ihnen eine Unterhaltung von Mann zu Mann anbot, und nicht von Ku’Nan zu Ku’Nan. Nie zuvor hatte er es getan. Ihr Grundton, ihre Zweifel an der gesamten Operation war ihnen anzumerken, doch egal was sie sagten, Qenji hatte seine Entscheidung getroffen.

Honshu, 1943. Der kalte Stein machte ihm nichts mehr aus, seine Sinne hatten sich verändert, was er vorher als intensiv empfand war taub, alles kaum wahrnehmbare laut, der Stuhl war zusammengebrochen, nur noch seine Hände gefesselt, eine Schale voll Blut vor ihm, sein Drang war zu stark, um es von sich zu werfen. Eine Stimme erklang über Lautsprecher. „Wem dienst du?“ Daisukes Stimme hörte er zum ersten Mal. „Ich diene dem Kaiser Hirohito und seiner kaiserlichen Flotte zur Luft.“ Eine Lichtfolter verbrannte ihn für einen gefühlten Moment der Ewigkeit. „Du dienst dem Kaiser Ishido Raiko Yunota, dem wahren Kaiser von Japan.“ Im nächsten Moment saß Daisuke neben ihn, Qenji betätigte den Sprechknopf, er hatte den Blick frei auf Kuro. Mit Ehrgefühl hatte er ihn in dieses neue Leben geholt. „Sprich mir nach: Ich diene dem wahren Kaiser Japans. Ishido Raiko Yunota.“

Guadalcanal, 1944. Die Rückeroberung der Küste Guadalcanals war aussichtslos für eine normale Einheit von Soldaten der kaiserlichen Armee. Daisuke befahl den Ku’nan von Qenji Nura, die Küste zu nehmen. Er überbrachte den frisch ausgebildeten Vampir-Soldaten, die Nachricht, sich erstmals im Kampfe beweisen zu können. Mit nur einem Landungs-Boot nahmen die Ku’Nan die Küste ein, Maschinengewehrfeuer zerfetzte ihre Uniform, nicht aber ihren Körper, in rasender Geschwindigkeit gingen sie an Land, ihre Handgranaten warfen sie hunderte Meter weit in die Bunker und Schützengräben der Amerikaner, Besatzungen der Geschütztürme waren binnen kürzester Zeit tot. Die Rückeroberung und Wiederbesetzung Guadalcanals wurde nie durchgeführt, doch der Sieg der Ku’Nan hielt die Vampirwelt Japans in Atem und schrieb ein weiteres ehrenvolles Kapitel in der Legende der Ku’Nan.

„Ich habe mich unwürdig erwiesen, die Ku’Nan in der westlichen Welt zu Ruhm und Ehre zu führen, wie ich es im großen Krieg geschafft hatte. Die Zeiten sind zu schwierig und der Feind zu vielschichtig, ich kann es nicht verantworten, noch einen von euch sterben zu sehen. Hiermit lege ich die Anführerschaft über die Ku’Nan ab und entlasse euch in Eure Heimat, wo ihr neue, ehrenwerte 24 Ku’Nan sammeln werdet, die die meine überstrahlen wird.“ Er verabschiedete seine letzten Männer, mit denen er eine Freundschaft aufbaute, die nur im Kampf erwachsen kann.



Qenji hatte entschieden, nicht nach Japan zu reisen. Was ihn dort erwarten würde, würde ohnehin bald zu ihm kommen. Er musste zu Mircella. Sie hielt sich in Österreich auf, ein Alpenzug brachte ihn von Zürich nach Kärnten, auf der Burg Hochosterwitz hielt sie sich auf. Der Zug war altmodisch eingerichtet, und auf dem Weg durch die Alpen war der Zug langsam unterwegs. Langsamer wurde auch sein Geist. Er bekam Illusionen, glaubte das Innere des Zuges wäre von Lehm und Stroh bedeckt. Seine Vampirsinne erkannten nur ein kleines Schlupfloch, und sobald er es gefunden hatte, war auch die Illusion weg. Er ging nach vor und erlebte dasselbe Schauspiel. Im hinteren des Zuges wartet ein kleines Mädchen auf ihn. Überall wieder der Lehm und das Stroh und der Geruch nach Harz, sie hob den Blick und zeigte ihr wahres Gesicht. Als sie ihre Augen weitete und einen Psi-Angriff vorbereitete, fuhr Qenji seine Fänge aus und machte Anstalten, ihr das Leben auszusaugen, bevor es stärker wurde. Es war ein Mann, übersät von Schläuchen im Gesicht, und führte wieder und wieder Psi-Angriffe auf Qenji durch, doch Qenji gelang es einen dieser Schläuche zu zerstören. Der Samurai war ohne sein Schwert, und wollte zurück in sein Abteil gelangen, doch der Weg wurde von den Vasallen des Angreifers versperrt. Im körperlichen Kampf war er ihnen vielleicht überlegen, doch ihre Psi-Angriffe schwächten ihn derart, dass er nur noch an die Flucht dachte. Er erinnerte sich an das Schlupfloch an der Decke, riss es auf und flüchtete auf das Dach des Waggons. Der Angreifer, der sich im Geiste Qenjis festsetzte gab sich als Gesandter Baba Jagas zu erkennen und versuchte bevor sich der Samurai davonstehlen konnte Hass gegen Kenneth Irons zu schüren, ihn in einen Attentäter, eine Marionette zu verwandeln. Es geling ihm nicht vollends. Doch Qenji wankte von dem geistigen Angriff getroffen und fiel vom Waggon, Wind in seiner Kleidung, da war es wieder, er fand sich im Wasser wieder, glaubte wieder die Kampfflugzeuge über sich zu sehen, doch es war der Zug, der über ihm in einem Tunnel verschwand.
Pangaea
Pangaea
Eragon

Anzahl der Beiträge : 34
Anmeldedatum : 07.09.11
Ort : Vieden

Nach oben Nach unten

Immortal VI - Wrath of a Titan Empty Re: Immortal VI - Wrath of a Titan

Beitrag von Mister Ich Fr 02 Jan 2015, 18:59

Zeichen

Alexis ging am Gate auf und ab. Es war schwierig, einen Flug von Belgrad nach Turin zu ergattern. Sie konnte einfach nicht anders, sie musste Qenji sprechen. Ohne sich zu versehen, hatte sie ihr Handy in der Hand. Qenji war in Österreich, er hatte ihre Nachricht nicht erhalten. Sie erzählte ihm schnell alles, was sie über die Baba Jaga erfahren hatte. Qenji meinte, er brauche sie so schnell wie möglich bei sich, aber sie musste zuvor noch mit Emilio von Eden sprechen. Sie freute sich schon darauf, Qenji wieder zu sehen. Sie war in den letzten Tagen so viel stärker und entschlossener geworden. Jetzt wo sie der Wahrheit immer näher kam fühlte sie, wie die Unsicherheit, die sie ihr ganzes Leben lang begleitet hatte, immer mehr von ihr abfiel. Wir sind, was wir geerbt haben, was wir gelernt haben und was wir erlebt haben. Die Baba Jaga hatte recht damit. Je mehr Alexis herausfand, umso vollständiger fühlte sie sich und mit ihrer Vollständigkeit wuchs auch ihre Selbstsicherheit.


Emilio von Eden
Es gab nur noch ein paar wenige, graue Flecken in dem Bild der Wahrheit, und einer davon war das Haus Eden. In Turin angekommen, suchte sie umgehend diesen grauen Fleck auf. Das Haus Eden hatte seine Heimat in einer alten Basilika gefunden. Die Katakomben darunter wurden zu einem unterirdischen Netzwerk ausgebaut. Irgendwann sollte es eine kleine Stadt unter dieser Basilika geben, doch derzeit gab es nur eine Handvoll Tunnel. Alexis bemerkte Vertreter aller Arten unter den Einwohnern. Vampire, Hexenmeister, Werwölfe und selbst ein paar Kirchenmänner hatten Schutz im Hause Eden gefunden. Es war dem Haus Lazarus nicht so unähnlich, aber es war auch nicht dasselbe. Alexis suchte Emilio auf und konfrontierte ihn mit ihrer Theorie. Es war naheliegend, dass es Emilio war, der hinter dem Angriff der Kirche auf das Haus Valerius steckte. Emilio lachte sie nur aus, und Alexis verstand, dass sie in diesem Fall auf der falschen Fährte war. Emilio war kein Hausführer, und das Haus Eden nur dem Namen nach ein Vampirhaus. Emilio war mehr eine Art Bürgermeister und das Haus Eden würde wohl seine Gemeinde werden, auf die er aufpassen würde, mehr jedoch nicht. Doch eine wichtige Sache erzählte dieser Emilio. Er erzählte Alexis vom Stillen Eid, von den Empathen und auf welche Weise sie die Geschicke dieser Welt lenkten. Wenn Emilio Recht hatte, würde das so einige Dinge aufklären, die Alexis beschäftigten. Sie dankte Emilio höflich und verließ ihn und das Haus Eden.  Er hielt sich aus allem raus, und Alexis würde dafür sorgen, dass es so blieb. So könnte etwas wie Eden diesen Wahnsinn vielleicht überleben. Vielleicht würde es Emilio sein, der die Scherben einsammeln würde, wenn das alles vorbei war.

Schuld und Sühne

Auf ihrer Weiterreise nach Österreich verfolgten sie finstere Gedanken, die jedoch, je näher sie ihrem Ziel kam, von der Freude auf ein Wiedersehen mit Qenji überdeckt wurden. Es war nur eine Woche vergangen, doch es kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Sie sehnte sich nach ihm, nach seiner Berührung, seinem Geruch, nach dem Geschmack seiner Lippen. Diesmal würde sie nicht warten. Kaum war sie in Hochosterwitz angekommen, eilte sie los. Die Baroness von Loire residierte hier, doch Alexis hatte weder einen Sinn für Floskeln noch für die beeindruckende Kulisse. Sie eilte die Treppen hinauf und hatte nur Augen für den Vampir, der ihr entgegen kam. Alexis fiel ihm in die Arme, presste ihre Lippen auf die seinen und drängte ihn zurück in den nächstbesten Raum. Sie wollte es einfach passieren lassen. Das Leben war zu kostbar, um es in einem ewigen Hin und Her zu verschwenden. Sie war gerade dabei sein Hemd aufzuknöpfen, als Qenji sich aus ihrer Umarmung herauswandte. Die Leidenschaft wich schlagartig aus ihr und es machte sich Verwirrung breit. Alexis fragte ihn, was los sei. Erst jetzt bemerkte sie all die Details, die ihr zuvor entgangen waren. Er war schlampig und eilig angezogen, roch nach einem Parfüm, das sie sonst nur bei Treffen im Konzil wahrgenommen hatte. Dazu dieser Ausdruck in seinen Augen. „Du warst nicht da…“, war seine Antwort.
Alexis fühlte, wie etwas in ihr einen Riss bekam. Qenji hatte mit Mircella das Bett geteilt und jetzt gab er ihr die Schuld daran? Sie waren sich zu nichts verpflichtet und trotzdem fühlte sie sich betrogen. Alexis drohte abzurutschen, fühlte, wie ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Tief in ihrem Inneren klammerte sie sich schreiend und weinend an das wenig Gleichgültigkeit, das sie von ihrer Großmutter mitbekommen hatte. Sie fühlte, wie dieses Wenige sich ausbreitete und ihr Kraft gab.

Alexis kämpfte ihre Tränen nieder und konzentrierte sich auf das Wesentliche. Qenji erzählte ihr von Theresa und dass er sie nach Japan geschickt hatte. Das war also der Grund, warum die Ku´nan sie festgehalten hatten. Alexis war sich plötzlich nicht mehr sicher, mit wem sie da sprach. War aus ihrem Freund ein Feind geworden? War der Einfluss des Vampirkaisers immer noch so groß? Allen Anschein nach hatte Qenji mit Japan dennoch gebrochen, schließlich war er noch hier.
Qenji wollte ihr zeigen, was er sonst noch erlebt hatte und ließ sie in seinen Geist. Die Sache mit dem Zug. Alexis begleitete ihn durch die Abteile. Bis zu dem Mann mit den Schläuchen in seinem Kopf. Sie fühlte, wie Qenjis Seele angegriffen wurde. Das war kein telepathischer Angriff. Er gang tiefer, war emotionaler. Das also war so ein Empath. Alexis ging näher, sah durch die Augen dieses Empathen. Es war sehr gefährlich so tief zu gehen, doch was hatte sie jetzt noch zu verlieren. Sie sah wieder diesen Walker. Eine Leiche in einem Tank. Ein Ritual. Dieser Mann wurde zu einem Empathen gemacht. Irgendwie hatte die Leiche in dem Tank damit zu tun. Sie schritt näher an sie heran. Legte ihre Hand gegen das Glas des Tanks. Der Tote öffnete die Augen und sah sie an. Schlagartig wurde sie aus dieser tieferen Ebene verbannt und fand sich wieder in dem Waggon wieder. Qenji hatte gut gekämpft und entschied sich für die Flucht. Er sprang aus den Zug. Alexis folgte ihm zum Ufer, wo er von Mircellas Leuten aufgelesen wurde. Sie brachten ihn nach Hochosterwitz.  Sie beobachtete, wie Qenji sich erholte, wie er mit der Baroness umging. Beobachtete ein Abendessen. Dort saßen die Beiden. Und Qenji tat genau das, wobei Alexis immer an ihm gescheitert war. Er war er selbst. Sie konnte die tiefe Verbundenheit der beiden förmlich spüren. Hier hatte sie keinen Platz mehr. Alexis wandte sich ab. Sie hatte es sich immer gewünscht, sie wäre diejenige, die diesen Zugang zu Qenji finden würde, und Hölle, sie hatte es versucht, aber nun war sie ersetzt worden. Ausgetauscht und auf ein Abstellgleis gestellt.

Eine Mauer aus Fünf Ringen

Sie war immer noch in Qenjis Geist und blickte den langen Flur der Erinnerungen hinunter, bis ihr diese unsägliche Mauer die Sicht versperrte. Alexis schritt darauf zu. Ignorierte all die Dinge, die auf sie eindrangen und näherte sich dieser Mauer. Sie legte die Hand darauf und spürte diesen Ozean aus Gefühlen, Leidenschaft und Erinnerungen dahinter. Wie eine stürmische See schlug die Brandung gegen dieses künstliche Hindernis. Alexis konnte die Wellen durch ihre Fingerspitzen spüren, konnte das Brausen der Gischt am Rande ihres Bewusstseins hören.  Diese Mauer war nicht da, um diesen Ozean zu beschützen. Sie war sein Gefängnis und er selbst schien dies bereits zu ahnen. Alexis konnte feine Risse an der sonst glatten Wand ausmachen. Kleine Tropfen kämpften sich ihren Weg hindurch und als sie zu Boden fielen, fügten sie dem Flur der Erinnerungen ein weiteres Bild hinzu. Alexis begriff, dass es diese Mauer war, mit der sie bisher die meiste Zeit verbracht hatte. Wie eine Maske war sie. Diese Mauer war es, die Qenji lenkte, die sein Denken übernahm und seine Entscheidungen für ihn traf. Sie hatte diese Mauer nie geliebt. Es war der Ozean dahinter, in den sie sich verliebt hatte. Das, was sie in seinen Augen erahnte. Alexis hasste diese Mauer, und nun hatte sie plötzlich die Möglichkeit, sie zu vernichten. Sie konzentrierte sich. Sammelte ihre Kräfte. Ein sanftes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Es würde Qenji nicht gefallen, doch das war ihr gleichgültig. Rache für ihren Schmerz, Rache für Theresa. Sie würde diese Mauer einreißen und ihr Hass würde in Gleichgültigkeit übergehen. Dies war ihr Geschenk an ihren Qenji. Danach soll er doch glücklich werden mit wem auch immer er das wünschte. Ihr Impuls traf die Mauer vor ihr. Fünf ringförmige Risse bildeten sich auf der glatten Wand, bevor sie endgültig einstürzte. Alexis stand mitten in den hereinstürzenden Fluten und ließ los.
Qenji war bestürzt. Seine Augen waren rot und verweint. Er krümmte sich unter dem Schmerz der Erinnerungen. „Du hattest kein Recht dazu… ich hätte es selbst geschafft. Du hattest kein Recht dazu…“
Alexis ließ die Vorwürfe mit einem Schulterzucken an sich abgleiten. Natürlich hatte sie dazu kein Recht. Aber das zählte nicht, nur das Ergebnis. Sie war Ärztin. Findest du einen Tumor, schneide ihn raus, finde eine Mauer, reiße sie ein. Wir sind, was wir geerbt haben, was wir gelernt haben und was wir erlebt haben. Alexis hatte Qenji wieder ganz gemacht. „Nichts zu danken“, sagte sie nur und ließ ihn in seinem Elend allein.

Ihr Weg führte sie zu Mircella. Die Baroness war inzwischen wieder angezogen und hielt sich in ihrem Arbeitszimmer auf. Alexis war die letzte, die nun eine Szene machen würde, auch wenn sie große Lust dazu hatte. Alexis blieb höflich, beinahe zu höflich. Sie hatte eine Frage an die Baroness. Alexis wollte wissen, wie Willas Garres abgestimmt hatte, als es um die Bestrafung seiner Tochter Kendra ging. Die Baroness hatte die Antwort für sie. Willas wollte Kendras Tod. Also war es wahr. Kenneth hat Kendra das Leben gerettet und sie bei ihrer Rache an Willas unterstützt. Kendra war also Kenneths Werkzeug. Sie sollte tatsächlich Bloodsucker für ihn erschaffen. Kenneth musste etwas seit mindestens zehn Jahren planen. Das Puzzle wurde immer kompletter. Mircella hatte ihrerseits eine Bitte an Alexis. Sie wollte unbedingt eine Konzilsversammlung einberufen, wurde jedoch von Kenneth Irons Leuten hingehalten. Alexis erfand eine plausible Ausrede für Kenneths Verschwinden. Der Bombenanschlag mit dem Zug kam ihr da gelegen. Sie wies die Baroness auch darauf hin, dass auch ohne Kenneth Irons eine Sitzung einberufen werden könne und versprach zu helfen.  

An dem Abend verabschiedete sich Qenji von seiner Baroness. Beide beteuerten ihr Zuneigung zu einander, doch Mircella spürte, dass das Herz des stolzen Samurai niemals ganz ihr gehören würde. Währenddessen telefonierte Alexis mit Luna Sar. Kenneth war gefunden worden, nackt und entkräftet, aber am Leben. Alexis war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. Sie wies Luna an, eine Konzilssitzung einzuberufen und alle einzuladen. Selbst Piotre und die Unsterblichen. Das Protokoll musste eingehalten werden, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Alexis bot sich als Stellvertreterin für Kenneth an, mit Erfolg. Als Alexis aufgelegt hatte, musste sie fast darüber lachen, wie einfach das war. Ihr Vater musste seinen Heidenspaß mit Luna Sar gehabt haben.


A und Ω

Alexis und Qenji flogen nach Zürich. Sie flogen nicht allein, Qenji hatte Unterstützung in Form von drei Werwölfen aus Mircellas Hofstaat mitgebracht. Ihr Ziel war Irons Bergfestung. Alexis erhoffte sich, in der privaten Bibliothek Kenneth Irons Antworten zu finden. Sie näherten sich auf Skiern der verschneiten Festung. Sie kamen genau zur rechten Zeit. Die Festung wurde angegriffen. Ritter-Commander Jefferson und seine Deadhunters lieferten sich ein heroisches Gefecht mit den Angreifern und einer Gestalt, die sich in Roben verbarg. Die Gestalt schien so große Macht zu besitzen, dass sie beinahe sichtbar war. Alexis kannte einen geheimen Fluchtweg, der nun als Eingang in die Festung diente. Die Deadhunters waren dabei, diesen Kampf zu verlieren, während sich die Angreifer in zwei Gruppen aufteilten. Eine Gruppe machte sich daran, Jefferson und seine Männer auszulöschen, die andere durchsuchte Kenneths Bibliothek.
Alexis und Qenji waren sich nicht sicher wie sie weiter vorgehen sollten. Die Bibliothek schien das wahre Ziel zu sein. Irgendetwas Wichtiges ging dort vor, doch würden sie damit Jefferson und seine Männer dem sicheren Tod überantworten. Sie ließen den Ritter-Commander selbst entscheiden. Er versprach ihnen, so viel Zeit wie möglich zu erkaufen. Die Entscheidung war gefällt. Während Qenji und Alexis gemeinsam mit den Werwölfen die Angreifer in der Bibliothek niedermachten, kämpfte Ritter-Commander Jefferson sein letztes heroisches Gefecht gegen einen Gegner, dem er nichts entgegen zu setzten hatte.
In der Bibliothek ließen sie einen der Angreifer am Leben. Sie hatten etwas gesucht, und ein Verhör gab Aufschluss darüber, was es war und über noch so vieles mehr. Die Angreifer wurden von Walker geschickt. Sie sollten die Sankara-Steine hohen. Alexis hatte einmal darüber gelesen. Sie hatte diese Steine für eine alte Geschichte gehalten. Der Mann in der Robe hatte ein Gegenstück. Walker nannte beide Alpha und Omega. Etwas war komisch an ihnen. Sie schienen keine gewöhnlichen Übernatürlichen zu sein. Alphas Stimme klang verdächtig nach Kenneth Irons. Er war es auch, der sich nun in der Bergfeste aufhielt. Der Andere, Omega, wurde scheinbar zeitgleich nach Hochosterwitz geschickt um sich um Lady Mircella zu „kümmern“.

Alexis fand die Steine schließlich. Und beide entkamen dem Angriff von Alpha nur knapp. Remy hatte den Helikopter, mit dem Walkers Leute in die Festung gekommen waren, gekapert. Alpha sprach in Alexis Geist tatsächlich mit der Stimme von Kenneth Irons und sie bekam das selbe Gefühl der Falschheit wie in Baba Jagas Hütte. Er war es, der die Baba Jaga ermordet hatte. Alexis war zwar froh, dass es nicht Kenneth selbst war und sie Recht behalten hatte. Dennoch machte ihr allein der Gedanke Angst, dass ihre Feinde über so viel Macht verfügten.

Sie flogen ohne Unterlass zurück nach Österreich. Eilig sprangen beide aus dem Helikopter, als sie Hochosterwitz erreicht hatten, doch sie kamen zu spät. Alle waren tot. Von Mircella fehlte jede Spur. Nur noch Aijin, Qenjis treuester Freund, atmete noch. Er hielt sich am Leben, um Qenji von seinem Blut trinken zu lassen und ihm zu zeigen, was Worte niemals vermocht hätten. Die Baroness selbst hatte sich in die Bestie verwandelt, die sie war und schlachtete ihren eigenen Hofstaat hin. Sie war nicht bei Sinnen, sonst hätte sie diesen Vampir wohl nicht am Leben gelassen. Dann starb Aijin und Qenji nahm das Schwert Sileenas entgegen, das sie mit Aijin getauscht hatte. Alexis zählte ein und eins zusammen. Wie es aussah, hatte dieser Omega die Baroness „umgedreht“.  Nur ein Empath hatte die Macht so etwas zu tun. Alexis fühlte, dass die Leiche in diesem Tank, den sie in Qenjis Geist gesehen hatte, etwas damit zu tun haben musste. Qenji rief seinen Lehrmeister Daisuke an, während sich Alexis noch weiter in der Burg umsah. Daisuke war sehr enttäuscht, dass Qenji nicht nach Osaka zurückgekehrt war. Er wäre als Held gefeiert worden, doch so hatte er sich selbst zu einem Abtrünnigen gemacht. Qenji war nun ein Ronin. Ein Samurai ohne Herrn. Er würde nun alleine zusehen müssen, wie er zurechtkam und er würde dem Kaiser und den Seinen aus dem Weg gehen müssen.

Ein reuiger Sünder
Sie reisten zurück nach Zürich. Irons Familie hatte sich in ein unscheinbares Krankenhaus zurückgezogen. Niemand außer der Familie wusste davon. Luna war froh, Alexis zu sehen. Das Treffen des Konzils würde in zwei Tage stattfinden. Doch zuvor müssten sie sich noch mit einem Kontakt von Luna treffen. Er nannte sich „der Prophet“ und schien einer ihrer wichtigsten Kontaktmänner zu sein. Er wollte ein Treffen und Luna meinte, es wäre wichtig, was er zu sagen hatte. Alexis stimmte dem Treffen zu. Ein Prophet war vielleicht genau das, was sie jetzt brauchten.
Kenneth lag auf einem Krankenbett. Er sah fahl und eingefallen aus. Seine Brust hob und senkte sich mühsam. India hatte ihn nicht aus den Augen gelassen. Sie wusste nicht, wie es um ihn stand. Sie war keine Telepathin. Alexis trat vor, berührte Kenneths Stirn und betrat seinen Geist.
Sie fand sich wieder in der Ratskammer des Konzils. Nur wirkte alles viel älter und archaischer. Ein junger Kenneth Irons redete mit Feuereifer für eine Weiterführung des Krieges. Ein älterer Kenneth Irons stand neben ihr. „Ich sehe mir das schon ewig an…“, sagte er. Dann zeigte er ihr eine weitere Erinnerung. Derselbe junge Irons sprach von Frieden und der Gründung des Konzils. Crowley verließ erbost seinen Platz und der Stuhl der Baba Jaga blieb frei. Alexis verstand nun. Die Empathen hatten Kenneth beeinflusst, den Frieden zu machen, den er so verabscheut hatte. Kenneth bekannte sich mit der Zeit selbst zu diesem Weg, auch wenn er längst wusste was damals geschehen war. Er gab an, erkannt zu haben, dass es das Richtige gewesen war. Die Baba Jaga wäre eine Verbündete gewesen, doch aus Angst vor ihrer Rache blieb er dabei, sie dort zu lassen, wo sie war. Er bedankte sich bei Alexis dafür, dass sie sich in den Kampf im Geiste des Bombenlegers eingemischt hatte. Sie hatte ihm das Leben gerettet. Wieder ein Mal. Er bot ihr an, dass sie nun, wenn sie das wünschte, ihre Rache an ihm nehme könne. Alexis würde lügen, wenn sie behauptete, sie hätte nicht darüber nachgedacht, dieses Angebot anzunehmen. Doch sie würde es, wenn, dann nicht auf diese Weise tun.
Sie klärte Kenneth über alles auf, was sie und Qenji in Erfahrung gebracht hatten. Kenneth würde sich erholen, wenn auch nur langsam, und Alexis würde ihn würdig vertreten.
Sie verließ seinen Geist wieder. Doch sie hatte noch ein Hühnchen mit India zu rupfen. Sie kannte nun den wahren Grund für ihre Ablehnung Alexis gegenüber.  India hatte Straco geliebt, doch er entschied sich für Irena. Alexis war der lebende Beweis für deren Liebe. Alexis hoffte, India wissen zu lassen, dass sie den wahren Grund kannte, würde das Kriegsbeil zwischen ihnen endlich begraben.

Louis Chapoise
Alexis und Qenji trafen den Mann, der sich Der Prophet nannte, in einem kleinen, ansonsten leerem Café in Paris. Nur ein weiterer Mann saß etwas abseits und hielt stille Wache über ihn. Der Prophet war ein blasser zerstreuter Mensch mit Halbglatze. Doch er sprach mit einer Bestimmtheit, die keine Zweifel an seinen Worten zuließen. Er wusste von den Machenschaften von Walker. Gemeinsam mit einem gewissen Doktor Chandler arbeitete er an etwas so Gewaltigem, Unwahrscheinlichem, dass diese Sache Gefahr lief, in einer Katastrophe zu enden, gegen die ein Krieg zwischen den Übernatürlichen und der Kirche verblasste. Der Prophet sprach von vier apokalyptischen Reitern. Unsterbliche, die sich anschickten, diese Welt auszulöschen. Eine von ihnen war bereits auf der Bildfläche erschienen. Die Pest hatte New York in ihrem Würgegriff. Die anderen drei hielten sich bedeckt. Noch. Walker, Chandler und ihre Organisation würden die anderen drei zum Handeln zwingen und das galt es zu verhindern. Er beschwor die beiden, Walker und diesen Chandler aufzuhalten, um jeden Preis.
Beim Hinausgehen bedankte Alexis sich noch bei dem blonden Hünen, der über den Propheten wachte. Sie wusste instinktiv, dass er es war, der ihr in Berlin geholfen hatte, diesen Straco-Kult zu beenden. Er musste wohl auch ein Empath sein.

Paris, die Stadt der Liebe?
Im Hotelzimmer in Paris war sich Alexis gar nicht mehr so sicher, ob sie überhaupt noch kämpfen wollte. Sie dachte ernsthaft darüber nach, alles und jeden ins Chaos stürzen zu lassen und dann zu sehen, was übrigblieb. Qenji war anderer Meinung. Er beschwor sie diesen Pfad nicht zu verlassen, doch es ging Alexis in Wahrheit nicht um die Welt. Ohne ihn fühlte sich alles sinnlos und finster an und dass er sich mit Mircella eingelassen hatte und sie zurückgewiesen hatte, tat weh. Es fügte ihr einen Schmerz zu, wie es die Folter der Kirche niemals vermocht hätte. Qenji wurde sich seinen Gefühlen Alexis gegenüber wieder klar. Er erinnerte sie an die Worte, die er zu ihr bei ihrem ersten Treffen sagte. „Wem du in einem fremden Land dein erstes Lächeln schenkst, dem schenkst du auch dein letztes.“ Und Qenji Nura meinte es so, wie er es gesagt hatte. Alexis war sein Anker in dieser Welt, die er nicht verstand. Doch der Stachel saß tief und Alexis wollte sich vorerst nicht weiter damit auseinandersetzen.


Ein Platz, der immer leer stand.
Das Konzil trat in Zürich zusammen. Alexis übernahm den Vorsitz als Kenneths Stellvertreterin und Qenji unterstützte sie dabei. Piotre Valerius war der erste, der kam. Beide hatten nicht damit gerechnet, doch Alexis war zugegebener Weise froh darüber. Vielleicht schaffte sie es, dem groben und sturen Herrn des Hauses Valerius zur Vernunft zu bringen. Danach erschienen Kardinal Schwarzenberg sowie Kendra Garres. Der Sitz der Unsterblichen wurde, wie jedes Mal, zeremoniell begrüßt, niemand rechnete damit, dass dort jemals wieder jemand Platz nehmen würde. Plötzlich ging die Tür auf und jemand betrat den Raum. Ein leibhaftiger Unsterblicher nahm Platz inmitten des Konzils. Das erste Mal seit 300 Jahren. Alle brauchten etwas Zeit, um sich von dem Schock zu erholen.
Alex brach das Schweigen. Sie klärte das Konzil über Walkers Machenschaften auf. Sie setzte Schwarzenbergs Akolythen auf Mircella an. Nur die Akolythen der Inquisition waren in der Lage, die Bestie von Loire lebend zu fangen. Und sie brauchten die Baroness lebend. Luna Sar würde den Leibwächter des Propheten rufen, um die Baroness von dem Einfluss Omegas zu befreien.
Kendra und Piotre wurden auf das neue Ziel eingeschworen. Walker. Kendra stimmte zu. Piotre hatte Vorbehalte, vermutlich erhoffte er sich Unterstützung gegen die Heilige, die in Madrid nicht nur sein Haus, sondern auch seinen „Sohn“ ausgelöscht hatte. Alexis hatte Verständnis für ihn, doch sollte er nicht zu vorschnell handeln. Zeit hatten sie alle genug. Der Heiligen würden die Ziele ausgehen, wenn man ihr keine mehr anbot. Eine Taktik der verbrannten Erde. Das würde die Heilige hinhalten und sie könnten sich alle gemeinsam einer noch größeren Bedrohung stellen. Alexis wusste nicht, ob Piotre ihr Recht gab oder sich nur vor dem Unsterblichen keine Blöße geben wollte, doch der Herr des Hauses Valerius willigte ein, seine Todeshändler zur Verfügung zu stellen. Der Unsterbliche schwieg die gesamte Sitzung hindurch. An ihrem Ende verkündete er, er würde sich um diese Heilige kümmern und verließ die Versammlung ebenso unvermittelt wie er gekommen war.

stop this train
Im Flugzeug nach Amerika saß Alexis allein auf ihrem Platz und starrte durch das Fenster in die dunkle Nacht. Sie zogen in den Krieg, sie würde wieder töten. Sie stellte fest, dass das Töten ihr nichts mehr ausmachte. Es war ihr gleichgültig geworden. Mit Bestürzung bemerkte sie, wie sehr sie sich in den letzten Tagen verändert hatte. Doch sie war nicht geschaffen für den Krieg. Sie war kein Krieger wie Qenji. Der Krieg war ein Scheusal, das ihr Angst machte. Qenji schien das zu bemerken. Wortlos setzte er sich zu ihr und nahm sie behutsam in den Arm. Die Berührung spendete ihr Trost. Sie ließ sie zu und der Stachel in ihrer Seele zog sich etwas zurück.
Mister Ich
Mister Ich
Goddog der Lentschgott

Anzahl der Beiträge : 326
Anmeldedatum : 28.01.09
Alter : 39
Ort : Salzburg

Nach oben Nach unten

Immortal VI - Wrath of a Titan Empty Re: Immortal VI - Wrath of a Titan

Beitrag von Pangaea Fr 30 Jan 2015, 01:23

Der Keil in den Reihen der Feinde

Sie waren die Speerspitze der ganzen Operation. Sie haben sich selbst auserkoren, im Namen des Konzils der Organisation von Walker einen verheerenden Schlag zu versetzen. Da saßen sie nun, in einem Flugzeug, das ruhig über den Atlantik hinwegrauschte, Alexis versank in Qenjis Schulter. Ein Moment der Ruhe. Die berühmte Ruhe vor dem Sturm, aber vor einem Sturm, den sie selbst zwar nicht heraufbeschworen haben, aber kontrollieren konnten. Alexis hatte Kenneth Irons wahrlich gut vertreten, das gesamte Konzil stärkte ihr den Rücken. Und dieses Mal nicht nur mit leeren Worten. Ihre beiden Gedanken kreisten zum Teil um den Unsterblichen, der im Konzil auftauchte, doch vor allem um den Propheten. Der Unsterbliche würde sich um die Heilige Magdalena kümmern. Es musste ein wahrlich grauenerregender Anblick sein, wie es von Statten gehen würde. Und ob es überhaupt rechtens war und passieren soll… Der Prophet hatte ihnen kaum mehr als diesen einen Hinweis geben können. So wenig Alexis und Qenji auch über ihn wussten, sie mussten ihm und seinem Wort vertrauen. Einem Mann, der sich selbst zum Propheten ernannt hatte. Zweifelhaft, durchaus. Doch ist ihre eigene Existenz dar nur mehr nichts anderes als eine selbst ernannte Position der Exekutive des Konzils? Die Lehre des Kanyoto besagt, dass nichts stärker ist als das, was mit Überzeugung geschieht, Alexis und Qenji hatten es sich seit dem Anschlag der Kinder der Offenbarung auf das Begräbnis von Angelo Sodano zur Aufgabe gemacht, einen Krieg zu verhindern. Kaum einer hatte sich in einer vergleichbaren Art und Weise dieser einen Sache geopfert. Und sind dafür durch viele Täler gegangen, und haben auf diesem Weg viele liegen lassen müssen. Es bedarf keines Poeten zu beschreiben, wie sehr das Erlebte Alexis und Qenji geformt und verändert haben. Es war nicht jedes dieser Entwicklungen eine gute, doch wer Gutes im Sinne hat, hat Gott sei Dank kaum Platz für Schlechtes. Alexis fühlte sich verantwortlich für das was ihr Ziehvater aufgebaut hatte, und auch wenn sie einen guten Freund wie Flavio und eine gute Freundin und Mutterfigur wie Rachel darhingehen hat sehen müssen, ist sie nun doch reicher als noch vor ein paar Monaten. Das Besinnen auf die eigenen Wurzeln, das Sehen, Fühlen und allein das Erleben ihrer ureigenen Blutlinie der Jaga in Form von Baba Jaga selbst, hatte ihr Stärke verliehen. Dass auch diese unmittelbar nach ihrem Zusammentreffen starb, konnte ihr kaum noch etwas anhaben, denn sie hatte ihre leibliche Mutter wiedergesehen und befreit. Und doch, nach all den Strapazen hatte sie, noch kurz bevor sie in dieses Flugzeug stiegen, Zweifel an ihrer gesamten Operation. “Warum warten wir nicht, lehnen uns zurück und sehen zu, was passiert?!”, waren Alexis’ Worte. Es war Qenji, der unerschütterlich auf das Erreichen ihres Ziels beharrte. Niemand hatte ihn dazu gezwungen, als er vor einem Jahr (?) nach Europa kam, doch er hatte Alexis Feuer gefangen und hielt es seitdem hoch. Nicht zuletzt deswegen hatte er sich schlussendlich nach Erfüllen seiner Pflicht im Namen seines Kaisers von diesem abgewandt. Kanyoto, eine Auslegung des Buches der Fünf Ringe, machte ihn zum Ronin. Ohne Herren, doch mit einem Herz voller Leidenschaft für eine Sache und … eine Frau. Ja, Alexis hatte den letzten Schritt für ihn gemacht, sein altes Ich hervorgeholt, absolut verboten für einen Ku’Nan. Sie verdankten sich so vieles. Im Krieg bedarf es Krieger.

Ein Zeichen des Bündnisses

Nach Ankunft in LA erreichte sie die nächste schlechte Botschaft. Kandra berichtete ihnen, dass Kardinal Schwarzenberg auf offener Straße exekutiert wurde. Wenig überraschend waren die Kinder der Offenbarung verantwortlich dafür. Als Verfechter der Mediation und Deeskalation der Kirche und des Konzils war er wohl kaum gut genug für die nach Krieg sinnenden Kinder der Offenbarung. Die Inquisition und seine Akolyten waren nun führerlos. Es schien immer mehr, dass nur Feuer gegen Feuer ein wirksames Mittel ist. Das Ziel war klar - die alte Kallas-Festung hatten sie zuvor unzählige Male analysiert und die Angriffslust stand ihnen nun allen ins Gesicht geschrieben. Nun stand ein denkwürdiges Aufgebot an elitären Kriegern des Konzils auf dem Schlachtfeld. Kandra und ihre Bloodsuckers, Alexis, Deadhunters, Todeshändler. Alexis schwor ihre Deadhunters  auf den Feind ein, Kandra Garres beobachtete ihre flammende Rede und schmunzelte und nickte zustimmend. Für wenige würde sie ihre Bloodsuckers aufs Spiel setzen, doch Alexis war eine von ihnen. Qenji versicherte, dass er sich als würdig erweist, unter seiner Führung ihnen in die Schlacht zu ziehen. Er zog das Schwert von Sileena Valerius, das er der toten Hand seines besten Freundes entnahm - damit war er einer der ihren.

Die Feder und das Schwert.

Der Kampf wurde auf zwei Ebenen ausgefochten, Qenji machte sich mit den Todeshändlern daran, den Generator ausfindig zu machen und auszuschalten. Die Bloodsuckers stürmten das Haupttor, Alexis wollte sich Walker persönlich vorknöpfen. Über eine Videowall begrüßte Alexis der Schatten eines alten Mannes unter einer Kapuze, sein Haar war grau geworden, tief durchfurchten Falten sein Gesicht. Er zog die Kapuze zurück und Alexis sah einen mit Schläuchen verunstalteten Kopf, wie sie ihn in Qenjis Erinnerung im Alpenzug schon gesehen hatte. Er klatschte in die Hände, und sämtliche Deadhunters, mit denen sie einzog, fielen auf die Sekunde bewusstlos in sich zusammen. Alpha - Alexis verlangte dieser Kampf alles ab. Auf der Galerie, unter der sich schließlich Bloodsuckers von Kandra Garres feindlichen Bloodsuckers von Kallas gegenübersah, ging Alexis an ihre äußersten Grenzen. Sie wandelte ihre biomantischen Fertigkeiten auf eine Art und Weise um, die Alphas fragiles Äußeres in starke Bedrängnis brachten. Währenddessen, beinahe ungesehen, bahnten sich
Qenji und die Todeshändler zu dem Generator fort. Omega erwartete ihn bereits, auch er hatte Bloodsuckers an seiner Seite, um sie aufzuhalten. So sahen sie sich wieder. Qenji aber sah sich klar im Vorteil.


“Psionisch, körperlich, empathisch, un- und übermenschlich, alle Kräfte die in diesen Mauern aufeinander prallen, werden nicht unentdeckt bleiben. Es ist dies ein wichtiger Tag für das Konzil, in der alle…” Piotre Valerius betritt mit seinen Todeshändlern das Schlachtfeld und rafft die letzten Bloodsuckers des Feindes nieder. “... Mitglieder, seien sie auch noch so alt…” Kenneth Irons sieht von Schmerzen gebückt von seinen Verletzungen auf seinem Balkon und sieht in die Abendsonne in Richtung L.A. “...von zwei bis vor Kurzem kaum bekannten Persönlichkeiten lernen können. Der gemeinsame Wille ist unerreicht in Stärke. Das zeigt sich alleine dadurch, dass sie auf dem gemeinsamen Weg voneinander gelernt haben…” Alexis vollführt den letzten biomantischen Schlag gegen Alpha, dessen Schläuche reißen und dessen Haut zu platzen beginnt, und in die Knie geht. “...und sich angeglichen haben…” Qenji erweckt das freie Herz des Menschen, der durch Walker zu dem Monster gemacht wurde, was er ist. Dieser riss sich die Schläuche vom Kopf und stürzte sich in die Tiefe. “Wenngleich mein Blick getrübt ist… ich schöpfe Hoffnung. Diese Worte sage ich nicht als Prophet. Ich sage sie als Louis Chapoise.”

Operation Alpha erblickt sein eigenes Omega

Was Alexis und Qenji zu Gesicht bekamen war mit einem Wort abscheulich. Alexis Blick fiel sofort auf einen nackten Mann in einem der Tanks, sie hatte ihn in einer ihrer Visionen gesehen. Am Fußende des Tanks stand “Jano Koslov” geschrieben. Nicht alle Tanks waren belegt. Es war auch ein leerer Tank mit der Aufschrift “Vincent Straco”, Alexis drehte sich der Magen um. Doch Gott sei Dank, der Tank war leer.Vor ihren Augen eröffnete sich eine Brutstätte, mit der Walker die Kräfte von Seelenmagiern kopierte. Sie glaubten die Wurzel des Übels ausgemerzt zu haben, doch hatten sie gehofft, Walker und Dr. Chandler anzutreffen. Kein Walker. Kein Chandler. Der verheerende Schlag wurde aber gesetzt. Mit welch großen Verlusten. Nahezu alle Bloodsuckers von Kandra waren tot. Ein für Qenji entbehrliches Opfer. Doch das Verhalten von Kandra, mit Ehrerbietung und Respekt auf die toten Leiber ihrer Krieger zu sehen, ließ auch seinen Respekt gegenüber der Vampirin stark steigen. Sie hatte geopfert, wie es ein Kommandant tun muss und tut. Für einen Moment vergaß er die persönliche Fehde mit ihr, streckte ihr die Hand aus und sprach ihr seinen Respekt und Mitgefühl aus. Da stand sie, ihre eigenen Bloodsuckers, dahingerafft von Bloodsuckers, die Walker mit dem Blut ihrer eigenen Mutter erschuf. Am Boden wurde ihr Blut eins. Sie ließ ihren Kopf lange fassungslos hängen, hob ihn dann wieder leicht und verließ das Haus Kallas. Alexis sorgte dafür, dass der Seelenkult als Affront gegen sich, die Brutstätte genauestens analysiert und sichert. Zweifelsohne, in diesem Spiel hatte Walker und seine Forscher, angeführt von Dr. Chandler mit Hilfe der Sakara Steine Kopien von Kenneth Irons als Walkers Alpha, und Jano Koslov als sein Omega geschaffen.

Die letzten Takte auf der einen und die ersten auf der anderen

Das oberste Gebot war es nun, sich wieder zu sammeln. Qenji machte das Geschenk Kandras an den Kaiser Kopfzerbrechen. Er wusste nun, was es war. Ein Finger des Mephisto. Obwohl er dem Kaiserreich nichts mehr schuldete, kontaktierte er abermals Daisuke, um ihn seine eindringliche Warnung davor zu wiederholen, und schilderte ihm die Angelegenheit mit Sisake, der als Ku’Nan seine Pflichten vernachlässigte, und ein umschweifendes Leben führte, ohne Maß und Ziel. Daisuke gab ihm zu verstehen, dass er eine derartige Unterweisung nicht nötig habe. Er wünschte ihm ein letztes Mal Lebe Wohl.

Alexis bekam von Besuch von ihrer Mutter. Irena Jaga unterrichtete sie von der Gewissheit des Todes von Baba Jaga, Alexis hatte es aber insgeheim schon gewusst. Viel mehr aber wollte sie ihre Tochter in der Gewissheit lassen, dass ein Tod einer Baba Jaga niemals den Tod der Baba Jaga bedeuten könne. Alexis Augen weiteten sich, als sie ihre Mutter betrachtet. Ihr Blick sagte, dass sie wusste, wer die nächste Baba Jaga werden würde. Nämlich Irena selbst.

"WalkerGates"

Die Untersuchungen der Stätte führte sie auf die Spur von Mister Gates. Zahlreiche Seelenmagier, die dem Haus Lazarus in New York angehörten, wurden in den Tanks gehalten und mental seziert. Das Haus Lazarus selbst bestand nur wenig Jahre, geführt von Sophia Valerius, war es nicht nur Vampiren vorenthalten, Mitglied des Hauses zu werden. So war von Seelenmagiern über Werwölfe und Menschen beinahe alles vertreten. Ein gefundenes Fressen für den Milliardär Gates, der das Haus von ihrer Besitzerin zu einem damals horrenden Preis erkaufte. Damit wurde der Geldgeber endültig ausfindig gemacht. Aus Deutschland drängte die Information, dass Kenneth Irons Mircella aufgehalten hatte, sie war aus ihrem Rausch aber bisher nicht erwacht, und wahrscheinlich würde sie das auch nicht mehr. Qenjis Gedanken galten für einige Zeit nur ihr. Er konnte das nicht akzeptieren. Alexis wusste, mit dieser Information etwas ganz anderes anzufangen. Da das Loire-Rudel nun ebenfalls ohne Anführerschaft war, und ihr die Baronesse nicht erst seit ihrem Aufeinandertreffen in Österreich immer schon ein Dorn im Auge war, beschwor sie India, nach Ägypten zu gehen und Al Hassem, den “Ältesten der Ältesten”, und seine Kargasi zurück ins Konzil zu holen. Das Konzil konnte seine Stärke gerade jetzt gut gebrauchen. Luna fand heraus, wie man diesem Gates zu Leibe rücken konnte. Sie berichtete von einem Server, über dessen Schnittstelle sämtliche Transaktionen liefen und mithilfe dessen sie Walker den Geldhahn zudrehen konnten. Er befinde sich in Manhattan. Kenneth Irons Trupp hatte schon vor Wochen einen fünfzig Mann starken Trupp dorthin geschickt. Ohne  In die Hölle auf Erden, einem Unsterblichen in die Hände. Zwei Mann haben den Infiltrationsversuch überlebt, nur über sie konnten sie herausfinden, wo sich der Server genau aufhält. Sie wurden in einem Sanatorium des Konzils in Griechenland beobachtet. Denn zu helfen war ihnen nicht mehr, die beiden Männer waren lebende Wracks. Der eine, ein blonder Hüne namens Gunnar Svensson hatte seine erblindeten Augen und seinen Mund weit aufgerissen. Er schien ständig entweder jeden Moment auflachen oder niesen, aus ihm war kein Wort herauszubekommen. Seinem Kameraden, Robert Hitch schien ohnehin kein Bewusstsein zu haben, Teile seiner Haut waren verbrannt, er verlor ein Ohr und einen Arm, er lag in einer Ecke und schien mit seinem Zeigefinger seiner verbliebenen Hand etwas in den Boden zu zeichnen. Qenji bot an, ihr Blut zu trinken und auf diesem Weg ihr Wissen über den Ort zu erlangen, doch es war zu gefährlich, Teil an einem Wesen zu nehmen, dessen Körper von einem Unsterblichen maltretiert und zersetzt war, also wagte Alexis, in ihren Geist einzudringen und über diesen den Server zu lokalisieren. Bewusst ließ sie die Geschehnisse, die diesen Männern widerfahren war links liegen, zu ihrem eigenen Schutz. Es gelang ihr, sie musste aber nach dieser psionischen Reise quälen um noch richtig schlucken zu können. An diesen Ort zu gehen, auch nur in die Nähe dieser unkontrollierten Kreatur zu begeben ist eine ungleich gewaltigere Aufgabe, als alle, denen sich Qenji und sie bisher gegenüber sahen.

Inneres Wachstum

Eine gewisse Apathie befiel Alexis, sie hatte sich auf ihre Gleichgültigkeit verlassen, die ihr schon so oft geholfen hatte. Besonders jetzt, wo sie sich in einem hochgerüsteten BlackHawk des Konzils dem Standort des Servers näherten, würde sie ihr gute Dienste leisten, sie hatte sich anfangs gesträubt, doch Qenji hatte keinen Moment gezögert und sich bei der letzten Lagebesprechung mit Luna sofort angeboten, diese Aufgabe übernehmen zu wollen. Wollte er den Heldentod? Es schien Alexis so, er kannte keine Furcht, das hatte sich auch nach seinem Bruch mit dem Kaiser nicht geändert. Er war offiziell nunmehr ein Ronin, doch das Ehrgefühl eines Samurai konnte diese Formalität nichts anhaben. Sie konnte ihn nicht alleine dort hin gehen lassen, weil sie wusste, er würde es ohnehin tun. Im Anflug auf den Big Apple war bereits ersichtlich, dass sich etwas verändert hatte, der Rauch lichtete sich allmählich, man konnte wieder Zeichnung der Umgebung erkennen. Eine trügerische Ruhe befiel die Umgebung. Qenji sprang ab, Alexis folgte. Sie verließ sich auf ihre seelenmagische Intuition, zu ihrer größten Überraschung hatte sie genau nichts verspürt. Ein Trick, eine Fall? Welche Spielchen würde ein Unsterblicher spielen? Auch die leisesten Verdachtsmomente fruchteten nicht, die trübe New Yorker Nachtluft, geschwängert von verkohlten Leichen, Rauch und Benzin, sie war rein. Der Unsterbliche war fort. Der Wiederaufbau der größten Metropole dieser Welt würde vielleicht bald beginnen können. Während Kenneth mit Unterstützung seines eigenen Kultes und derer von Piotre Valerius nach Madrid reiste um Walker zu stellen, machten sie Qenji und Alexis bereit für ihre Reise nach Houston. Gates würde sie vermutlich erwarten, aber das mussten sie riskieren. Sie hatten ihn in die Enge getrieben, doch wie jeder weiß, ist ein Raubtier gerade dann am gefährlichsten.
Pangaea
Pangaea
Eragon

Anzahl der Beiträge : 34
Anmeldedatum : 07.09.11
Ort : Vieden

Nach oben Nach unten

Immortal VI - Wrath of a Titan Empty Re: Immortal VI - Wrath of a Titan

Beitrag von Mister Ich Sa 31 Jan 2015, 13:18

Es war dieses Leer gefegte New York das mich nachdenklich gemacht hat. Was tun wir hier eigentlich? Welche Rollen haben wir, in diesem Spiel, das vom ersten Moment weg als zu groß für uns gewirkt hat.
Den Flug zurück, über den großen Ozean, habe ich den Mann beobachtet den ich zu lieben glaube. Ist es wirklich so leicht, einfach so zu lieben? Die Mauer ist eingerissen und der Ozean brandet nun gegen seine dünne Haut. Ich konnte es fühlen, als wir uns Körper an Körper, Haut an Haut geliebt hatten. Ja, wir haben miteinander geschlafen und es hat gut getan. Ich fragte mich nur, ob es auch richtig war. Normalerweise muss ich nicht so sehr darum betteln und ich bezweifle ob Mircella jemals betteln hat müsste. ich komme mir billig vor und frage mich ob wir nicht zu verschieden sind?
Der große Wandel in diesem Mann ist ausgeblieben. Er war nun ganz, und dennoch klammerte er sich verzweifelt an sein altes Leben, dass er zwar hinter sich gelassen hatte aber dennoch nicht loslassen wollte. Er war nun ein Ronin und das hatte eine Bedeutung für ihn. Er war nun er selbst, doch das bedeutete nichts.
Wahrlich, wir sind die Summe der Dinge die wir geerbt, der Dinge die wir gelernt und der Dinge die wir erlebt haben. Ich dachte bis jetzt nicht, dass der Spruch meiner Großmutter zwei Seiten besaß.

Ich dachte ich würde ihn befreien, ihn verändern und ihn alles das sein lassen das er wegen dieser Mauer nicht sein konnte. Doch Qenji Nura blieb der Selbe. Die Dinge die er gelernt hatte…

Sein Blick, als er Mircella in ihrer Bestiengestallt durch den Käfig toben sah, sagte mir, dass ich hier einen Kampf führe den ich vielleicht nicht gewinnen kann. Einen Kampf den ich vielleicht gar nicht führen will. Soll Mircella diejenige sein dem Qenji sein erstes Lächeln geschenkt hatte, wer wäre ich, mich dazwischen zu stellen. Ich bin den Beiden nichts schuldig, das war ich nie.

So viele Fragen die mich quälen. Gates war unser nächstes Ziel. Dieser Prophet hat ihn nicht erwähnt. Dieser Mann kannte die Zukunft, doch einen Gates konnte er nicht sehen?. Dr. Chandler und Mr. Walker müssen sterben, von Gates war keine Rede. Ich pfusche nicht gerne mit dem Schicksal herum. Überschreiten wir unsere Kompetenz?

Walker soll in Madrid sein. Eine lebende Heilige die nun von einem Unsterblichen gejagt wird, Kenneth und Piotre die hinter Walker her sind und das alles in Madrid? Das ist alles zu viel des Guten. Warum sollte Walker so blöd sein? Wie ein Löwenbändiger der ohne Peitsche, Nackt und mit Blut eingerieben in den Löwenkäfig steigt. Das muss eine Falle sein. Diesmal kann ich dich nicht retten Kenneth.

Kennet, Vincent, Irena. Sie geistern seit langem in meinem Kopf herum. Irons, Straco und Jaga, es fühlte sich oft so an, als würden drei Seelen in mir, um die Vorherrschaft ringen. Sie gaben mir, alle Drei, genug Gründe gegeben sie zu hassen und dennoch verfüge ich über genug Einsicht um sie alle Drei zu lieben. Nun denke ich nicht, mich jemals entscheiden zu müssen. Ich habe zu viel über alles Nachgedacht. Zu viele Fragen, zu viele Lügen.

Richtig und Falsch verschwimmen zu einem grauen Nebel der Gleichgültigkeit. Aus dem Bauch heraus entscheiden, keine Rücksicht mehr nehmen. Ich werde nun, da sich alles seinem Ende zu wendet und die ersten Dinge zu Scherben werden, einfach ich selbst sein.


Mister Ich
Mister Ich
Goddog der Lentschgott

Anzahl der Beiträge : 326
Anmeldedatum : 28.01.09
Alter : 39
Ort : Salzburg

Nach oben Nach unten

Immortal VI - Wrath of a Titan Empty Re: Immortal VI - Wrath of a Titan

Beitrag von Mister Ich Do 05 Feb 2015, 02:42

Das wahre Gesicht

Wieder ein Flugzeug nach Amerika. Zum dritten Mal binnen dieser Woche sandte das Konzil seine beiden Todesengel in die Neue Welt. Waren sie das, Todesengel? Oder waren die beiden lediglich praktisch. Die unbekannte Konstante, von der dieser Prophet gesprochen hatte.  
Qenji flog den Privatjet diesmal selbst, er wollte nichts mehr dem Zufall überlassen. Alexis spielte die Copilotin, während ihr eben dieser Prophet nicht aus dem Kopf ging. Chapoise sprach vom Tod von Walker und Dr. Chandler. Einen Mr. Gates hatte er nicht erwähnt. Hatte er ihn nicht sehen können? Reichte seine Macht nicht so weit? Oder begingen sie nun einen Fehler? Hatte der Prophet diesen Gates absichtlich nicht erwähnt?

Wissen ist etwas Grausames. Alexis ehemaliges Bild in Schwarz und Weiß begann zu verschwimmen. Kenneth hatte sie aufgezogen wie sein eigenes Kind, doch er hatte sie zugleich benutzt, ihre Mutter wegsperren lassen und sie ihrem leiblichen Vater entfremdet.
Der Mann, der für den Frieden einstand, baute seit über zehn Jahren an einem Krieg. Lange bevor sich die Unsterbliche Manhattan einverleibt hatte, lange bevor die Kirche ihre Heilige von der Kette gelassen hatte, lange bevor Walker seine Attentate begann, rüstete Kenneth Irons das Konzil für einen Krieg auf. Er verhandelte mit dem Vampirkaiser, förderte Kendra wegen ihrer Bloodsucker, baute mit Marcus Valerius zusammen die Deadhunter auf. Das Puzzle war fertig und ergab ein Bild, das Alexis mit ihren bisherigen Erfolgen hadern ließ.

Nun war sie sicher, dass die Zerstörung der Gegenstücke ursprünglich Irons Plan gewesen war. Sie dachte immer, der Name Straco stand für Chaos und Wahnsinn. Nun erkannte sie, dass dieser Name für Schmerz stand. Für Ungerechtigkeit und Leid, dafür, verraten und benutzt zu werden. Chaos und Wahnsinn waren nur die Nebeneffekte.
 Ihr Vater hatte alles für Irons getan und zum Lohn verwehrte ihm Kenneth seine große Liebe, wandte seine Tochter gegen ihn, ließ ihn die Drecksarbeit machen und machte aus ihm einen Sündenbock. Das war das wahre Gesicht Kenneth Irons. Der Mann, der sie aufgezogen, nach seinem Bild geformt und anschließend ebenfalls für seine Zwecke benutzt hatte. Kenneth Irons war kein Gott, er war nicht einmal ein guter Mann. Alpha war nach seinem Vorbild geschaffen und sie hatte ihn bezwungen. Alexis hatte Kenneth zweimal das Leben gerettet. Dieser Mann, dieser Titan, war verletzlicher, als es den Anschein hatte.

Qenji brachte sie wieder auf Spur. Er war derart von diesem Kampf für den Frieden vereinnahmt, dass er nicht merkte, wie weit Alexis bereits von diesem Ziel abgedriftet war. Doch nun saßen sie im selben Boot. Qenji würde es auch allein durchziehen, wenn er musste. Alexis würde das nicht zulassen, sie war dabei, seinetwegen.


Eine Falle

Kendra funkte die beiden an und bot ihnen die Unterstützung ihres Hauses an. Sie sprach von Hoffnung. Alexis und Qenji hätten nicht im Traum gedacht, dass Kendra jemals von Hoffnung sprechen würde.

Sie fuhren direkt in die Höhle des Löwen. Gates hatte seine Residenz auf dem größten Wolkenkratzer von ganz Houston errichtet. Ein kleines Schloss in 179 Metern Höhe. Dafür, dass sich dieser Mann aus der Öffentlichkeit heraushielt, protzte er ganz schön mit seinem Reichtum.
Alexis beschloss, dass es wohl klüger wäre, mit dem Mann zu reden. Wenn ein Konzilfriede möglich war, wieso nicht Frieden mit diesem Menschen schließen. Alexis sollte sich irren.
Beide wurden höflich empfangen und in einen Wartesalon geführt. Qenji versuchte, die teure Zigarre, Alexis nahm einen Whisky dankend entgegen. Sie war angespannt und konnte jetzt gut einen Drink vertragen. Der Whisky war vergiftet. Alexis bemerkte es erst nicht. Sie musste für kleine Mädchen und verließ den Salon. Auf der Toilette begann, was auch immer in diesem Drink war, zu wirken und sie wurde ohnmächtig.
Qenji machte sich Sorgen. Alexis war schon viel zu lange weg und er beschloss, nach ihr zu sehen. Hinter der Tür warteten bereits fünf von Gates Männern. Drei Taser trafen Qenji mitten auf der Brust, ein elektrischer Stromstoß, der genügte um einen Elefanten bewusstlos zu machen, zuckte durch seinen Körper. Doch er wäre nicht der Krieger, der er geworden war, wenn er sich von ein paar lächerlichen Ampère bezwingen lassen würde. Qenji zog sein Schwert, durchtrennte die Kabel, die in seiner Brust steckten, mit einem beiläufigen Schwung. Seine Angreifer zückten ihre Schlagstöcke und gingen auf ihn los. Qenji grinste zwischen seinen Fangzähnen hindurch. Diese Menschen hatte nicht den Hauch einer Chance. Einen Augenblick später waren diese Männer tot. Die Toilette war leer, doch der Geruch sagte ihm, dass man Alexis weggebracht hatte. Vermutlich irgendwo weiter nach oben. Plötzlich kam Bewegung ins Spiel. Von überall strömten Gates Sicherheitskräfte herbei, diesmal mit ihren automatischen Waffen. Qenji fasste das Heft seiner Klinge fester, spannte jeden Muskel in seinem Körper. Er würde diesen Menschen ihre eigene Unzulänglichkeit vor Augen führen.


Die einzige Lösung die wir haben

Alexis erwachte. Vorsichtig öffnete sie die Augen. Sie fand sich in einer Lehmhütte wieder, ihre Hände fühlten das Stroh, mit dem der Boden ausgelegt war. Wandteppiche aus Ziegenhaar verzierten die Wände. Es gab keine Fenster, keine Lichtquelle und doch war es taghell in dieser Hütte. Alexis stand auf, war überrascht, nicht gefesselt worden zu sein. Sie suchte die kleine Hütte, die nur aus einem Raum zu bestehen schien, nach einem Ausweg ab. Die Wände fühlten sich warm an und schienen in einem sanften Rhythmus zu vibrieren. Es war warm und friedlich, doch Alexis hatte dennoch das unbestimmte Gefühl, eingesperrt zu sein. Wie ein Tiger in einem Käfig schritt sie die Wände ab und bemerkte nicht die Gestalt, die aus dem Lehm am Boden in der Mitte dieses Raumes  hinter ihr entstand. Der Lehm bröckelte ab und darunter kam eine nackte junge Frau zum Vorschein. Weißblondes langes Haar hing ihr tief ins Gesicht. „Alexis…“, hauchte sie und streckte die schlanke Hand nach ihr aus. Alexis drehte sich um und in dem Augenblick, in dem ihr Blick diese Frau erhaschte, beschwor sie diese: „Wach auf!“

Alexis schlug die Augen erneut auf. Sie war in einer Art Labor gefangen. Man hatte sie auf einen OP-Tisch geschnallt. Gegen die Panik ankämpfend bemerkte sie die Schläuche, die aus ihrem Brustkorb ragten, den eisernen Kragen, ähnlich dem, den dieser Alpha getragen hatte. Sie spürte, dass man ihr die Schläfen rasiert hatte. Die Menschen in den weißen Kitteln, welche gerade dort an ihr gearbeitet hatten, wichen erschrocken zurück. Sie sollte nicht aufwachen können, sie tat es trotzdem. Diese Leute verschwendeten keine Zeit. Sie würde auch keine mehr verschwenden. Ihre Kräfte lösten die Schläuche aus ihrem Leib, heilten ihre Wunden. Der Kragen und ihre Fesseln lösten sich zischend.
Die Männer in den Kitteln flohen in Panik. An ihre Stelle trat ein Sicherheitsmann in Kampfausrüstung. Alexis wich den Schlagstockhieben geschickt aus, griff nach seinem Geist. Sie legte ihm in seinem Kopf ein Würgehalsband um, machte eine Marionette aus ihm. Alles im Bruchteil einer Sekunde. Sie konnte die Puppen ebenso tanzen lassen wie ihr Vater. Doch diese Puppe würde sie nicht brauchen. Einen Laufsteg über ihr war ein Mann aufgetaucht. Glatt rasiert mit einer schmalen Brille auf der Nase stellte er sich als Mr. Gates vor. Alexis wusste von den Recherchen, dass Gates um die neunzig Jahre alt sein musste. Der Mann, der mit ihr sprach war allerhöchstens Mitte dreißig. Er versicherte ihr zu hundert Prozent menschlich zu sein, doch irgendetwas war komisch an diesem Gesicht. Es wirkte fast so, als gehöre es ihm nicht.
Nach allem versuchte Alexis, dennoch Frieden zu schließen. Gates lehnte ab, gab sich arrogant und siegessicher. Er verteufelte die Übernatürlichen. Das Konzil sei nur ein Freifahrtschein für den Terror und die Gewalt, die die Übernatürlichen über die Menschen brächten, weil es in ihrer Natur lag.
Alexis musste zugeben, dass dieser Mann, so selbstgerecht und gewissenlos er auch war, nicht gänzlich unrecht hatte. Die meisten Übernatürlichen betrachteten die Menschen tatsächlich nur als Nahrungsquelle, als eine Herde aus Schlachtvieh.
Doch das Konzil verhinderte gröbere Übergriffe, gab dieser Beziehung Grenzen.
Alexis selbst hatte ein gutes Jahrhundert als Ärztin gearbeitet. Sie hatte in beiden Weltkriegen Männern das Leben gerettet, die es ansonsten in einer Katastrophe verloren hätten, die sich diese Menschen selbst erschaffen hatten. Der Mensch blieb des Menschen größter Feind. Sie standen den Übernatürlichen an Grausamkeit und Kaltherzigkeit um nichts nach. Alexis hatte weit mehr Menschen das Leben gerettet als sie getötet hatte und sie kannte viele andere, die es ebenso hielten. Künstler, Lehrer, Ärzte, Verwalter. Übernatürliche, die ihre Jahrhunderte währende Erfahrung in den Dienst der Welt gestellt hatten. Nicht alles war schlecht. Das Konzil war nicht perfekt, doch es war die einzige Lösung die sie hatten.

Gates‘ Lösung war die Auslöschung des Konzils, ein Genozid, um die Übernatürlichen von dieser Welt zu tilgen. Im Notfall durch eine Offenbarung an die Menschheit. Das älteste aller Gesetze. Die Menschen durften nicht wissen, dass die Übernatürlichen existierten. Das würde einen Krieg auslösen, der alles bisherige in den Schatten stellen würde.
Gates war bereit alles und jeden für dieses Ziel zu opfern. Er sprach von Bauern, die eben geopfert werden mussten, um das Ziel zu erreichen. Er war um nichts besser als das Konzil, er war sogar schlimmer. Es ging ihm nicht um Frieden oder Freiheit für seine Rasse. Hier ging es um Herrschaft und Kontrolle. Gates konnte alles und jeden mit Geld bezwingen und jene Wesen, für die Geld kaum eine Rolle spielte, weil ihnen die Vergänglichkeit solcher Dinge bewusst war, waren ihm im Weg.

Gates ließ nicht mit sich reden. Er wollte den Tod und den sollte er bekommen. Ein Rolltor zu dem Labor öffnete sich und gut fünfzig Bloodsucker kamen dahinter zum Vorschein. Das war eine Macht, gegen die Alexis nichts ausrichten konnte. Ihre Telekinese verschloss das Tor, doch die rasenden Bestien arbeiteten sich einen Weg durch das dünne Blech. Sie floh über den Laufsteg, auf dem Gates gestanden hatte. Der Bastard war bereits geflohen, doch Alexis konnte keinen Gedanken daran verschwenden. Ihr war eine Horde Bloodsucker dicht auf den Fersen, sie rannte, was das Zeug hielt, die Gänge eines Büro- und Laborkomplexes entlang, schob mit ihren Kräften immer wieder Hindernisse hinter sich, um die Horde zu verlangsamen, musste verdutzten Menschen ausweichen, die in dem Komplex mit ihrer Arbeit beschäftigt waren. Die Horde zerschmetterte und tötete alles, was in ihrem Weg lag. Alexis schlüpfte gerade noch in einen Aufzug. Die Tür schloss sich im letzten Moment. Fürs erste war sie in Sicherheit. Ihr Weg führte sie weiter nach oben.
Ein kurzer Anruf im Haus Garres genügte, um dieses Gebäude binnen einer Stunde aus dem Stadtbild zu streichen. Xander Garres selbst würde die Platzierung des Sprengstoffs beaufsichtigen. Ihnen blieb eine Stunde Zeit, um zumindest diesen Gates zur Strecke zu bringen.
Sie hoffte Qenji, würde sich ebenfalls nach oben gekämpft haben, der Gedanke, er wäre tot, war etwas, dass Alexis einfach nicht für möglich hielt.


Der Weg des Schwertes


Qenji kämpfte tatsächlich und die Menschen mit ihren Gewehren hatten ihm nichts entgegen zu setzen. Doch sie wurden immer zahlreicher, sodass es doch sehr schnell zu einem Problem werden könnte. Qenji besann sich auf seine Aufgabe. Er könnte diese Schafe die ganze Nacht lang abschlachten, doch er war wegen des Hirten an diesen Ort gekommen.
Er nahm den Weg aus dem Fenster und rannte die glatte Fassade nach oben. Im vorletzten Stockwerk bemerkte er einen Mann,  der auffällig ruhig wirkte und ihn zu sich herein winkte. Er trank ganz beiläufig eine Tasse Tee, während der blutbesudelte Vampirkrieger durch das Fenster zu ihm hinein stieg. Er stellte sich ihm als Mr. Gates vor.  Er war glatt rasiert und trug eine schmale Brille auf der Nase, doch Qenji kam an seinem Gesicht irgendetwas komisch vor, so als gehöre ihm dieses Gesicht nicht.
Gates zeigte ihm das Schwert des Dschingis Kahn, das immer noch scharf in einer Glasvitrine ruhte. Er war nicht hier, um mit Qenji zu plaudern, er war hier, um ihm jemandem vorzustellen.
Ein Fremder betrat den Raum. Qenji erkannte an der Art, wie sich dieser Fremde bewegte, wie er seinen Kimono gebunden hatte, an dem Ausdruck in seinen Augen, dass er sich einem wahren Schwertmeister gegenüber sah. Gates gab sich arrogant und siegessicher, er würde sich aus sicherer Entfernung ansehen wie dieser Mensch gegen den Vampir triumphieren würde. Der Fremde verbeugte sich und zog das Schwert Alexander des Großen. Dieses antike Langschwert war im Blut von tausend persischen Kriegsgefangenen gehärtet worden, so zumindest die Legende, und war in hervorragendem Zustand. Der Mann, der diese Klinge gegen Qenji führte, schien sein gesamtes Leben nichts anderes getan zu haben, als dieses Schwert zu führen. Qenji zog sein eigenes und grüßte seinen Kontrahenten. Endlich traf er jemanden, der zu töten es wert war.
Dieser Mensch mochte ein Schwertmeister sein, doch Qenji war ein Kunan. Er hatte zwei ganze Leben mit der Klinge trainiert, war schneller und stärker als er. Der Mensch kämpfte tapfer und er starb tapfer. Qenji nahm das Schwert Alexanders und die Klinge des Großkahns an sich und ging los,  diesen Gates zu suchen, der natürlich geflohen war.


Ein Schatz für niemanden

Alexis Lift stoppte im vorletzten Stockwerk. Sie fand sich in einem Museum wieder. Langsam schritt sie die Gänge ab, vorbei an antiken Kunstschätzen, Bildern von Malern, die sie allein an der Pinselführung erkennen konnte. Hervorragende Statuetten. All diese Dinge waren Meisterstücke, und alle waren sie unbekannt oder dem Reich der Legenden zuzuschreiben. Ausdrücke des menschlichen Schaffens, der menschlichen Genialität. Kultur, die nur jemand zu schaffen im Stande war, der die Endlichkeit des Seins im eigenen Leib spürte. Nur der vom Tod Gehetzte kann etwas schaffen, das ihn unsterblich macht.
Die Dinge die dieser Gates hier zusammengetragen hatte, waren so gewaltig, so einzigartig, dass sie das Bild der Kunst, der Geschichte, ja der Welt der Menschheit selbst revolutionieren könnten.
Gates hat alles weggesperrt, und wie sich selbst vor der Öffentlichkeit verborgen und hier gehortet.


Endgame

Qenji kam zu ihr und vergewisserte sich zuerst, dass es ihr gut ging. Er hatte beinahe zur selben Zeit mit Gates gesprochen wie sie. Es gab also mehrere Gates. Sie erklommen die Stufen in das letzte Stockwerk. Heiliger Boden verursachte ihnen Kopfschmerzen und raubte ihnen die Kräfte. Alexis war es unverständlich, wie ihr Feind das geschafft haben mochte. Die Kirche zählte Gates ebenso zu seinen Feinden wie die Übernatürlichen. Und doch wohnte er in einem von Gott geschützten Raum? Ihr Verdacht bestätigte sich, nicht zwei, sondern zwölf Gates begrüßten die beiden. Sie sahen alle gleich aus. Umoperiert, ausgebildet, geschult. Der alte Gates war wohl längst tot und er hatte sich Ebenbilder geschaffen, die nun an seiner Statt das Werk seiner Foundation vollenden sollten.
Gates wurde zu einer Idee und eine Idee war nur schwer zu besiegen.
Sie zeigten ihnen Livebilder von Unruhen rund um die Welt. In Madrid herrschte das blanke Chaos. Kinder der Offenbarung, Polizeikräfte, Todeshändler, und Gates‘ Truppen veranstalteten ein Schlachtfest in den Straßen der spanischen Hauptstadt. In Zürich wurde soeben die Funkstation des Konzils von Gates‘ Männern gestürmt. Berlin, London, Rom, überall fand soeben die letzte Offensive der Friends of Humanity statt, um die Übernatürlichen zu tilgen oder an die Öffentlichkeit zu zerren.
Alexis und Qenji mussten schnell handeln und der Schlange den Kopf abschlagen, bevor es zu spät war. Die Gates hatten ihre Waffen gezückt. Allesamt uralte Relikte voller Geschichte. Einer Eingebung folgend ließ sich Alexis die beiden Schwerter von Qenji geben. Erst zerbrach sie die Klinge des Großkahn. Ermutigt durch die schockierten Blicke der Gates zersprang auch noch das Schwert des Alexander und der heilige Boden schien zu zucken und schwächer zu werden.
Alexis verstand. Der kollektive Geist der Menschheit schuf diesen Boden. Die Gates griffen an und die beiden wurden auf einen Balkon nach draußen gedrängt.

Alexis sprang über die Brüstung und ihre Telekinese trug sie durch ein Fenster einen Stock tiefer in das Museum. „Kannst du mich sehen, Vater!“, rief sie, „Heute bin ich ein böses Mädchen!“ Alexis entfesselte ihr Macht auf die Kunstgegenstände. Zerriss, zerbrach, zerstörte alles in einem Mahlstrom aus purer ungezügelter Kraft. Alexis Lachte wild über die zerstörung. so musste sich ihr Vater gefühlt haben als er durch das Vatikanische Museom schritt.


Qenji sprang auf das gläserne Kuppeldach, rannte darüber hinweg von den Kugeln der Gates verfolgt, die durch das Glas hinter ihm schlugen. Er sprang wieder hinein, tötete einen von ihnen noch im Flug. Alexis Zerstörungen, einen Stock tiefer, hatte den kollektiven Geist der Menschheit zerrissen und den Boden darüber entweiht. Im Vollbesitz seiner Kräfte tat Qenji Nura das, wofür er gemacht wurde. Er tötete sie alle, einen nach dem anderen.

Zwei der Gates erreichten das untere Stockwerk und zogen ihre Waffen gegen Alexis, um ihrer Zerstörungswut Einhalt zu gebieten. Alexis drang in den Geist eines der Beiden ein, brach ihn wie einen Zweig und zwang ihn, seinen Doppelgänger zu erschießen.

Die Friends of Humanity waren besiegt, unmittelbar bevor die Sprengsätze hoch gingen. Qenji und Alexis sprangen aus dem in sich zusammenstürzenden Gebäude und verließen sich auf ihre übernatürlichen Kräfte, um dem Tod zu entrinnen. Alexis nahm den gebrochenen Gates mit sich. Ihr Gefangener würde das endgültige Ende für die Friends of Humanity bedeuten.

Während der Staub des gestürzten Gates sich legte, küssten sich Qenji und Alexis. Ein Kuss des gemeinsamen Triumpfes. Sie hatten so eben die Welt gerettet, doch sie freuten sich nur, überlebt zu haben.


einfach Leben

Sie wurden von einem Rettungswagen abgeholt, der dem Haus Garres gehörte. Qenji sprach davon, dass ihre Aufgabe noch nicht zu Ende sei. Der Friede musste bewahrt werden. Alexis wollte davon nichts wissen. Sie war es leid. Sie war diesen Krieg leid. Sie war das Töten leid. Wie viele starben in diesem Hochhaus? Ein paar hundert? Tausend? Vielleicht mehr? Nichts Heldenhaftes konnte sie an diesem Sieg finden. Nichts glorreiches war an all dem Tod. Sie trauerte um all jene, die diesem sinnlosen Konflikt zum Opfer gefallen waren. Rachel, Flevio, Magnus, Schwarzenberg, Baba Jaga, sie alle hatten den Preis gezahlt. Alexis hatte genug. Nur weg, irgendwo hin. Fern den Pflichten und der Verantwortung einfach das Leben genießen. Zu ihrer Überraschung willigte Qenji ein.


"Ich bin Mr. Gates"

Der Rettungswagen kam am Haus Garres an. Er war, bis auf einen zitternden, gebrochenen Mann völlig leer. Er war glatt rasiert und trug eine schmale Brille auf der Nase. Ein Glas war heraus gesprungen. Etwas war komisch mit seinem Gesicht, als ob es ihm nicht gehöhrte. Mit zitternder Stimme gab er an: „Ich .. bin Mr. Gates…“


Zuletzt von Mister Ich am Do 05 Feb 2015, 16:11 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Mister Ich
Mister Ich
Goddog der Lentschgott

Anzahl der Beiträge : 326
Anmeldedatum : 28.01.09
Alter : 39
Ort : Salzburg

Nach oben Nach unten

Immortal VI - Wrath of a Titan Empty Re: Immortal VI - Wrath of a Titan

Beitrag von Anteus Do 05 Feb 2015, 12:40

Friede sei mit dir

Aufgrund seines anhaltenden Rückhaltes der Radikalen in der Inquisition hat Varela noch immer hohes Ansehen. Nach den Ereignissen in Madrid wurde er an den Hof in Rom bestellt. Er dient nun dem Papst als Berater und ist auch im inneren Zirkel der Kirche tätig. Gerüchten zufolge wird er einen neuen Ritterorden gründen um noch schneller mit Bedrohungen fertig werden zu können. Er wird nicht ruhen bis er selben auf dem Stuhl des Ehrwürdigen Vaters sitzt.

Das Feuer ist erloschen

Luna Sar hat solange ausgehalten wie sie konnte. Sie hatte es Kenneth versprochen, dass sie sich zusammenreißen würde und alles in ihrer Macht stehende um Gates und Walker zu finden. Endlich, nach einer nie enden wollenden Verfolgungsjagd mit Gates und Walker, war es vorbei. Als sie sich den Colt an die Schläfe setzte dachte sie noch einmal über ihre Familie nach. Das sie endlich bei ihr sein würde, kam ihr in den Sinn. Flavio, Salah und all die anderen Toten. Dann würde Adim das Haus führen, das hatte er immer gewollt. Sie drückte ohne lange zu zögern ab.

Jäger und Gejagter

Der Unfall hatte beide Wachen getötet. Walker konnte nicht aufstehen, die Axt in seinem Rücken hatte sein Rückgrat erwischt. Ohne Gates waren ihm nur seine Kontakte geblieben und offenbar war das nicht genug. Er kroch über den Asphalt der Straße. Dort am Straßenrand war ein geparktes Auto, vielleicht konnte er es erreichen wenn er den nur schnell genug wäre. Da bemerkte er, dass jemand hinter im Stand. Er zog seine Waffe und drehte sich so gut er konnte auf die Seite um, damit er auf seinen Verfolger schießen könnte. Der war bereits hinter ihm und schlug ein zweites Mal zu. Ohne Hand konnte Walker nicht mehr feuern. Der Kampfgeist war aus ihm gewichen und ein verängstigter Mensch war alles was da vor Virgil Garres lag. Genauso wie der EX FBI Agent es mit dem Konzil damals gemacht hatte, nahm auch er ihn Stück für Stück auseinander.

Die alten Männer

Mr. Gates war uralt und an seinen Rollstuhl gefesselt. Apparaturen die mit Schläuchen zu seinem Stuhl führten waren im ganzen Raum verteilt. Er sah aus wie eines von Walkers Dingern. Außedem war er schon weit über 90 Jahre und vermutlich noch viel mehr. Und doch war der Mann gefährlich. Kenneth setzte sich zu ihm. Sah ihm in die Augen. Er wusste bereits was er dort finden würde, unbändigen Hass auf ihn und all die Übernatürlichen. Doch Kenneth würde nicht den selben Fehler zweimal begehen und so war ich am Drücker. Es reichte eine Handbewegung und sein Herz wurde im inneren seines Körpers zerrissen. Nur ein kurzes Zucken war zu bemerken, selbst mit den schrecklichen Schmerzen, die ich ihm zufügte, war er noch gefährlich. In all den 500 Jahren hatte ich noch nie jemand so willensstarken getroffen und ich fragte mich ob ich es je wieder werde. Ich müsste lügen wenn ich sagen würde das ich keine Genugtuung empfunden hatte als Gates endlich starb. Das war für Jayden. Und nun hol ich mir meine Theresa zurück. Niemand geht so mit einer Crowley um.

Blackmaw

Sie hatte Monate lang in Kairo gesucht und viel gesehen. Was sie dort erlebt hatte, wusste nur sie. Verändert kam India zurück. Sie war zwar erfolgreich, aber doch anders als erwartet. Crowley würde nicht erfreut sein, doch was sollte der schon ausrichten? Das Blackmaw Rudel aus Edinburgh war nun im Konzil. Jeder wusste, das Blackheart von ihnen gesandt worden war. Ein Friedensangebot für Valerius und nun hatte es der Verlierer ins Konzil geschafft. Es würde zwar Reibereien mit Loire geben, aber Remy war ein schwacher Anführer. Schon bald würde Loire entfernt sein. Ohne die Baroness waren sie Kopflos und zu nichts zu gebrauchen.

Rückeroberung von Manhattan

Die Unsterbliche war weg. Aber auch all ihre Anhänger waren weg. Kein einziger Bewohner der abgeschirmten Insel war noch da. Weder tot noch lebendig. Menschleere zerstörte Straße, zertrümmerte verwüstete Hochhäuser. Das war alles was geblieben war. Die Aufbauarbeiten dauerten nur Monate und als pünktlich zur Weihnachtszeit die Eröffnung vom neuen Central Park von Barak Obama bekannt gegeben wurde, hatte sich die Welt beruhigt. Frieden war eingekehrt. Niemand weiß was die Unsterbliche, Emma Braddock, in Manhattan gemacht hat. Aber eines ist sicher, ihr nächstes Auftauchen wird wieder genauso fulminant sein wie das letzte Mal.


Zuletzt von Anteus am Fr 27 Feb 2015, 12:25 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
Anteus
Anteus
Gygax

Anzahl der Beiträge : 364
Anmeldedatum : 14.10.08
Alter : 41
Ort : ?

Nach oben Nach unten

Immortal VI - Wrath of a Titan Empty Re: Immortal VI - Wrath of a Titan

Beitrag von Anteus Do 05 Feb 2015, 16:46

True Blood

Während der gesamten Auseinandersetzung mit den Friends of Humanity musste das Konzil fast zur Gänze seine Ressourcen aufbrauchen. Was dazu führte das nur sehr wenige Einheiten für den Kampf gegen True Blood eingesetzt werden konnten. Es wurde zwar ein großer Erfolg in Litauen verzeichnet, aber unglücklicherweise war das ein Einzelfall. Mittlerweile gibt es sogar Gerüchte, dass ein Oberhaupt einer der großen Seelenkult Familien davon abhängig geworden sei. Es sind sogar schon Stimmen im Konzil laut geworden, die behaupten, dass der Blutkult von Garres True Blood produziert und Kandra das angeordnet hat, da man sie kaum noch im Konzil antrifft.
Fakt ist es breitet sich mit unglaublicher Geschwindigkeit aus und keiner vermag es aufhalten. True Blood ist überall.




Anteus
Anteus
Gygax

Anzahl der Beiträge : 364
Anmeldedatum : 14.10.08
Alter : 41
Ort : ?

Nach oben Nach unten

Immortal VI - Wrath of a Titan Empty Re: Immortal VI - Wrath of a Titan

Beitrag von Mister Ich Sa 21 Feb 2015, 20:23

"Ein Platz in meinem Herzen"

Es war Winter und Schneeflocken schwebten sanft zwischen den Schiffen hindurch in die kalte Nordsee und sammelten sich als feiner Staub auf dem Kai am Hafen von Antwerpen. Alexis war ihrem Gefühl durch halb Europa bis hierher gefolgt. Als sie ihre Suche begann, überkam sie dieses Gefühl das erste Mal. Sie ließ es einfach gewähren, ließ ihm freien Lauf und ließ sich davon treiben. Wie ein Blatt im Wind wurde sie einmal da einmal dorthin getrieben und nun war sie hier und dieses Gefühl sagte ihr, sie wäre an ihrem Ziel.
Es war kalt in Antwerpen und hier am Hafen, direkt am Wasser, war es besonders eisig. Alexis fröstelte und zog die fellbesetzte Kapuze ihres Mantels tiefer ins Gesicht, während sie weiter dem Pier entlang ging und Spuren im Schnee hinterließ. Sie dachte an Qenji. Die beiden hatten fast ein Jahr gemeinsam verbracht. Sie waren viel gereist, hatten vieles voneinander gelernt und hatten mehr Sex, als es für zwei Lebewesen gesund hätte sein können. Qenji lernte seine neugewonnene Freiheit mehr und mehr zu schätzen und Alexis begann, die ihre immer mehr zu vermissen. Irgendwann war der Tag gekommen, an dem man sich wieder getrennt hatte. Ohne Streit, ohne böses Blut. Die Welt wurde kleiner, wenn man sie näher kennen lernte, Zeit hatte keine Bedeutung. Man würde sich wieder sehen, eines Tages, und bis dahin hatte jeder sein Leben zu leben, tat, was er eben tun musste und wusste dabei doch immer, wem sein Herz gehörte. Qenji würde immer eine besondere Stelle in ihrem Herz einnehmen, egal ob er nun an ihrer Seite oder am anderen Ende der Welt war.

Ein Haus voller Angst

Sie rieb sich die kalten Hände und blickte auf. Sie war an ihrem Ziel angekommen. Das Haus wurde von zwei Kränen in der Luft gehalten, die verdächtig an die Beine einer Krähe erinnerten. Ranken wuchsen an ihrem Stahlkleid entlang. Wurzeln hingen von dem Haus herab ins Wasser und wankten müde im kalten Wind. Die Wendeltreppe, die nach oben führte, war völlig mit Schlingpflanzen bedeckt. Natürlich sah Alexis, dass dieses Haus ein alter Container-Ladekran war, dessen Hydraulikleitungen und Kabel achtlos aus der Steuerzentrale ins Meer hingen oder an den Flanken der Kranbeine entlang verliefen. Aber dieses Gefühl zeigte ihr auch, was jeder andere nicht sehen konnte. Schlingpflanzen und Wurzeln, Blätter, Moos, Torf - Leben. Sie war angekommen. Sie betrat das Haus Ihrer Mutter ohne Furcht. Sie war selbst eine Jaga und genoss die Wärme des Herdfeuers, den Geruch nach Lehm und Gewürzen.
Alexis setzte sich an die Feuerstelle, wärmte ihren durchgefrorenen Körper und wartete. „Wie hast du mich gefunden?“, fragte eine Stimme, die aus den Wänden zu kommen schien. Alexis antwortete wahrheitsgetreu, „ Ich bin einem Gefühl gefolgt.“ – „Dann ist es vielleicht schon zu spät“. Irena tauchte aus dem lehmigen Boden auf. Dies war ihr Haus und sie war ein Teil davon, ebenso wie das Haus ein Teil von ihr war. „Aber es ist schön, dich wieder zu sehen.“

Das Wiedersehen mit ihrer Mutter hätte herzlicher nicht sein können, doch lag auf beiden Seelen ein Schatten, den sie nur schwer verstecken konnten. Alexis hatte einen Grund, ihre Mutter aufzusuchen. Sie hatte über vieles nachgedacht in dem letzten Jahr und kam immer wieder zu einem Schluss, der ihr nicht gefiel. Irena hatte sie angelogen, oder ihr zumindest etwas verschwiegen und diese Erkenntnis tat weh. Sie konfrontierte sie damit. Das war riskant, denn Irena hatte bedeutend an Macht gewonnen und vor allem hier in ihrem Haus gab es nur kaum etwas zwischen Himmel und Erde, das ihr das Wasser reichen konnte. Doch Irena erkannte, dass ihre Tochter diesmal die Wahrheit wissen sollte.
Irena hatte Angst vor der Baba Jaga. Sie wusste gut Bescheid über die Macht, über die Alexis‘ Großmutter gebot, auch wenn Irena über die Person Baba Jaga nur so viel wusste, dass sie ihre Mutter war. Die Baba Jage würde nicht sterben, sie lebte in ihren Kindern weiter. Irena erlag dem Drang, sich ein Haus zu schaffen, nun fürchtete sie, ihre Mutter würde durch sie selbst oder durch dieses Haus wieder auferstehen. Sie sprach von einem Fluch, der auf dem Blut der Jaga liegen würde. Alle Kinder wären nur Wirte, Nester, Möglichkeiten zur Wiederauferstehung für die Baba Jaga selbst.

"Die Warheit, und nichts als die Warheit."

Irena wurde niemals zu etwas gezwungen. Sie entschied sich selbst für das Exil und gegen Straco. Kenneth hatte ihr nur dabei geholfen. Irena hatte gehofft, der mächtige Irons würde Alexis vor der Baba Jaga schützen, ging in dieses Irrenhaus und ließ sich ihre Kräfte nehmen, in der Hoffnung, so selbst ihrer eigenen Mutter zu entkommen. Nun fürchtete sie, dass alles vergebens gewesen war. Kenneth war also nur halb das Monster, das Alexis in ihm erkannt zu haben glaubte, doch belogen hatte man sie dennoch. Selbst der gute Al´Shazar, der Hüter der Schriften, war eingeweiht gewesen und hatte sie getäuscht.
Irena flehte sie, an ihr zu helfen die Baba Jaga aufzuspüren und endgültig zu vernichten, um so Alexis und sich selbst von diesem Fluch zu befreien.


Frei ist das Leben selbst

  Alexis erinnerte sich daran, wie sie im Turm von Gates geweckt worden war. An die Lehmhütte und die Gestalt, die erschien, um sie zu retten, die sie aufwachen hatte lassen, bevor Gates‘ Leute sie in ein Monster transferieren konnten. Sie musste dorthin zurück, um es zu verstehen, um alles zu verstehen, was vorgefallen war. Irena gab die Macht ihres Hauses für Alexis frei, um ihr zu helfen. Alexis ging tief in ihren Geist zurück. Augenblicke, die sich in Minuten dehnten. Dinge, die sie übersehen hatte, die ihr Unterbewusstsein jedoch wahrgenommen hatte.
Da lag sie, umringt von Menschen in weißen Kitteln, die ihr Schläuche unter die Haut schoben und ihr einen Kragen anlegten. Sie stand daneben und fühlte nur.
Da war etwas. Dort hinter der milchigen Verglasung war ein Nebenraum, den sie damals übersehen hatte. Jemand lag dort, Alexis konnte nur Schemen ausmachen.
Die sedierte Alexis erwacht, schreit vor Entsetzen, löst die Schläuche, löst die Fesseln. Die Weißkittel fliehen in Panik und der Wachmann schickt sich an zu sterben.
Alexis ignorierte diese Szene und konzentrierte sich auf die Person hinter dem Glas. Sie erwachte ebenso, erhob sich im selben Moment. Stand vor dem Glas, als könnte sie klar hindurch sehen, legte die Hand auf die milchige Scheibe wie zum Dank, dann schlossen sich stählerne Rollläden und der Blick war versperrt.

Alexis musste tiefer gehen, etwas weiter zurück. Sie erwachte in dieser Lehmhütte ohne Ausgang, ohne Fenster. Hinter ihr wuchs eine Gestalt aus dem lehmigen Boden. Alexis konnte nur einen sehr kurzen Blick auf die nackte Frau werfen, die sie später für sich selbst gehalten hatte. Sie hatte sich geirrt. Dieselben weißblonden Haare wie die ihren, ein jugendliches Gesicht, dasselbe, wie sie es schon einmal im Geist einer alten Frau gesehen hatte. Es war die Baba Jaga. Sie war in ihr aus der Hütte geflohen, hatte sich in ihr versteckt und dann diese eine Chance genutzt, um sich einen neuen Körper zu nehmen. Alexis erwachte aus ihrer Trance und lachte.

Irena misstraute ihrer Mutter völlig ohne Grund. Sie war mächtig, ja, aber sie war keineswegs verdorben oder verrückt. Die Baba Jaga hätte zu jeder Zeit Besitz von Alexis nehmen können. Sie hätte sich bei so vielen Gelegenheiten Irena oder Kenneth Irons holen können. Sie hatte nichts getan, nur gewartet. Als sie dann die Gelegenheit bekam, hatte sie Alexis sogar noch gerettet. Das hätte sie nicht gemusst, sie hätte einfach ihr gesamtes Selbst transferieren können, und Alexis Alexis sein lassen können.  Aber die Baba Jaga opferte einen winzigen Teil ihrer Selbst, um ihre Enkelin zu retten. Ein winziger Teil, den Alexis immer noch in sich spürte.
Es gab keinen Grund für Misstrauen oder Furcht. Die Baba Jaga hatte ihre Hütte nun in einem Menschen gebaut. Sie war nun nicht mehr ortsgebunden. Sie war alt und unheimlich mächtig und sie war irgendwo da draußen. Das Leben wandelte wieder auf der Erde. Irena hatte unrecht. Die Baba Jaga war die Einzige, die immer ehrlich zu Alexis war, wo alle sie belogen hatten, um sie vor ihr zu beschützen. Sie bedurfte keinen Schutz vor der alten Baba. Sie waren eins, vom selben Blut. Es waren andere, die nun Schutz vor den Jaga bedurften, sollten sie ihnen in die Quere kommen.


Der neue Vampir, der Vater und eine neue Schwester

Alexis verließ ihre Mutter wieder. Sie war sich sicher, Irena würde eines Tages verstehen, ihre Angst ablegen und akzeptieren, was sie war. Die Jaga waren mehr als einfache Hexenmeister. Altes Blut mit Mutter Erde verbunden.
Alexis ging zurück nach Zürich. Natürlich wollte sie Kenneth wieder sehen und natürlich wollte sie Kathrinas Stellung einnehmen, aber sie würde nicht an seine Haustür klopfen und darum betteln. Sie mietete sich in einem Hotel ein und ließ sich überall blicken, nur nicht im Seelenkult oder im Konzil. Im Midnight traf sie Xander Garres. Er vertrat nun das Haus Garres im Konzil. Alexis mochte den gewitzten und charmanten Vampir auf Anhieb. Er beherrschte das Spiel. Alexis hatte ihre Meinung über Kendra während der Begebenheiten vor einem Jahr gründlich überdacht. Sie mochte Kendra mittlerweile recht gerne. Eine junge Vampirin, die alles versucht hatte, um sich vor der Welt des Konzils zu beweisen. Doch das Spiel der Politik war nicht ihr Feld gewesen. Nun konzentrierte sie sich auf ihr Haus und ließ Xander dieses Spiel spielen. Das war ein kluger Schachzug. Langsam wurde aus Kendra doch noch eine wahre Vampirfürstin.  
Alexis besuchte auch die alte Bibliothek und gab sich Al‘Shazar gegenüber freundlich. Sie wusste nun, dass ihr „Freund“ sie belogen hatte, doch sie ließ sich nichts davon anmerken. Sie würde sich zur gegebenen Stunde revanchieren, doch heute war es an der Zeit, eine gute Miene aufzulegen.
Es dauerte drei Tage, bis Kenneth sie in ihrem Hotelzimmer aufsuchte. Er ließ sich nicht lange bitten und machte Alexis zu seiner Stellvertreterin. Alexis war von Anfang an ehrlich zu ihm. Sie würde ihn bei allem unterstützen, doch sie würde niemals gegen Qenji Nura vorgehen, egal, was Crowley auch planen möge. Sie erzählte ihm auch von der Baba Jaga, und ein Teil von ihr erfreute sich an der Angst, die sie in Kenneths Augen aufblitzen sah, als sie ihre Großmutter erwähnte. Doch er akzeptierte all dies. Es schien, als hätte er ein Jahr lang nur darauf gewartet, dass Alexis zurückkehrte. All die Dinge, die damals passiert waren, nagten noch heute an dem einst so großen Mann. Luna Sar‘ hatte sich in dem Moment, in dem Alexis das Versprechen eingelöst hatte, dass Luna Kenneth gegeben hatte, selbst umgebracht. Sie blieb stark, bis Gates besiegt war, dann richtete sie eine Waffe auf sich selbst und beendete ihren Schmerz. Der Verlust ihres Vaters und ihres Sohnes hatte sie wohl härter getroffen, als es den Anschein hatte.
Kenneth hatte also drei Frauen an diesen Krieg verloren und das traf ihn härter, als der Verlust von tausenden Männern, seiner Besitzungen und seiner Macht. Doch er ließ es sich nicht anmerken und man musste diesen Mann schon sehr genau kennen, um auch seinen Schmerz zu erkennen. Alexis kannte ihn schon ihr ganzes Leben lang.
Der Rat war erweitert worden. Anstatt der ehemals fünf Sitze im Konzil gab es nun fast einhundert. Jedes größere Vampirhaus, Werwolfrudel und Hexenzirkel hatten nun einen Sitz. Salvatore, Lada, Blackmaw und wie sie alle hießen. Selbst Loire war noch im Konzil, doch die Baroness blieb weiterhin in ihrer Wolfsgestalt gefangen und befand sich immer noch in Gewahrsam des Seelenkults. Es schien unmöglich, ihren Wahnsinn zu heilen und selbst Kenneth konnte bisher nicht zu ihr durchdringen.
Ein großer Rat brachte aber auch Machtverlust für die ehemaligen Mitglieder mit sich. Alexis fragte, wie Piotre Valerius diese Herabstufung aufgenommen hatte. Kenneths Antwort war ein Schock für sie. Piotre war in Madrid ums Leben gekommen. Das einst mächtige Haus Valerius war führungslos und lag in Scherben. Scherben… Alexis schluckte schwer. Es hatte also begonnen. Kenneth gab sich ansonsten sehr wortkarg, wenn es um Madrid ging. Alexis würde noch früh genug erfahren, was dort genau geschehen war.
Die Kirche hatte ebenfalls niemanden mehr zum Konzil geschickt. Die Übernatürlichen regierten sich nun selbst. Das Konzil befand sich wieder im Aufschwung, doch hatten sie den Krieg gegen True Blood scheinbar verloren. Die Droge hat die Wirren, die Gates ausgelöst hatte, ausgenützt und war nun wahrhaftig in jeden Winkel der Welt vorgedrungen. Gerüchten zufolge war selbst Adams, Rachels Vater, abhängig. True Blood war also der neue, übermächtige Gegner.
Alexis zog wieder in Kenneths Haus ein, wo sie auf India traf. Die stolze Smithe-Tochter hatte sich sehr verändert, als sie aus Kairo zurückgekehrt war. Die Kargasi hatten schweigend abgelehnt, sich dem Konzil anzuschließen. Al Hassem ließ sich nicht finden, doch er ließ India spüren, dass er sie jederzeit finden und auslöschen könnte. Sie war froh, lebendig aus Kairo heraus gekommen zu sein. Die beiden schlossen nun endlich Frieden. Die Verluste des Krieges, die Opfer, die beide gebracht hatten, um den Frieden zu bewahren, all das machte sie am Ende zu Schwestern.

"Straco"

Alexis stürzte sich in ihre neue Aufgabe. Sie lauerte im Schatten des mächtigen Irons und wartete geduldig. Sie hatte nun eingesehen, sich nicht entscheiden zu müssen. Sie war eine Jaga und sie war stolz und voller Leben. Sie war eine Irons, stark und bereit zu tun was notwendig war und sie war eine Straco, unberechenbar und gefährlich. Diese Seite an ihr war vielleicht stärker, als es den Anschein hatte. Trotz der Ablehnung, die ihr von ihrem leiblichen Vater entgegengebracht worden war, hatte er doch am Ende versucht, sie zu warnen. Am Ende hatte er sie, trotz allem, geliebt und es war stets sein Name, den Alexis mit Stolz trug. Ein gefährlicher Name, voller Schmerz, voller Leid und voller offener Rechnungen mit dieser Welt.
Mister Ich
Mister Ich
Goddog der Lentschgott

Anzahl der Beiträge : 326
Anmeldedatum : 28.01.09
Alter : 39
Ort : Salzburg

Nach oben Nach unten

Immortal VI - Wrath of a Titan Empty Re: Immortal VI - Wrath of a Titan

Beitrag von Gesponserte Inhalte


Gesponserte Inhalte


Nach oben Nach unten

Nach oben

- Ähnliche Themen

 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten